Terror:Islamistische Gewaltvideos

Der Verdacht gegen das festgenommene mutmaßliche Terror-Paar aus Hessen hat sich erhärtet. Fahnder fanden in ihrer Wohnung neben einer Rohrbombe und Waffen auch Propagandafilme.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben bislang keine Hinweise darauf, dass das vergangene Woche unter Terrorverdacht verhaftete deutsch-türkische Ehepaar aus Oberursel Teil einer konspirativen islamistischen Zelle war. Ein Sprecher des hessischen Landeskriminalamts sagte am Sonntag, die Kontakte des Mannes und seiner Frau würden weiterhin überprüft.

Indes mehren sich die Anzeichen, dass die beiden Fanatiker sind, die sich womöglich selbst radikalisiert haben. Auf einem Computer des Paares, das in der Nacht zum Donnerstag festgenommen wurde und inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, wurden nach Angaben der Ermittler Gewaltvideos gefunden, die eindeutig radikal- islamistisch seien. Details über den Inhalt der Filme wollte die Behörde in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt nicht publik machen.

Den Sicherheitsbehörden des Bundes war der 35-jährige Mann namens Halil D. bislang nicht als islamistischer Gefährder bekannt, außerdem hatte man dort bis Mitte April erklärtermaßen keine Kenntnisse über Halil D. oder seine 34 Jahre alte Frau Senay. Auch war dort nichts über Verbindungen des Paares zu international operierenden Terrororganisationen wie dem selbst erklärten Islamischen Staat (IS) oder al-Qaida bekannt.

Die Fahnder prüfen weiterhin, ob die beiden einer Zelle angehörten

Die hessischen Ermittler hatten die Bundesbehörden und das gemeinsame Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern frühzeitig über ihre Ermittlungen gegen das Paar informiert.

Die zwei waren Ende März aufgefallen, als sie in einem Frankfurter Baumarkt die ungewöhnlich große Menge von drei Litern des zur Sprengstoffherstellung tauglichen Wasserstoffperoxid kauften und zudem einen falschen Namen angaben. Eine bundesweite Bedrohung, die den Einsatz etwa des Bundeskriminalamts nötig gemacht hätte, wurde und wird bislang nicht für nötig erachtet.

Die hessischen Fahnder prüfen aber weiterhin, ob und welche Verbindungen der Mann zu radikalen salafistischen Gruppen im In- und Ausland hatte. Spekuliert wird, dass Halil D. etliche Kontakte zu fragwürdigen Islamisten pflegte, darunter auch zu einem Verschwörer der sogenannten Sauerlandgruppe, die 2007 Bombenattentate in Deutschland geplant hatten.

Die Ermittler hatten vergangene Woche vermutet, dass Halil D. einen Anschlag auf das für den 1. Mai angesetzte Radrennen rund um Frankfurt im Sinn gehabt haben könnte. In der Wohnung des Ehepaares waren eine angeblich funktionstüchtige Rohrbombe, Materialien zur Bombenherstellung, Waffen und Munition gefunden worden.

An der Absage der Radrundfahrt gab es kaum öffentliche Kritik - anderes als bei anderen in diesem Frühjahr in Deutschland aus Terrorangst gestrichenen öffentlichen Veranstaltungen. Die hessische Polizei hatte nach der Festnahme des Paares mit mehreren Hundertschaften die rund 200 Kilometer lange Rad-Rundstrecke um Frankfurt abgesucht, insbesondere jene Stellen, an denen sich der verdächtige 35-Jährige in den letzten Apriltagen aus bislang nicht bekannten Gründen aufgehalten hatte. Gefährliche oder auffällige Gegenstände, die auf eine geplante Attacke auf Radsportler oder Zuschauer hinweisen könnten, wurden dabei allerdings nicht gefunden.

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