Trump-Hotel in Washington:Trumps neues Hotel verspricht Superluxus für Superreiche

Eine Nacht in der Präsidenten-Suite des Trump-Hotels in Washington kostet 10 000 Dollar. Fast doppelt so teuer: das Trump Townhouse. Kostenlos gibt es die wütenden Demonstranten.

Von Matthias Kolb, Washington

Für Donald Trump gibt es nur eine Farbe, die zu ihm passt. In goldenen Großbuchstaben steht sein Name über dem Eingang zum "Trump International Hotel" im Zentrum der US-Hauptstadt Washington. Auch im Inneren glänzt es überall. Treppengeländer, Aufzüge, Toiletten-Spiegel, die Tische in der Lobby, die Kunstwerke an den Wänden und die Gepäckwagen, mit denen die Koffer der ersten Gäste transportiert werden - sie alle sind in Gold gehalten.

"Soft opening" nennen Hoteliers den inoffiziellen Start: Unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit soll sich der Routine-Betrieb einspielen, damit zur feierlichen Eröffnung Ende Oktober alles passt. Doch bei Trump, dem Präsidentschafskandidaten und ehemaligen Reality-TV-Star, geschieht nur wenig im Verborgenen. Auch wenn der 70-Jährige auf einen offiziellen Auftritt verzichtete und nur ein Gruppenbild via Twitter verschickte: Der Hotelier Trump ist vom Politiker nicht zu trennen.

Also protestieren den ganzen Tag vor dem Eingang Aktivisten mit Plakaten, auf denen "Einwanderer und Muslime sind willkommen. Das Trump-Hotel ist es nicht" steht. Sie erinnern daran, dass der Geschäftsmann Trump Mexikaner als "Vergewaltiger" bezeichnet hat, und loben die Spitzenköche José Andrés und Geoffrey Zakarian, die deswegen 2015 ihre Verträge mit Trump kündigten. Die Demonstranten sehen jedoch das Gleiche wie Journalisten und Passanten: Fast alle Arbeiter, die das Gebäude putzen oder die letzten Pflanzen in die Beete setzen, sind Latinos - und keiner will über Trump sprechen.

Hotel-Eröffnung als politischer Trumpf

Für den Republikaner ist die Symbolkraft des neuen Luxushotels enorm - es befindet sich auf der Pennsylvania Avenue (Hausnummer 1100), die mit dem Weißen Haus (Hausnummer 1600) und dem Kongress zwei der wichtigsten Machtzentren verbindet. Hier führt alle vier Jahre die große Parade zur Amtseinführung des neuen Präsidenten vorbei und hier fahren alle Touristen-Doppeldecker-Busse auf und ab. Dank Tochter Ivanka sei das 212-Millionen-Dollar-Projekt "pünktlich und zu einem niedrigeren Preis" fertig geworden, ruft Trump seit Monaten bei seinen Wahlkampf-Events: "Wann hat die Regierung zuletzt etwas on time and under budget geschafft?"

Die gleiche Formulierung verwendet eine Kellnerin im Smalltalk mit den ersten Gästen: "Die Trumps hätten sogar bis 2018 Zeit gehabt, aber sie sind eben Profis." Sie erzählt, dass sich das Hotel im alten Hauptpostamt befindet, das Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet wurde und dank seines Turms das dritthöchste Gebäude der Hauptstadt ist. "Alle Fenster sind noch original", sagt Marketing-Managerin Patricia Tang. An die Vergangenheit erinnern auch die Stahlträger in der Lobby, an denen Kristall-Kronleuchter von Swarovski hängen. Das helle Oberlicht, die Marmorböden und die dunkelblauen Sessel sorgen dafür, dass der Eingangsbereich trotz des vielen Goldes elegant wirkt.

263 Zimmer voller Luxus - für 700 Dollar aufwärts

Als Trump im März auf der Baustelle eine Pressekonferenz gab, verkündete er stolz, dass der Präsidenten-Ballsaal der größte der Stadt sei. Auf die Gäste warte nicht nur Luxus, sondern "Superluxus". So können sie in der "Benjamin"-Bar der Hotellobby die Weine auf einem Silberlöffel probieren, bevor sie ihre Bestellung aufgeben.

Doch der "Superluxus" hat seinen Preis. Das günstigste der 263 Zimmer kostet mindestens 700 Dollar pro Nacht. In der Präsidenten-Suite (drei Schlafzimmer, Fitnessraum und ein Bad mit italienischem Carrara-Marmor) sind 10 000 Dollar fällig. Der Preis für das noch größere Trump Townhouse (inklusive Esszimmer für 24 Gäste) beginnt bei 18 750 Dollar - so viel verdienen Washingtons ärmste Bewohner in einem Jahr nicht.

Noch teurer wird es rund um die Amtseinführung des Obama-Nachfolgers am 21. Januar: Wer dann im Townhouse logieren möchte, zahlt den Paket-Preis von einer halben Million Dollar. Es sind auch diese obszönen Preise, gegen die die 50 Demonstranten protestieren. "Dieses Hotel ist nicht für die Leute von Washington gedacht, es entsteht auf Kosten von uns Bürgern", ruft Aktivist Brian Becker von der NGO "Answer Coalition". Die Hauptstadt habe ein riesiges Obdachlosenproblem, doch mithilfe der Politiker entstehe ein weiteres Luxushotel.

Viele offene Fragen zur Finanzierung

Das 1899 eröffnete Hauptpostamt sollte in den Siebzigern abgerissen werden, was durch Proteste verhindert wurde. Weil jahrelang nichts voranging, drängte der Kongress die Staatsbehörde, private Investoren ins Boot zu holen. Neben den Hotel-Giganten Hilton und Marriott interessierte sich auch eine Gruppe für das Objekt, die ein jüdisches Museum plante. Doch dann kam Trump und erhielt einen 60 Jahre langen Pachtvertrag - laut Washington Post waren die Beamten beeindruckt, dass Trump 200 Millionen investieren und jährlich drei Millionen Miete zahlen wollte.

Aus öffentlich zugänglichen Unterlagen geht hervor, dass die Deutsche Bank Trump für das Projekt einen Kredit von 170 Millionen Dollar gab. Recherchen diverser Medien, von Spiegel Online bis Buzzfeed News, lassen vermuten, dass der Immobilien-Mogul selbst nur 2,4 Millionen Dollar investiert hat (hier als PDF).

Buzzfeed zufolge hat die Trump-Familie (neben Vater Donald sind die Kinder Donald jr., Ivanka und Eric an der Betreiber-Firma beteiligt) den Behörden geschönte Zahlen über die Profitmargen präsentiert - intern kalkuliere man mit Mindereinnahmen in Millionenhöhe. Doch Juristen sagen: Auch wenn die Schätzungen unsauber wirken, sind sie rechtlich wohl in Ordnung. Für die Demonstranten lassen diese Berichte nur einen Schluss zu: Trump muss seine Steuererklärungen veröffentlichen, damit die Wähler sein Geschäftsgebaren besser beurteilen können.

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Die Verantwortlichen des neuen Trump-Hotels lassen die Kontroversen - zumindest nach außen - völlig kalt. Alle 150 Zimmer, die bereits fertig sind, seien ausgebucht, betont Mickael Damelincourt. Der französische Manager von "Trump International DC" sieht in dem Trubel gar etwas Positives: "Ich muss mich nicht so sehr bemühen wie sonst, dass alle wissen, dass es das neue Hotel gibt."

Und die Marketing-Frau Patricia Tang versichert, dass die Proteste (die mindestens bis zum Wahltag stattfinden werden) die Gäste nicht stören dürften: "Wir sind hier in Washington, da wird doch ständig protestiert." Vor dem Weißen Haus sei das genauso.

Jack Ezon, der Präsident des Luxus-Reiseveranstalters Ovation, verriet allerdings dem Boston Globe, dass die Zahl der Reservierungen in den neun Trump-Hotels im In- und Ausland um mindestens 30 Prozent zurückgegangen sei. Die Reise-Website Hipmunk spricht gar von 60 Prozent Rückgang.

Dieser Trend überrascht angesichts der Vielzahl von Trumps Beleidigungen (hier eine unvollständige Übersicht) nicht: Der 70-Jährige ist erfolgreich, weil er polarisiert und heftige Emotionen auslöst. Und die sind oft negativ - es ist schwer vorstellbar, dass es reiche Demokraten riskieren wollen, bei der Massage im neuen "The Spa by Ivanka Trump" gesehen zu werden.

Die Elite der Hauptstadt fremdelt mit dem überaus selbstbewussten Immobilien-Mogul aus Queens. Sally Quinn, als Ehefrau des legendären, 2014 verstorbenen Washington Post-Verlegers Ben Bradlee eine Hauptfigur der örtlichen High Society, sprach mit der New York Times über Trumps neues Hotel. Sie könne sich vorstellen, dass sich jemand dort wohl fühle, der Las Vegas liebe. Doch für die Kolumnistin steht fest: "Wer das echte Washington sehen und erleben will, der wird wohl nicht dort absteigen."

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