Mit dem Ballon an den Rand des Weltalls:Sehen, was Felix Baumgartner sah

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So soll es aussehen: die Kapsel mit Gleitschirm und Heliumballon in der Stratosphäre, 30 Kilometer über der Erdoberfläche. (Foto: Reuters/World View Enterprises)

Eine Kapsel, darüber ein Gleitschirm und obenauf ein riesiger Heliumballon: Mit diesem Konstrukt sollen Touristen in die Stratosphäre gezogen werden. Ein spektakulärer Ausblick, der teuer kommt.

Von Katja Schnitzler

Sie haben schon als Kind davon geträumt, die Erde aus Sicht der Astronauten zu sehen? Sie hatten auch den nötigen Intelligenzquotienten für das Auswahlverfahren bei der Esa oder Nasa - nur Ihr Körper spielte nicht mit? Also widmeten Sie sich der Wirtschaft statt der Wissenschaft und nutzten Ihre geistige Stärke dafür, ein wenig Geld zu scheffeln? Wunderbar, dann stehen Sie so gut wie auf der Passagierliste von World View Enterprises. Ganz ohne Astronautentest.

Für den Ticketpreis von 75.000 US-Dollar (etwas mehr als 54.000 Euro) dürfen Sie mit dem Weltraumtourismus-Anbieter zumindest an den Rand der Atmosphäre reisen. Nach diesem neuen "Wir-bringen-reiche-Touristen-ins-All"-Konzept soll eine Kapsel für acht Personen Ende 2016 von einem riesigen Heliumballon nach oben gezogen werden. Und noch weiter nach oben, und noch ein Stückchen.

In dreißig Kilometern Höhe, in der Stratosphäre, ist dann Schluss. Das ist zwar immerhin zwei- bis dreimal so hoch wie ein Flugzeug normalerweise fliegt, aber immer noch nicht das Weltall. Die Passagiere befinden sich dann in einer Zwischenwelt, sozusagen am Rand der blauen Zone. Für das Erleben des Gefühls der Schwerelosigkeit - die dann nicht zu spürende Auswirkung der Schwerkraft - reicht das nicht.

Red-Bull-Superspringer Felix Baumgartner nutzte im vergangenen Jahr eine ähnliche Technik: Er ließ sich mit dem Heliumballon in einer Druckkapsel in noch größere Höhe ziehen. Weil die Passagiere der World View Experience aber nicht in 38.969,4 Metern aus der Kapsel hüpfen wollen, müssen sie keinen Raumanzug tragen.

Zurück auf den Boden kommen sie nach zwei bis sechs Stunden Rundumblick ins All, mit Aussicht auf den blauen Planeten und die Erdkrümmung. Für die Landung wird der Ballon abgekoppelt und die Kapsel trudelt am Gleitschirm gemächlich gen Erdoberfläche. So stellen es sich die Anbieter jedenfalls vor, die noch auf die Genehmigung der US-Flugsicherheitsbehörde FAA warten ( hier ein Schreiben der Behörde zum geplanten Flug).

Wenn auch die Technik für den Aufstieg und den Stratosphären-Aufenthalt alle Belastungstests überstanden hat, sollen 2016 die ersten acht Personen - sechs Passagiere und zwei Piloten - vom Spaceport America in New Mexico aus in den Himmel steigen.

Sollten Sie zusteigen wollen, dürfte Sie dieses Versprechen ders Veranstalters besonders interessieren: "The capsule is designed to land intact."

Passagier-Kapsel mit Blick auf die Erdkrümmung (Foto: Reuters/World View Enterprises)

Allein sind die Anbieter von World View Enterprises mit ihren Flugplänen nicht, die Ersten sind sie schon gar nicht: Auf der ISS schweben immer wieder mal millionenschwere Touristen durch das Wissenschafts-Szenario.

Und auch Virgin-Chef Richard Branson will am Rand des Alls entlangschrammen: In 110 Kilometern Höhe (der "Weltraum" beginnt in etwa zwischen 80 und 100 Kilometern über dem Meeresspiegel) hätten seine Passagiere nur wenige Minuten in der Schwerelosigkeit. Dafür kostet sie das mit 200.000 Dollar (mehr als 145.000 Euro) auch deutlich mehr. Allerdings wurde der Start von Bransons "Space Ships" bislang immer wieder wegen noch ungelöster technischer Probleme verschoben. Ach ja, von einem Mond-Hotel träumt Branson ebenfalls.

Ob Stratosphäre, Kurztrip in den Weltraum oder Mann auf dem Mond - um eines müssten sich diese All-Touristen ihr Leben lang keine Sorgen mehr machen: Ob ein anderer sie mit seiner Urlaubsgeschichte übertrumpft.

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