Zeitungsmarkt:Kartellamt prüft Springer/Funke-Deal

Funke Medien Gruppe

Springer will ohne Altlasten ins Digitale starten und einige Blätter an die Funke-Gruppe in Essen verkaufen.

(Foto: Caroline Seidel/dpa)

Es wäre einer der größten Deals in der deutschen Medienbranche: Für 920 Millionen Euro plant Springer verschiedene Zeitungen an die Funke-Gruppe zu verkaufen. Doch es gibt noch eine hohe Hürde: Das Kartellamt will das Geschäft "intensiv" prüfen.

Von Caspar Busse

Es ist einer der größten Deals in der deutschen Medienbranche: Mathias Döpfner, Chef der Axel Springer AG, will die beiden Traditionszeitungen Berliner Morgenpost Hamburger Abendblatt und eine ganze Reihe von Zeitschriften, darunter Hörzu, mit der der Verlag einst groß wurde, an die Funke-Gruppe in Essen verkaufen. 920 Millionen Euro ist das Geschäft wert. Es geht also um einiges, Springer will ohne alten Print-Ballast ins Digitale starten, die Funke-Gruppe, die unter anderem die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) herausgibt, will zum führenden Zeitungsunternehmen werden.

Doch jetzt droht massiver Gegenwind vom Bundeskartellamt in Bonn. "Der Fall Funke/Springer ist kein Selbstläufer", sagt Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamts, der Süddeutschen Zeitung. Und er warnt: "Das ist ein Fall von erheblichem Gewicht - nicht nur mit Blick auf die beiden beteiligten Unternehmen."

Die Behörde hat schon viele Deals verhindert

Erst in der vergangenen Woche hatte die Behörde angekündigt, dass ein sogenanntes Hauptverfahren eingeleitet werde. Möglicherweise geht das Geschäft nur unter erheblichen Auflagen durch, das Risiko trägt die Funke-Gruppe. Die Wettbewerbsbehörde hatte in der Vergangenheit bereits einige Milliardengeschäfte in der Medienbranche verhindert, etwa die Übernahme des Fernsehunternehmens Pro Sieben Sat 1 durch den Springer-Verlag oder verschiedene Zusammenschlüsse von Kabelfirmen.

"Wir werden das intensiv prüfen. Der Fall betrifft eine Vielzahl von Märkten und darunter einige, die man sich aus Wettbewerbssicht sehr genau ansehen muss", sagt Mundt. Und weiter: "Wir werden uns vor allem mit drei Bereichen intensiver befassen müssen: dem Markt für überregionale Anzeigen in Zeitungen, mit verschiedenen regionalen Anzeigenmärkten und den Märkten für Programmzeitschriften."

Hier könnte es in der Tat Überschneidungen geben. So gibt die Funke-Gruppe beispielsweise die Programmzeitschriften Gong und TV Direkt heraus und will jetzt Hörzu erwerben. Zudem planen beide Verlage Gemeinschaftsunternehmen zur Anzeigen-Vermarktung und für den Vertrieb. Auch hier könnte es zu Überlappungen kommen. Springer will weiterhin die beiden Tageszeitungen Bild und Welt sowie weitere Zeitschriften verlegen, die Anzeigen aber möglicherweise mit Funke zusammen verkaufen. Für die kommende Woche sind erste Gespräche im Kartellamt angesetzt.

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