Little Britain:Neidisch auf den Hintergrund-Fechter

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Szenenbild aus dem Film "Die große Parade" von 1924 (Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Es ist soweit, der stets erstaunliche G. steht kurz vor seinem Durchbruch als Hollywoodstar. Und das liegt nicht zuletzt an einem knurrigen Londoner Taxifahrer.

Von Christian Zaschke, London

In der vergangenen Woche hatte ich erwähnt, dass der stets erstaunliche G. kurz vor seinem Durchbruch als Hollywoodstar steht, weil er aller Voraussicht nach im Film "Cinderella" von Kenneth Branagh eine Statistenrolle als Fechter übernimmt. Eventuell wird er sogar nackt fechten. Wenn ich G. richtig verstehe, würde er bevorzugt nackt fechten, aber es ist noch nicht abschließend geklärt, ob in Branaghs "Cinderella" überhaupt unbekleidete Fechter auftreten sollen. G. sagt, er wolle die Romanvorlage noch mal in Ruhe lesen, um dem Regisseur im Zweifel nützliche Tipps zurufen zu können, quasi auf Augenhöhe. Meinen Einwand, dass es keine "Romanvorlage" gebe, weil es sich bei "Cinderella" um das Märchen vom Aschenputtel handele, überhört er.

G. trainiert eisern im Fechtklub und hat sich, wenn ich das so sagen darf, schon vor Drehbeginn ein ziemliches Star-Gehabe angewöhnt. Noch öfter als bisher streicht er durch sein grau meliertes, sorgfältig onduliertes Haar.

Die Hollywood-Sache führt dazu, dass ich derzeit hauptsächlich damit beschäftigt bin, mir meinen Neid nicht anmerken zu lassen. Immerhin hatte ich G. neulich beim Spanier, wo er entgegen aller liebgewonnenen Gewohnheit "gemütlich" eine "Kleinigkeit" aß, die Rechnung begleichen lassen, weil ich dachte: Wenn ich schon einen sackarroganten Hollywoodstar zu meinen Freunden zählen muss, kann er wenigstens die Getränke bezahlen.

"Gerade wochenends kotzt der Londoner gern"

G.s Fechttrainer arbeitet übrigens im Hauptberuf als Taxifahrer. Seit klar ist, dass G. nun der Nummer-1-Hollywood-Hintergrund-Fechter wird, spricht man mit dem Trainer besser nicht mehr über das Thema Fechten. Der Trainer ist nämlich mal bei "You Bet!", der englischen Version von "Wetten dass ..?", mit einer brillanten Fechtnummer aufgetreten und daher der Ansicht, der rechtmäßige Nummer-1-Hollywood-Hintergrund-Fechter zu sein.

Man fragt den Trainer lieber, was im Taxibereich grad los sei. "Nix", knurrt der Trainer dann. Außer natürlich, dass die Mercedes-Vito-Taxis, die heimlich versuchen, die klassischen Londoner Black Cabs zu verdrängen, dauernd vollgekotzt werden, weil im Vito die Türen nur vom Fahrer geöffnet werden können. "Gerade wochenends kotzt der Londoner gern", brummt der Trainer, "und dann ist es wichtig, dass er die verfluchte Taxitür sehr schnell selbst aufmachen kann."

Mitte der Woche schrieb G. per SMS, dass er nun auch für den Film "Fury" angefragt worden sei. In der SMS stand wörtlich: "Nächste Woche Dienstag Kostümprobe und Haareschneiden. 45 Pfund. Freitag Dreh. 145 Pfund. FURY mit Brad Pitt. Spiele Zivilisten." Seitdem hoffe ich inständig, dass sie ihm eine gottverdammte Glatze schneiden.

© SZ vom 12.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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