Deutschland: Wälder als Unesco-Welterbe:Deutsche Buchen erhalten den Welterbe-Titel

Sie sind die Heimat von bis zu 300 Jahre alten Bäumen: Fünf deutsche Buchenwälder haben es auf die Welterbe-Liste der Unesco geschafft. Auf unserer interaktiven Karte erfahren Sie mehr über die deutschen Naturwunder.

Der Grand Canyon und die Galápagos-Inseln gehören dazu - und nun auch deutsche Buchen. Die Unesco erklärte am Samstag fünf deutsche Buchenwälder zum universellen Erbe der Menschheit. Als Unesco-Weltnaturerbe stehen die Gebiete nun unter besonderem Schutz. Sie sind der dritte deutsche Eintrag in die Welterbe-Liste, neben der Fossillagerstätte Grube Messel in Hessen und dem Wattenmeer. Mehr über die die fünf ausgezeichneten Buchenwälder erfahren Sie in der nachfolgenden Beschreibung und auf unserer interaktiven Karte. Dort erkennen Sie die Buchenwälder an der grünen Einfärbung.

Unesco Welterbe in Deutschland

Die fünf ausgezeichneten Wälder

Welterbe-Nationalpark Jasmund Sassnitz

Nationalpark Jasmund

Der Buchenwald nahe dem Kreidefelsen "Königsstuhl" auf der Insel Rügen im Nationalpark Jasmund

(Foto: dpa)

Der Maler Caspar-David Friedrich hat die Landschaft des späteren Nationalparks Jasmund auf der Insel Rügen mit seinen Werken weltberühmt gemacht: Weiße, steil abfallende Kreidefelsen an der Ostseeküste und dichte Buchenwälder prägen das Gebiet im Nordosten der Insel. Mit einer Größe von rund 3000 Hektar ist der Nationalpark Jasmund der kleinste in Deutschland. Rund 2100 Hektar sind Waldfläche, von denen wiederum etwa 80 Prozent Buchenwälder sind. Ein Großteil des Buchenbestandes hat ein Alter von mehr als 90 Jahren. Knapp 700 Hektar der Nationalparkfläche werden von der Ostsee in den Küstenzonen an den Kreidekliffs eingenommen. Diesen Nationalpark wollen viele Urlauber erleben: Die Region wird nach Angaben der Nationalparkverwaltung von jährlich rund einer Million Gäste besucht. Das Gebiet wurde bereits 1929 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Seit 1990 trägt das Gebiet um den bekannten Königsstuhl den Status des Nationalpark.

Nationalpark Kellerwald-Edersee Bad Wildungen

Uralte, knorrige Buchen sind das Markenzeichen des Kellerwaldes in Nordhessen. Das Gebiet Kellerwald-Edersee mit den Urwaldresten der Buchenwälder wurde am 1. Januar 2004 zum Nationalpark. Auf einer Fläche von knapp 6000 Hektar - etwas größer als der Starnberger See - schützt er südlich des Edersees einen der großen Rotbuchenwald-Bestände Mitteleuropas. Nach Angaben des Nationalparkamtes sind 90 Prozent des noch jungen Nationalparks nutzungsfreier Raum. Dafür hatte die Internationale Naturschutzunion IUCN dem Gebiet im März das Zertifikat als naturnaher Nationalpark verliehen - übrigens als erstem Nationalpark in Deutschland. Die Auszeichnung setzt mehr als 75 Prozent naturbelassene Waldfläche, den Erhalt von Artenvielfalt und den Schutz ökologischer Strukturen voraus.

Müritz-Nationalpark Serrahn

Hier ist das Revier von Rothirschen, See- und Fischadlern, von Kranichen und auch des Waschbären: Die Buchenwälder von Serrahn (Mecklenburg-Vorpommern). Und sie sind Teil des größten deutschen Nationalparks im Binnenland - des Müritz-Nationalparks an der Mecklenburgischen Seenplatte. Mit 6200 Hektar nimmt das "wilde Teilgebiet" Serrahn etwa ein Fünftel des Großschutzgebietes ein. Dabei sollen die uralten Buchenwälder auf 244 Hektar Unesco-Weltnaturerbe werden, dazu ist eine rund 2100 Hektar große Schutzzone geplant. Der Wald um Serrahn konnte sich nach Angaben der Verwaltung des Nationalparks seit rund 500 Jahren weitgehend ungestört entwickeln.

Die ältesten Buchen sind zwischen 200 und 300 Jahren alt, auch viele abgebrochene und umgestürzte Bäume prägen die hügelige, von Teichen durchzogene Landschaft und bieten vielen Käfer- und Insektenarten im Totholz Nahrung. Der Wald gehörte ab 1701 dem Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, der 1848 Serrahn als Wildpark und Jagdgebiet auswies. Die Buchenwälder wurden nach 1945 zum Totalreservat erklärt.

Nationalpark Hainich Bad Langensalza

Der 7500 Hektar große Nationalpark Hainich im Westen Thüringens wurde Ende 1997 gegründet und ist das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet in Deutschland. Das geschützte Buchenwald-Gebiet ist Heimat seltener Tiere und Pflanzen wie Wildkatze und Orchideen. Rund 2100 Hektar sind Totalreservat, in dem keine Forstwirtschaft erlaubt ist. Das Gebiet war jahrzehntelang Truppenübungsplatz. Das ist ein Grund, warum so viele gefährdete Arten überleben konnten. Der Hainich, der insgesamt 15.000 Hektar umfasst, gilt als einer der größten zusammenhängenden Buchenwälder Europas. Er ist eingebettet in den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Besuchermagnet ist der Baumkronenpfad am Rande des Nationalparks. Dutzende Kilometer Wanderwege führen durch das geschützte Gebiet.

Buchenwald Grumsin Angermünde

Der Buchenwald Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg) hat seit mehreren hundert Jahren nahezu flächendeckend als Laubwald überdauert. Nach 1945 wurde das Areal zum Staatsjagdgebiet der DDR. Weil der Wald nicht betreten werden durfte, konnten sich seltene Tierarten ausbreiten. Seit 1990 ist der Grumsin ein bedeutender Teil der Kernzone des Reservats. Dort befinden sich auch zahlreiche Moore und Kleingewässer. In dem Wald gibt es zudem einen hohen Anteil an Altholz. Das jetzt ausgezeichnete Gebiet ist insgesamt 670 Hektar groß.

Die fünf Wälder ergänzen nun das bestehende Weltnaturerbe "Buchenurwälder der Karpaten". 2007 hatte die Unesco die Buchenurwälder der Karpaten in der Slowakei und der Ukraine als grenzüberschreitende Naturerbestätte in die Welterbeliste aufgenommen.

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