Cornelius Gurlitt zu Kunst-Affäre:"Freiwillig gebe ich nichts zurück"

Works of art from the Gurlitt collection

Unter anderem im Besitz von Gurlitt: Gemälde des Künstlers Hans Christoph.

(Foto: dpa)

Er habe der Staatsanwaltschaft bereits "genug" Belege geliefert, die ihn von jedem Verdacht entlasten würden: Cornelius Gurlitt, Besitzer des Münchner Kunstschatzes, will alle Bilder behalten und weist die Vorwürfe gegen ihn zurück. Für die weltweite Aufregung hat er kein Verständnis.

Der Besitzer des Münchner Kunstfundes, Cornelius Gurlitt, will alle Bilder behalten. "Freiwillig gebe ich nichts zurück", sagte der 80-Jährige dem Spiegel. Eine Reporterin des Nachrichtenmagazins hat Gurlitt insgesamt 72 Stunden lang begleitet. Die Vorwürfe gegen ihn wies er dabei zurück: Die Kunstwerke, die in seiner Wohnung sichergestellt wurden, habe sein Vater rechtmäßig erworben. Die Justiz und die Öffentlichkeit stellten "alles falsch dar".

In der Wohnung Gurlitts waren im vergangenen Jahr gut 1400 Kunstwerke gefunden worden. Bei diesen soll es sich zum Teil um NS-Raubkunst handeln, sie könnten zum Teil aber auch zu der privaten Sammlung von Gurlitts verstorbenem Vater, dem Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, gehören. Die Justiz ermittelt gegen Cornelius Gurlitt wegen Steuerhinterziehung und Unterschlagung.

Der Staatsanwaltschaft habe er schon genug Belege geliefert, die ihn von jedem Verdacht entlasteten, betonte Gurlitt im Gespräch mit der Journalistin. Sein Vater habe nicht gut über Hitler gesprochen, sagte er. Er habe Kunstwerke ausschließlich Museen oder Händlern abgekauft. Mit den Nazis habe sein Vater nur kooperiert, um die Bilder zu retten. "Er hat für die Kunst gelebt und für sie gekämpft. Der Staatsanwalt muss den Ruf meines Vaters geraderücken", so Gurlitt zum Spiegel.

Von der öffentlichen Debatte um ihn zeigte er sich schockiert: "Ich bin doch nicht Boris Becker, was wollen diese Menschen nur von mir?" Die Beschlagnahmung der Werke kommentierte er mit den Worten: "Die hätten doch warten können mit den Bildern, bis ich tot bin." Die Familiensammlung, die ihm per Erbe zugefallen war, sei sein Lebensinhalt gewesen: "Mehr als meine Bilder habe ich nichts geliebt."

Der 80-Jährige hat sehr zurückgezogen gelebt. Er wirke "eingesperrt in einer anderen Zeit", heißt es in dem Bericht: Er sehe nicht fern, buche Hotelzimmer per auf der Schreibmaschine geschriebenm Brief. In seiner Kindheit wechselte Gurlitt, der ein schüchterner Junge gewesen sei, mit seinen Eltern oft den Wohnhort. Um seinem Vater zu gefallen, habe er nach dem Abitur ein Kunstgeschichts-Studium begonnen, das er aber abbrach.

Gurlitt bezieht dem Bericht zufolge keine Rente und war noch nie in seinem Leben krankenversichert; seine Ärzte zahlt der am Herzen Erkrankte demnach in bar. 2011 reichte er die Guache "Löwenbändiger" von Max Beckmann beim Auktionshaus Lempertz ein, beim Verkauf fand er mit den Erben des Kunsthändlers Alfred Flechtheim folgende Regelung: Das Bild wurde dem Spiegel zufolge für 725.000 Euro verkauft, 400.000 davon erhielt Gurlitt, den Rest die Erben.

Laut einem Focus-Bericht wollen Mitarbeiter des Kanzleramts und der bayerischen Justiz Gurlitt dazu bewegen, die Bilder, von denen 590 als mögliche NS-Raubkunst gelten, freiwillig dem Staat zu überlassen. Im Gegenzug könne das Ermittlungsverfahren eingestellt werden. Eine "Vertrauensperson" solle an Gurlitt herantreten und an seine Verantwortung appellieren.

Die komplizierte Aufklärung der Besitzverhältnisse der Kunstwerke hat die Staatsanwaltschaft Augsburg übernommen. Ab der kommenden Woche sollen alle 590 Werke, bei denen es sich um NS-Raubkunst handeln könnte, auf der Internet-Seite www.lostart.de veröffentlicht werden.

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