Kolumne "Familie und andere Turbulenzen":Warum der Frühling mit Kindern wunderbar ist

Familien-Kolumne

Ganzjahresvergnügen für Kinder: Kissenschlacht. Ganzjahresvergnügen für Eltern: entspannen auf der Couch.

(Foto: Stephanie Wunderlich)

Mit der Sonne kommt die Leichtigkeit zurück ins Familienleben. Piratenspiele bis in den späten Abend, (Tier-)Nachwuchs im Zoo und dünne Jacken, bei denen sich endlich nicht mehr alles im Reißverschluss verklemmt: Dinge im Frühjahr, die mit Kindern Spaß machen - und was dabei schiefgehen kann.

Von Katja Schnitzler

Es wurde Licht!

Wochenlang, gefühlt aber monatelang endeten die Wintertage bereits um vier Uhr nachmittags. "Muss ich jetzt schon ins Bett?", hatte das Kind matt gefragt (Den Fehler, diese Frage mit "Ja" zu beantworten, hatten die Eltern um drei Uhr nachts bereut. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Nachwuchs ausgeschlafen und bereit für den noch nicht begonnenen Tag). Nun endlich macht die Frühlingssonne Lust auf draußen und das energiegeladene Kind brüllt um 16 Uhr: "Piraten, auf zum Entern!" Den schönen langen Rest des Tages verbringt die wilde Horde am nächsten Bach oder am Stadtstrand. Wenn Sie Glück haben, sind Sie der Kapitän. Wenn nicht, nur der Leichtmatrose.

Das könnte schiefgehen: Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne. Oder es regnet. Oder beides.

Die Lösung: Regenjacken. Und eine Buddel voll Apfelschorle. Heyoo, Piraten, heyo!

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Zeit für ein Bad

Eltern freuen sich jedes Frühjahr wieder auf die meistgestellte Kinderfrage. Nein, nicht nach noch mehr Süßigkeiten (der Ostervorrat reicht noch bis Juni, mindestens). Die Lieblingsfrage im Frühling lautet: "Stellen wir das Planschbecken auf? Oder gehen wir ins Freibad?" Zu diesem Ritual gehört auch das Unverständnis, dass es dafür noch zu kalt sein soll: "Aber draußen scheint doch die Sonne!"

Das könnte schiefgehen: Ihre Kinder schleichen sich trotzig mit ihren Wasserpistolen nach draußen und sind nach ein paar Zielübungen so nass, als wären sie vom Ein-Meter-Brett gesprungen.

Die Lösung: Sich selbst mit Wasserpistole und Regenschirm ausrüsten. Nach der warmen Dusche danach gibt es heißen Kakao für alle. Dazu schauen Sie gemeinsam Daktari.

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Entdeckung der Schnelligkeit

Weshalb Eltern mit jungen und noch jüngeren Kindern Anfang des Jahres so wenig Zeit hatten? Das lag nur am Kälteschutz: Vor dem Verlassen des Hauses mussten Beine in Matschhosen, Oberkörper in dicke Anoraks (in deren Reißverschlüsse sich immer Stoff einklemmt, die Kinder zerren den Zipper aber trotzdem weiter nach oben), Köpfe in Mützen und Hände in Fäustlingen verstaut werden. Wer die Herausforderung liebt, kauft seinen Kindern Fingerhandschuhe. Am Ziel hingegen mussten Köpfe wieder von Mützen befreit, Hände aus Handschuhen geholt, Anoraks geöffnet (und wieder klemmt sich Stoff ein, verflixt!) und Beine aus Matschhosen gezogen werden, die ihren Namen nun erst verdienten. Da eröffnen die warmen Strahlen der Frühlingssonne ganz neue Geschwindigkeiten: Leichte Jacke drüber, rein in die Schuhe, und los! Eine Wohltat für alle Beteiligten.

Das könnte schiefgehen: Sie dachten, auch die Morgensonne würde bereits wärmen. Die Eiszapfen an den Haarspitzen Ihres Kindes sprechen dagegen.

Die Lösung: ein Fön.

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Nachwachsendes Vergnügen

Die Zeit, die Sie beim Anziehen einsparen, büßen Sie unterwegs wieder ein. Denn diesem Zeiträuber kann man nicht entkommen: Löwenzahn wächst auch dort, wo Grün eigentlich gar nicht vorgesehen ist. So geht der Nachschub an Pusteblumen, dem nachhaltigsten aller Spielzeuge, (fast) nie aus.

Das könnte schiefgehen: Das Kind hofft, dass sein leer gepustetes Blütenstängel-Ende reinweiß ist - dann ist es bei diesem Pusteblumen-Spiel ein "Engelchen". Nur prangt dort ein schwarzer Punkt. Leider will Ihr Kind kein "Teufelchen" sein!

Die Lösung: Bei den nächsten zwanzig Pusteblumen wird schon ein Engelchen dabei sein.

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Tierisch lustig

Ihr Kind quietscht ständig "Sind die süß!", rennt, stoppt, hüpft weiter, jubelt und ist dabei mit vor Aufregung knallroten Bäckchen selbst ganz entzückend. Genau, Sie sind im Zoo zur allerbesten Nachwuchszeit, aus tierischer wie auch menschlicher Sicht. Nie macht ein Gang durch den Tierpark mehr Spaß. Und überraschende Höhepunkte gibt es sogar abseits der Tierkinderstuben: Etwa den Elch, der nach dem Gähnen vergisst, seine seitlich aus dem Maul baumelnde Zunge wieder einzuziehen.

Das könnte schiefgehen: Sie deuten auf Löwen, Tiger, Gepard. Ihr Kind ruft begeistert: "Und schau, der Tiger spielt mit einer Ente!"

Die Lösung: Sie zeigen auf das nächste Gehege und juchzen: "Sind die süß!"

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Bewegt euch

Im Frühjahr sind Fahrräder, Roller, Inline-Skates und Waveboards wieder reines Vergnügen statt Mittel zum Zweck für die unterkühlte Fahrt von A nach B. Kinder, die im Herbst noch nicht radeln, rollern oder skaten konnten, haben bestimmt im Winter einen Wachstumsschub gemacht (Das Weihnachtsessen! Die Plätzchen!). Wenigstens sind die Nachwuchssportler nach der langen Zeit im Haus hochmotiviert. Das sollten Eltern ausnutzen und Neues wagen: Wer schon mal selbst auf ein Waveboard steigen wollte, weiß hinterher die Leistung seines Kindes noch mehr zu würdigen.

Das könnte schiefgehen: Sie hätten es um die Kurve geschafft, wenn der Rollsplit nicht gewesen wäre.

Die Lösung: Einen Kehraus für die Kurven ums Haus anzetteln. Nur müssen Sie rechtzeitig sagen, dass die Kinder die Steinchen nicht direkt vor die Haustür kehren sollten.

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Farbe im Spiel

Aus Grau-Braun wurde Grün, aus Knollen wachsen Knospen: Das Frühjahr ist die beste Zeit, dem Kind die Wunder der Natur näherzubringen. Nachdem Sie im Gartencenter Ihrem Kind die empfindlichen Orchideen fast unbeschadet wieder entwunden und es auf ein paar widerstandsfähige Narzissen heruntergehandelt haben, bepflanzen Sie daheim gemeinsam Blumentöpfe. Ein wenig Erde landet sogar im Topf und wird vom Kind enthusiastisch betonhart gepresst. Wenn Sie die Erde später heimlich wieder lockern, können Sie die Blumen sogar gießen.

Das könnte schiefgehen: Ihr Kind freut sich so über die schönen Blüten, dass es Ihnen einen Strauß pflückt - mit einer durchschnittlichen Reststängellänge von etwa zwei Zentimetern.

Die Lösung: Sie säen in den abgeernteten Blumentöpfen Kresse aus.

Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren unter der Kolumne.

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