Präsidentschaftswahl:Clinton feiert den historischen Moment

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  • Hillary Clinton hat sich zur Siegerin der Vorwahlen zur US-Präsidentschaft ernannt und widmet den Sieg "Generationen" von Frauen. Zugleich greift sie Donald Trump an.
  • Trump wird nach seinen rassistischen Äußerungen gegen Latinos auch in der eigenen Partei lauter kritisiert.
  • Clintons demokratischer Gegenspieler Bernie Sanders will weiterkämpfen und verspricht: "Wir werden es nicht erlauben, dass Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten wird".

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Auf den Tag genau vor acht Jahren musste sie gegen Barack Obama aufgeben, heute schreibt sie Geschichte: "Durch euch haben wir einen Meilenstein erreicht", ruft Hillary Clinton ihren jubelnden Anhängern in New York zu, "Zum ersten Mal in der Geschichte unserer Nation wird eine Frau die Präsidentschaftskandidatin einer großen Partei!"

Zu diesem Zeitpunkt hat die 68-Jährige erst die Vorwahl in New Jersey gewonnen, erst Stunden später wird klar: Clinton hat wohl auch im wichtigen Staat Kalifornien den Sieg errungen, wie CNN und MSNBC mittlerweile melden. Doch da hat die ehemalige Außenministerin den Vorwahlkampf schon endgültig hinter sich gelassen: "Dieser Sieg gehört Generationen", ruft sie, an die Geschichte der Frauenbewegung erinnernd.

Kurz lobt sie unter lautem Applaus Bernie Sanders für seinen Wahlkampf, dann wendet sie sich der Zukunft zu: "Wir glauben daran, dass Zusammenarbeit besser als Konflikt ist, Einheit besser als Trennung, Unterstützung besser als Ressentiment und Brücken besser als Mauern", schwört sie ihre Anhänger ein.

Der Bauherr der Mauer ist natürlich Donald Trump, Clinton skizziert ihn wie schon vor wenigen Tagen als "durch sein Naturell unfähig, Präsident zu sein". Clinton warnt: "Er will gewinnen, indem er Angst schürt, Salz in die Wunden streut und uns jeden Tag daran erinnert, wie großartig er ist." Die ehemalige First Lady lässt keinen Zweifel daran, dass sie auf den Charakter-Wahlkampf vorbereitet ist und die Partei einen wird - und wenn es in der Gegnerschaft zu Trump ist.

Trump auf dem Gipfel - und in der Krise

Der Immobilien-Milliardär tritt nur wenige Kilometer entfernt im Trump Tower auf und wirkt seltsam gezähmt - zur Freude seiner Berater liest er seine Rede ausnahmsweise vom Teleprompter ab. "Ich habe ein manipuliertes System geschlagen", brüstet er sich und dekliniert sein Wahlkampf-Motto "Amerika zuerst" herunter, ohne ins Detail zu gehen.

"Ich werde euer Champ sein", verspricht Trump, doch ausgerechnet am Zwischenziel angelangt, hat er den Tiefpunkt seiner Kampagne erreicht. Die rassistische Beleidigung eines mexikanischstämmigen Richters bleibt dieses Mal nicht so folgenlos wie andere Ausfälle. In der Partei brodelt es, der einflussreiche Establishment-Jungstar Paul Ryan hat die Äußerungen noch am Mittag als "Rassismus aus dem Lehrbuch" bezeichnet, selbst Rechtsausleger wie Newt Gingrich kritisieren Trump.

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:Trump rüpelt gegen die Latinos

Mit seinen Ausfällen gegen die Hispanics dürfte sich der Präsidentschaftskandidat schaden. Hillary Clinton hofft in Kalifornien auf die Stimmen des "schlafenden Riesen".

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Noch halten die Republikaner zu ihm, doch etwas Ablenkung kann nicht schaden. Für nächste Woche kündigt der 69-Jährige deshalb eine Rede an - nicht über sein Wahlprogramm, sondern über die "Sachen mit den Clintons". "Sehr informativ" werde das, verspricht er, das Ehepaar habe schließlich "persönliche Bereicherung zu einer Kunstform erhoben". Die Schlammschlacht hat begonnen.

Als es an der Ostküste schon weit nach Mitternacht ist, tritt auch Bernie Sanders in Santa Monica vor seine Anhänger. Zu diesem Zeitpunkt führt Hillary Clinton in Kalifornien mit etwa 60 zu 40 Prozent, ihr wahrscheinlicher Sieg wurde erst am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) gemeldet. Sanders hat viel Geld und Zeit in Kalifornien investiert.

"Wir werden es nicht erlauben, dass Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten wird", verspricht der 74-Jährige. Doch wer geglaubt hat, dass dies der Beginn der Versöhnung zwischen Linken und Zentristen der Partei ist, täuscht sich: Bei den Vorwahlen in Washington D.C. nächste Woche werde er um jede Stimme und jeden Delegierten kämpfen, ruft Sanders. "Und danach tragen wir den Kampf nach Philadelphia!"

Wie das genau aussehen wird, ist noch unklar. Zuvor wurde bereits bekannt, dass der 74-Jährige am Mittwoch aus finanziellen Gründen die Hälfte seines Teams entlassen muss. Am Donnerstag wird er im Weißen Haus bei Obama zu Gast sein - der US-Präsident hat Clinton bereits am Abend zur Nominierung gratuliert und dürfte den Senator aus Vermont nicht eingeladen haben, um ihm Mut zuzusprechen.

Er habe einen angenehmen Anruf des Präsidenten bekommen, und auch einen freundlichen von Hillary Clinton, der er zu ihren Siegen gratuliert habe, sagt Sanders. Als seine Anhänger den Namen der Frau hören, der eigentlich dieser historische Abend gehört, beginnen sie lautstark zu buhen. Sanders macht nur zaghafte Anstalten, sie zu beschwichtigen.

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