Steuer-Nachzahlung:US-Fiskus fordert 700 Millionen Dollar von Jackson-Erben

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Michael Jackson, der King of Pop, bei einem Auftritt in Wien. (Foto: Reuters)

War der King of Pop nur ein Bettlerkönig? Das behaupten zumindest Michael Jacksons Erben, die sein Vermögen nicht allzu hoch schätzen. Die US-Finanzbehörden sehen das anders.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt ein Lied von Notorious B.I.G., das erst nach dem Tod des Rappers veröffentlicht wurde. Es heißt "Mo Money Mo Problems" und handelt davon, dass die Sorgen bei steigendem Einkommen überproportional zunehmen würden. Der Text des Liedes könnte auch im Testament von Michael Jackson vorkommen - vor allem, wenn man bedenkt, dass sich zahlreiche Debatten um den 2009 verstorbenen Sänger in den vergangenen Jahren nicht um geniale Musikstücke wie "Thriller", "Bad" oder "Black or White" drehten, sondern ums Geld.

Zunächst einmal versuchten die Angehörigen von Jackson erfolglos, Geld vom Konzertveranstalter AEG Live zu bekommen, der das 50-Konzerte-Comeback "This is it" organisiert hatte. AEG Live sollte jedem Kind von Jackson 85 Millionen US-Dollar und der Mutter Katherine mindestens 35 Millionen Dollar bezahlen - und dazu für einen ökonomischen Schaden von etwa 1,2 Milliarden Dollar aufkommen. Der Vorwurf: Der Veranstalter habe auf Jacksons Gesundheit ungefähr so viel Wert gelegt wie Jackson auf das Einreichen korrekter Steuererklärungen.

Genau darum dreht sich der aktuelle Fall, bei dem als sicher gilt, dass sich da jemand ganz gewaltig verschätzt hat. Die Nachlassverwalter nämlich bewerteten das Vermögen von Jackson mit ein wenig mehr als sieben Millionen Dollar, die amerikanische Finanzbehörde IRS dagegen geht von 1,125 Milliarden aus.

Sie hat den Testamentsvollstreckern nun mitgeteilt, dass sie davon gerne 505 Millionen haben möchte. Dazu seien die Steuererklärungen von Jackson derart ungenügend gewesen, dass sie eine Strafe von 40 Prozent (197 Millionen) für durchaus angemessen halte. Insgesamt fordert das Finanzamt 702 Millionen US-Dollar.

Beatles-Songs für mehr als 400 Millionen Dollar

Es geht vor allem darum, wie viel das Konterfei des Musikers wert ist - wenn also etwa T-Shirts mit Jacksons Gesicht darauf verkauft werden oder es in einem Werbespot gezeigt wird. Die Nachlassverwalter bezifferten diesen Wert mit exakt 2105 Dollar, das Finanzamt geht von mehr als 434 Millionen Dollar aus.

Zudem besaß Jackson nicht nur die Rechte an vielen seiner eigenen Songs, sondern auch an Liedern der Beatles wie etwa "Yesterday," "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" und "Get Back". Die Finanzbehörde schätzt den Wert auf 469 Millionen Dollar mit der Begründung, dass Jackson einst einen 320-Millionen-Dollar-Kredit mit diesem Musik-Katalog absicherte. Wert dieser Songs laut Testamentsvollstrecker: null.

"Die Finanzbehörde könnte die Summe ein wenig aufgeblasen haben"

Die Bewertung dieser Werte ist äußert knifflig, schließlich handelt es sich nicht um Aktien oder Grundstücke. Aber ein Unterschied von 1,117 Milliarden Dollar ist dann doch gewaltig. Steueranwalt Bruce Spizer, der acht Bücher über die Beatles verfasst hat, ist der Ansicht, dass sich eher die Nachlassverwalter verschätzt haben. "Die Finanzbehörde könnte die Summe ein wenig aufgeblasen haben", sagt er, die Lieder in Jacksons Nachlass seien aber sicherlich zwischen 300 und 400 Millionen Dollar wert: "Niemand kann den Wert dieser Sammlung guten Gewissens auf null schätzen."

Bislang haben sich weder die Finanzbehörde noch Jacksons Nachlassanwalt, Howard Weitzman, geäußert - mehrere Steuerexperten glauben jedoch, dass beide Seiten nicht an einer außergerichtlichen Einigung interessiert sind. Es dürfte also erneut einen spektakulären Prozess um Michael Jackson gehen, bei dem es wieder mal um sehr viel Geld gehen wird.

Michael Jackson, das ist unbestritten, hat zu Lebzeiten immens darunter gelitten, dass dauernd jemand etwas von ihm haben wollte. Mit den aktuellen Debatten muss er sich nicht herumplagen. Er darf in Frieden ruhen.

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