"Polizeiruf 110" aus Magdeburg:Redlich bemüht

Polizeiruf 110: Abwärts

Die Ermittler Brasch (Claudia Michelsen) und Drexler (Sylvester Groth) im Magdeburger Polizeiruf 110

(Foto: MDR)

"Abwärts" heißt der zweite "Polizeiruf 110" aus Magdeburg, am Niveau des ersten Films ändert sich aber leider wenig. Die großartigen Schauspieler Claudia Michelsen und Slyvester Groth ermitteln in einem höchstens artigen Krimi.

Von Katharina Riehl

Gerade wird in Mitteldeutschland wieder ein Kommissarpärchen gesucht, diesmal für den Tatort aus Sachsen, weil dort nicht mehr Simone Thomalla und Martin Wuttke ermitteln sollen. Ein paar Kandidaten werden gehandelt, ARD-Internist Francis Fulton-Smith (Familie Dr. Kleist) könnte angeblich mit Stephanie Stumph auftreten, die sich auch dadurch qualifiziert, dass ihr Vater Wolfgang 20 Jahre lang als frohgemuter Ostkommissar das gesamtdeutsche Fernsehpublikum erheiterte. Im Vergleich zum weltverzweifelten Wuttke könnte es in Sachsen bald heiter werden.

An die Wahl des richtigen Kommissars für den Sonntagabendkrimi knüpfen die Sender große Erwartungen, wer den Star hat, macht auch die Quote. Dass ein toller Schauspieler allein jedoch noch keinen tollen Film macht, lässt sich gerade kaum irgendwo so gut beobachten wie in Saarbrücken, wo Devid Striesow sich redlich bemüht gegen die filmische Gesamtkatastrophe seiner Tatort-Reihe anzuspielen.

So trostlos wie an der Saar ist die Lage in Magdeburg zwar nicht, aber auch beim zweiten Polizeiruf in der frisch krimierschlossenen Stadt kann der Film nicht mithalten mit den Möglichkeiten seiner Darsteller. Und so ermitteln Claudia Michelsen und Sylvester Groth (zwei großartige Schauspieler) gegen den emotional reichlich gestörten Hauptverdächtigen (gespielt vom großartigen Peter Jordan) in einem allerhöchstens sehr artigen Film.

Sonntägliche Durchschnittsware

Im ersten Fall der Magdeburger im vergangenen Oktober führten die Recherchen ins rechte Milieu, was in der eigentlich schwer krimistolzen Region für wenig Begeisterung sorgte. Diesmal (Buch und Regie: Nils Willbrandt) wird die Leiche eines jungen Mannes in einer Straßenbahn gefunden, eine Weile schon war die Tram mit dem Toten spazieren gefahren, keiner hatte etwas bemerkt. Die Kommissare holen sich Hilfe von Peter Ruhler (Jordan), einem Sozialarbeiter, der Danilo, den Jungen aus der Straßenbahn, seit vielen Jahren betreute. Es dauert dann nicht mehr lange, bis klar wird, dass Ruhler selbst der letzte war, der Danilo an jenem Abend getroffen hatte - und dass der Sozialarbeiter einen solchen selbst am dringendsten nötig hätte.

Nichts an diesem Film ist mehr als sonntägliche Durchschnittsware: der traumatisierte Ex-Soldat, die zerbrochene Familie, der haltlose Teenager, Verfolgungsjagden im Dunklen, muffige Ermittler und eine kalte Welt; die Kommissare ringen miteinander und mit ihren verkorksten Kindern. Und am Ende fährt ein dunkles Auto durch den Schnee, immer dem grauen Horizont entgegen.

Polizeiruf 110, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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