Protest gegen Mietwucher:Der "Auszug der Münchner" ist ein Hilfeschrei

Protest gegen Mietwucher: Rechtfertigt die Wohnungsnot auch Sozialisierungen? Schlange von Mietinteressenten in München.

Rechtfertigt die Wohnungsnot auch Sozialisierungen? Schlange von Mietinteressenten in München.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Eine Woche vor dem Einzug der Wiesnwirte planen Münchner Mieter den "Auszug der Münchner" und wollen damit ein Zeichen für bezahlbaren Wohnraum setzen.
  • Knapp 100 Organisationen, Parteien, Mietergemeinschaften und Initiativen unterstützen die Demonstration - darunter auch Oberbürgermeister Dieter Reiter.
  • Start der Demo ist am Samstag um 14 Uhr am Mariahilfplatz in der Au, um 14.30Uhr soll sich der Zug in Bewegung setzen.

Von Anna Hoben

Das größte Volksfest der Stadt steige in diesem Jahr schon vor der Wiesn, heißt es auf der Webseite von "Ausspekuliert". Mieter in München haben sich vernetzt und organisieren eine Woche vor dem Einzug der Wiesnwirte den "Auszug der Münchner". Symbolisch, versteht sich - denn eigentlich wollen sie ja gern in dieser Stadt bleiben. Hier haben sie ihren Lebensmittelpunkt, hier fühlen sie sich wohl. Noch. Die Frage ist, wie lange sie sich München noch leisten können.

Es soll ein bunter, lauter Umzug werden, mit Koffern und Leiterwagen. Die Demonstration "für bezahlbaren Wohnraum und gegen soziale Ausgrenzung" soll vorführen, "wie unsere geliebte Weltstadt mit Herz künftig aussehen wird, falls Spekulation weiter ungebremst Einzug hält und sämtliche Normalverdiener verdrängt werden", heißt es im Aufruf. Knapp 100 Organisationen, Parteien, Mietergemeinschaften und Initiativen unterstützen die Demonstration.

Darunter ist auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). "Ich bin froh, dass Sie Ihre Forderungen so deutlich formulieren und helfen, dem berechtigten Unmut vieler Münchner Mieter öffentlich Ausdruck zu verleihen", schrieb er in einem Brief an die Initiatoren. Um die ungerechte Aufwärtsspirale der Mietpreisentwicklung zu stoppen, brauche es öffentlichen Druck, "um an die gesellschaftliche Verantwortung von Vermietern, Eigentümern und Immobilienwirtschaft zu appellieren, nicht zuzulassen, dass Wohnen zu einem Luxusgut wird oder unermesslich hohe Mietkosten das soziale Gefüge unserer Städte verändern", so Reiter.

Start der Demo ist am Samstag um 14 Uhr am Mariahilfplatz in der Au, um 14.30 Uhr soll sich der Zug in Bewegung setzen. Über die Corneliusbrücke geht es ins Gärtnerplatzviertel, übers Isartor zur Maximilianstraße. Dort soll die Verdi-Jugend Bayern dazustoßen, die um 14 Uhr am DGB-Haus in der Schwanthalerstraße startet, Motto: "Ohne Moos wohnungslos". Bei der Schlusskundgebung von 17 Uhr an am Geschwister-Scholl-Platz wird es auch musikalisch, unter anderem mit Roger Manglus von der früheren Band Blumentopf und dem Münchner Kneipenchor.

Mit Prognosen zur Teilnehmerzahl halten sich die Initiatoren von "Ausspekuliert" zurück. Wie sich die Sperrung der S-Bahn-Strammstrecke am Wochenende auswirkt, ist schwer zu sagen. "Wir hoffen auf viele Tausend", sagt Tilman Schaich, selbst von einer enormen Mieterhöhung betroffen. Geworben haben sie mit Flyern, Videos, Buttons und T-Shirts mit ihrem Logo. Natürlich haben sie auch konkrete Forderungen an die Politiker in Bund, Land und Stadt. Unter anderem sprechen sie sich für eine Abschaffung der Modernisierungsumlage aus, fordern mehr Mittel für den sozialen Wohnungsbau und eine "rechtssichere Umsetzung" der Mietpreisbremse, die gerade verschärft wurde.

Knapp 4500 Menschen haben auf Facebook Interesse an der Demonstration bekundet. Menschen, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise vom Wahnsinn auf dem Münchner Wohnungsmarkt betroffen sind, wie jene unter diesem Text. Aber auch solche, die nicht direkt betroffen sind, sich aber einsetzen wollen - dafür, dass München bezahlbar bleibt.

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