Habsburg:Integration von unten

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Pieter M. Judson schreibt dem Habsburgerreich von Maria Theresia bis 1918 neues Leben und starke Kommunikationsdichte zu.

Von Wolfram Siemann

Es gibt wohl kaum Klischees, die sich zur Geschichte des 19. Jahrhunderts hartnäckiger halten als die von der Habsburgermonarchie als "Völkerkerker" und der Epoche nach dem Wiener Kongress von 1815 als dem "restaurativen Metternich'schen System". Generationen von Geschichtslehrern haben sich daran abgearbeitet. Sie wollen sich wie manche populärwissenschaftliche Autoren immer noch nicht ihre lieb gewordenen einfachen Schubladen der Verfallsgeschichte Mitteleuropas entreißen lassen, das in ihren Augen dem verdienten Untergang geweiht war, während im westlichen Frankreich und Großbritannien die Verheißung der Freiheit und des politischen Fortschritts blühte, dazwischen die rückschrittliche deutsche "Kleinstaaterei", die nur auf die zielstrebige ordnende Hand Bismarcks wartete, um in nationaler Einigung den Anschluss an die Zukunft zu finden. Noch jüngst ließ der Spiegel in einem Sonderheft "Das Reich der Deutschen" im Jahre 1871 kulminieren, wobei der habsburgisch geprägte "Deutsche Bund" (1815 - 1866) darin gar nicht vorkam.

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