80. Tatort mit Batic und Leitmayr:Dandy, Heißsporn, yuppieske Streber

Anfangs wurden sie "yuppineske Streber" genannt, später attestierte man ihnen "mühelose Echtheit". Nun löst das Münchner "Tatort"-Team seinen 80. Fall. Ein Blick in die Presse.

Von Carolin Gasteiger

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Folge 27: Animals Tatort München

Quelle: Bavaria Film / Thomas Klausmann

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Als Franz Leitmayr und Ivo Batic boten Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec ein erfrischendes Pendant zu den Ende der Neunziger im Tatort ermittelnden Egomanen Schimanski und Palu. Die Presse sah das auch so, etwa der Spiegel, der am Tag vor dem Debüt der beiden am 31. Dezember 1990 schrieb:

"Sie sollen yuppineske Streber verkörpern, kreuzbrave Jungs, die ihren Selbststilisierungshang zügeln: ein roter Porsche, ja, allerdings gebraucht, Frauen ja, aber im Rahmen fester Bindungen. (...) Mit Bizeps und behaarter Männerbrust warten sie ebenfalls nicht auf, sondern versprühen den bübischen Charme eines jung-deutschen Rallye-Klubs."

Im Bild: Szene aus dem ersten Fall Animals (1991)

TATORT: FRAU BU LACHT

Quelle: OBS

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Ähnlich schrieb die Süddeutsche Zeitung über die neuen Kommissare:

"Sie wollen ein Verhältnis der Figuren zueinander entwickeln, das zugleich 'herzlich und flapsig' ist, versuchen, eine 'menschliche Komponente' einzubringen, ohne dass es menschelt oder sich in allzu großer Privatheit verliert."

Im Bild: Szene aus Frau Bu lacht (1995)

Der Teufel Tatort München BR

Quelle: BR/Foto Sessner

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Zum zehnjährigen Jubiläum attestierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung dem Münchner Tatort-Team im März 2001 "einen schlendernden, schweifenden, unter Druck dann auch federnden Ermittlungsstil". Und weiter:

"Das Bayerische und das Kroatische sind nur zwei Facetten einer südländischen Gesamtpersönlichkeit, eines instinktiven Räsonnierens, eines elastischen In-der-Welt-Seins."

Im Bild: Szene aus Der Teufel (1997)

TATORT "IM FREIEN FALL" FUER GRIMME-PREIS 2002 NOMINIERT

Quelle: DDP

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Von Anfang an unterstützte Michael Fitz als ihr Assistent Carlo Lanzinger die beiden bei den Ermittlungen. Aber nach 16 Jahren wurde es für Carlo Zeit, zu gehen.

Im Bild: Szene aus Im freien Fall, der 2002 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde

Tatort Liebeswirren München BR

Quelle: BR/Julia von Vietinghoff

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In den darauffolgenden fünf Jahren waren Batic und Leitmayr allein im Tatort unterwegs. Ihre Zusammenarbeit sieht man ihnen im Laufe der Zeit auch an, wie die SZ zum 50. Fall der Münchner 2008 feststellte:

"Udo Wachtveitl (Leitmayr) und Miroslav Nemec (Batic) sind sich in ihren Rollen mittlerweile so vertraut, dass sie eine mühelose, schöne Echtheit herstellen können."

Im Bild: Szene aus Liebeswirren (2008)

Tatort München BR

Quelle: BR/TV 60 Film/Julia von Vietinghoff

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Regisseur Dominik Graf wandte sich in einem SZ-Gastbeitrag, in dem er ihre Art zu ermitteln würdigte, direkt an Wachtveitl und Nemec:

"Ihr hattet nicht eine Schimanski-hafte Typologie aufzufahren; ihr hattet keine speziellen Attitüden, ihr habt nicht von Anfang gesagt, der eine von uns ist so und der andere ist so, der eine isst am liebsten beim Italiener, der andere im Schnellrestaurant - ihr wart eher wie Brüder, und das war auf lange Sicht ein viel moderneres Team-Konzept als die sich gerne ewig befehdenden Mannschaftskollegen aus Duisburg, Hamburg, Berlin, Köln, was weiß ich wo . . . Ihr wart von Anfang an wie ein verblüffendes Januskopf-Paar, und ihr seid das (nun auch noch irgendwie beide fast zeitgleich etwas grauer geworden) wahrhaftig geblieben."

Im Bild: Szene aus Außer Gefecht (2006)

Tatort München BR

Quelle: BR/hager moss film GmbH/Heike Ulric

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"Der Bayer Leitmayr wirkt mit seiner wilden Lockenpracht und dem um die Beine schlotternden Dandy-Anzug wie ein Gymnasiast in einer Oscar-Wilde-Theateraufführung, (...) der kroatische Heißsporn Batic hat immerhin ein paar ganz coole Auftritte, aber auch ihm ist das Wesen eines Kommissars eher fremd."

Mit dieser Charakteristik würdigte die Süddeutsche Zeitung die Münchner Kommisare zu ihrem 20-jährigen Jubiläum 2010.

Im Bild: Szene aus "Um jeden Preis" (2009)

Tatort

Quelle: Kerstin Stelter

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Mit Gisbert Engelhardt bekamen die Münchner Kommissare 2012 nervigen Zuwachs. Inzwischen ist Fabian Hinrichs aber selbst zum Tatort-Ermittler avanciert, in Franken.

Im Bild: Szene aus "Der tiefe Schlaf" (2012)

25 Jahre Münchner Tatort mit Nemec und Wachtveitl

Quelle: dpa

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Nun feiern die Münchner Tatort-Kommissare Silberhochzeit; nur Ulrike Folkerts als Lena Odenthal ist länger dabei. In einem Beitrag glaubt die Welt am Sonntag, bereits erste Anzeichen von Altersschwäche zu erkennen.

"Leitmayr und Batic, der Möchtegern-Dandy und der kroatische Heißsporn, gehören nicht nur zu den dienstältesten Ermittlern der Reihe, sondern auch zu den erfolgreichsten. Ihre lockere Art, anfänglich so etwas wie das Markenzeichen des Duos, hat sich allerdings in 25 Jahren und über 70 Folgen des München-Tatorts verflüchtigt."

© SZ.de/mkoh/holz
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