Skandal um US-Behörde:Sparstrategen verprassen Steuergelder in Las Vegas

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75.000 Dollar für Teambuilding, 7000 Dollar für Sushi, 3000 Dollar für einen Wahrsager: Eine US-Behörde hat sich eine ausschweifende Konferenz in Las Vegas geleistet. Dabei soll sie eigentlich Sparmaßnahmen für andere Behörden entwickeln. Nun gibt ein Untersuchungsbericht detailliert Aufschluss über die Sause, die selbst Obama empört.

Nakissa Salavati

"Was in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas", heißt es umgangssprachlich in den USA. Wer in die glitzernde Wüstenstadt reist, um Partys zu feiern, hat kein Interesse daran, dass feuchtfröhliche Peinlichkeiten über die Grenzen der Stadt bekannt werden. Genau das ist nun der General Service Administration (GSA), der landesweit tätigen Dienstleistungsbehörde in den USA, passiert: Eine Konferenz für 300 Mitarbeiter in einem Sternehotel nahe Las Vegas nahm ausschweifende Züge an.

Der Untersuchungsbericht über eine kostspielige Konferenz in Las Vegas setzte Martha Johnson, Chefin der Behörde "General Services Administration" unter Druck. Sie kündigte. Das Bild zeigt sie 2011 bei der Vorstellung eines Autoprojekts ihrer Behörde. (Foto: Via Bloomberg)

Die Kosten für die fünftägige Veranstaltung im Oktober 2010: 823.000 Dollar, etwa 600.000 Euro. Sparen scheint nicht die Stärke der staatlichen Behörde zu sein. Dumm nur: Genau das ist eigentlich ihr Auftrag. Die GSA entwickelt landesweit Sparstrategien für andere öffentliche Stellen.

Was genau auf der überbordenden Party passiert ist, steht nun einem staatlichen Untersuchungsbericht. "Kosten zu senken war nicht das Ziel", so das Fazit. Demnach organisierte die Behörde während der fünftägigen Konferenz für 75.000 Dollar vertrauensbildende Spiele für die Mitarbeiter, gab 7000 Dollar für Sushi und über 3000 Dollar für einen Wahrsager aus.

Einige der gebuchten Suiten kosteten bis zu 1200 Dollar pro Nacht. Erinnerungsmünzen, die den Trip nach Las Vegas unvergesslich machen sollten, ließ sich die Behörde über 6000 Dollar kosten. "Die Ausgaben waren ausufernd, verschwenderisch und in manchen Fällen unzulässig", urteilt der Bericht.

Entsprechend groß ist die Aufregung. Präsident Barack Obama, der öffentliche Stellen zum Sparen aufgefordert hatte, zeigte sich "empört" und forderte der Washington Post zufolge, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Leiterin der Behörde, Martha N. Johnson, hatte vorauseilend gekündigt, noch bevor der Bericht veröffentlicht wurde. Zuvor hatte sie versichert, dass solche Vorfälle nicht mehr vorkämen. Auch feuerte und suspendierte sie mehrere Mitarbeiter.

Ob und was Johnson über die Pläne und die ausufernden Kosten wusste, steht nicht im Bericht. Er macht jedoch klar, dass die Verschwendung kein Versehen war. So hätten Führungskräfte der Behörde ihren Kollegen mitgeteilt, dass sie auf der Konferenz eine Preisverleihung für die Mitarbeiter organisieren müssten, um die hohen Verpflegungskosten steuerrechtlich rechtfertigen zu können.

Die Organisatoren bekamen außerdem die Anweisung, die Veranstaltung solle over the top sein - größer und besser als vorherige Konferenzen. Zumindest in diesem Punkt hatten die Strategen der GSA durchschlagenden Erfolg.

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