Spektakuläre Hilfe:"Für mich war klar, dass es keine Alternative gibt"

Kennzeichen gepixelt

Der Lebensretter und sein Hilfsgerät: Erst bremste Manfred Kick das führerlose Auto mit seiner Limousine aus, dann leistete er Erste Hilfe mitten auf der Autobahn.

(Foto: Florian Peljak)
  • Auf der Autobahn 9 schlingert ein Wagen und schrammt über mehrere hundert Meter an der Leitplanke entlang. Der Fahrer ist offenbar nicht mehr bei Bewusstsein.
  • Der 41 Jahre alte Manfred Kick gibt Gas, setzt sich mit seinem Tesla vor den VW Passat, lässt ihn auffahren und bringt das Auto so zum Stehen.
  • Damit rettet er dem Fahrer wahrscheinlich das Leben.

Von Florian Fuchs und Birgit Kruse

Auf die Idee muss man erst einmal kommen: Da schlingert ein Wagen auf der Autobahn, schrammt über mehrere hundert Meter an der Leitplanke entlang, der Fahrer ist offenbar nicht mehr bei Bewusstsein. "Für mich war klar, dass es keine Alternative gibt, als ihn auszubremsen", sagt Manfred Kick. Also hat der 41-Jährige kurz Gas gegeben mit seinem Tesla, hat sich vor den VW Passat gesetzt, ihn auffahren lassen und so zum Stillstand gebracht. Er hat auf diese spektakuläre Weise dem 57 Jahre alten Fahrer wohl das Leben gerettet. Am Dienstag erzählt Kick diese Geschichte trotzdem so ruhig und gefasst, als hätte er einem Passanten in der U-Bahn ein Pflaster geliehen.

Am Montag um 17.50 Uhr war Kick gerade auf der A 9 Richtung Nürnberg unterwegs, als er sich kurz vor der Ausfahrt Garching Süd über den Passat vor ihm wunderte, der auf der linken Spur relativ langsam fuhr. Einige Wagen überholten hupend, die Fahrer schimpften. Auch Kick beschleunigte rechts auf gleiche Höhe des Wagens und wollte dem Fahrer zu verstehen geben, dass er doch rechts ranfahren sollte, wenn er Probleme mit seinem Auto habe. "Aber dann habe ich gesehen, dass der Körper des Fahrers leblos im Gurt hing, der Kopf und die Arme hingen schlaff herab." Um einen Unfall mit anderen Fahrzeugen zu vermeiden und um dem Fahrer helfen zu können, handelte Kick schnell - und bremste das Fahrzeug aus. Es rummste zwar sachte, der Schaden an beiden Wagen hält sich aber in Grenzen.

Manfred Kick öffnete die Beifahrertür und stabilisierte den Patienten, der schwer atmete und nicht ansprechbar war. Eine Frau und ein dritter Fahrer stoppten ebenfalls, sie alarmierten Rettungskräfte und sicherten die Unfallstelle. Der 57-Jährige hatte ersten Erkenntnissen zufolge wohl einen Kreislaufkollaps erlitten, am Autotelefon befand sich noch ein Mann, der ebenfalls den Notarzt verständigte. "Wir haben da sehr gut zusammengearbeitet", sagt Kick.

Dieser Satz ehrt den 41-Jährigen, der in Garching für die CSU im Stadtrat sitzt. Es ist aber auch eine leichte Untertreibung, denn man kann schon sagen: Manfred Kick war der richtige Mann am richtigen Ort. Die Firma des Metallbaumeisters fertigt Leitplanken für Testzwecke, er hat auch Autos konzipiert, die andere Wagen anschieben. Kurz: "Ich wusste schon, was ich tat", sagt er. Obendrein hat er vor kurzem den Rettungstaucherschein gemacht, mit detaillierter Erste-Hilfe-Ausbildung.

Dem 57-Jährigen geht es soweit wieder gut. Über den Schaden an seinem Tesla hat sich Kick noch keine Gedanken gemacht: "Das war mir erst mal Wurst", sagt er. Die gute Nachricht für den Retter von der Autobahn: Auf SZ-Anfrage erklärte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungsgesellschaft, dass die Versicherungen des kollabierten VW-Fahrers die Kosten übernehmen müssen, sofern ein sogenannter "Aufopferungsfall" vorliege. Und so kann man die Hilfestellung auf der A 9 vom Montagabend doch definitiv bezeichnen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: