Hoher Besuch:Die Royals kommen nach Herrmannsdorf

Prinz Charles und Herzogin Camilla besuchen die Landwerkstätten. Geschäftsführerin Sophie Schweisfurth plant für den britischen Thronfolger eine besondere Führung über den Hof

Von Johanna Feckl, Glonn

Britisches Thronfolgerpaar in Leipzig

Prinz Charles und Herzogin Camilla machen bei ihrem Deutschlandbesuch einen Zwischenstopp in Herrmannsdorf.

(Foto: dpa)

Ein Ferkel wird Prinz Charles nicht auf den Arm nehmen, wenn er an diesem Freitag die Herrmannsdorfer Landwerkstätten besucht. Aber nicht, weil der britische Thronfolger zuerst seinen jüngsten Enkel Archie, der am Montag geboren wurde, auf seinen Arm nehmen möchte. Es sind Hygienevorschriften, die es verbieten.

Sorge um möglichen Schweinesabber auf seinem royalen Jackett hat der 70-Jährige wohl nicht - im Gegenteil: Seit Jahren schon ist er begeisterter Bio-Landwirt, hält zum Beispiel im Garten seines Hauses in Gloucestershire selbst Hühner. Das ist auch der Grund, weshalb er zusammen mit seiner Frau, Herzogin Camilla, auf einen Besuch in Herrmannsdorf, dem Muster-Bio-Betrieb, vorbeikommt: ein persönlicher Austausch über Erfahrungen und Ideen unter Landwirten.

Hoher Besuch: Sophie Schweisfurth, Geschäftsführerin in Herrmannsdorf, wird Prinz Charles die Bienenhäuser zeigen - ein großes Interesse des 70-Jährigen.

Sophie Schweisfurth, Geschäftsführerin in Herrmannsdorf, wird Prinz Charles die Bienenhäuser zeigen - ein großes Interesse des 70-Jährigen.

(Foto: Christian Endt)

Sophie Schweisfurth steht neben dem Biergarten in Herrmannsdorf. Hier wird die 31-Jährige Prinz Charles in Empfang nehmen. Neben ihr werden dort auch ihr Mann, mit dem sie den Betrieb in dritter Generation leitet, ihre einjährige Tochter, ihr Vater Georg Schweisfurth, Leiter des benachbarten Bio-Hotels Gut Sonnenhausen, dessen Vater und Gründer der Herrmannsdorfer Landwerkstätten Karl Ludwig Schweisfurth sowie Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) den britischen Thronfolger begrüßen. Herzogin Camilla wird da noch nicht dabei sein, sie wird etwas später eintreffen.

Viele Mitarbeiter sind Fans der Royals

Seit ungefähr drei Wochen stehe der Termin fest, erzählt Sophie Schweisfurth als sie am Lager entlang geht. Dass die Möglichkeit auf einen Besuch besteht, haben sie und ihr Mann allerdings schon seit Anfang des Jahres gewusst. Einige Zeit zuvor war das britische Konsulat für ein Teammeeting in Herrmannsdorf. So scheint alles ins Rollen gekommen zu sein, vermutet Schweisfurth, so genau wisse sie das aber selbst nicht. Sie lacht.

Dass ihr Vater Prinz Charles 2013 persönlich kennengelernt hat, könnte auch ein Aspekt sein. Damals hat der Regisseur und Freund der Familie, Bertram Verhaag, einen Film über das landwirtschaftliche Schaffen des Prinzen gedreht. Georg Schweisfurth arbeitete an einem Buch über Bio-Food und begleitete das Filmteam zu Recherchezwecken eine Weile. Eigentlich sei das aber gar nicht so wichtig, sagt Sophie Schweisfurth, sie freue sich einfach auf den royalen Besuch. Ebenso wie ihre Mitarbeiter. "Ich wusste gar nicht, dass da so viele Royal-Fans unter ihnen sind!"

Einen kurzen Fußmarsch später biegt Schweisfurth links ab und bleibt stehen. Hier wird die erste Station der Prinz-Charles-Tour sein: die Bienenhäuser. 20 Bienenvölker leben hier. Auf einem kleinen Platz daneben stehen sechs etwa drei Meter hohe Skulpturen, Wildbienenstöcke. Für die Bienenhäuser interessiere sich Prinz Charles wohl am meisten, erzählt Schweisfurth. Den Rundgang hat sie zusammen mit dem britischen Konsulat ausgearbeitet und sich dabei an den Vorlieben des royalen Bio-Landwirtes orientiert.

Mit einem Azubi wird der Prinz über Schweinezucht sprechen

Es geht weiter in Richtung der zweiten Station, zu den Weideschweinen, die 365 Tage im Jahr draußen sind. Jedes Tier wird mindestens ein Jahr alt, bevor es geschlachtet wird - etwa drei Mal so alt wie ein Schwein bei einer konventionellen Haltung. "Die bewegen sich ja kaum und werden viel schneller dick", erklärt Schweisfurth. In Herrmannsdorf werden pro Jahr etwa 90 Weideschweine geschlachtet.

Hoher Besuch: Ein Ferkel darf Prinz Charles während seines Rundgangs nicht auf den Arm nehmen. Das verbieten die Hygienevorschriften.

Ein Ferkel darf Prinz Charles während seines Rundgangs nicht auf den Arm nehmen. Das verbieten die Hygienevorschriften.

(Foto: Christian Endt)

Für den Besuch habe die Münchner und Ebersberger Polizei in Absprache mit den britischen Kollegen ein Sicherheitskonzept erarbeitet, erzählt die Geschäftsführerin auf dem Weg zur dritten Station der Tour, den Stallschweinen. Vor dem Schweinedorf, wie es auf einem Schild heißt, bleibt sie wieder stehen. Dort sind drei Eber, viele Mastschweine und wahrscheinlich noch mehr Ferkel untergebracht.

Hier wird Prinz Charles mit einem Auszubildenden über die Schweinezucht sprechen. "Auch wenn man es nicht meinen würde, aber die Ställe sind Hygienebereiche", erklärt Schweisfurth. Die Schweine anfassen darf deshalb ein Betriebsfremder nicht, auch nicht, wenn er blaublütig ist.

An den Ställen vorbei, Stufen hinab und dann nach links, wird Bier gebraut, die Schweinsbräu-Brauerei ist die vierte und vorletzte Station des Rundgangs, bevor es zur Handwerkstatt geht. Dort wird der Prinz auf seine Frau treffen, die während seiner Tour mit Kindern Brezen bäckt.

Zum Abschluss des etwa einstündigen Besuchs wird es auf dem Hof, Start- und Endpunkt der Tour, einen extra aufgebauten Markt mit allen Herrmannsdorfer Leckereien geben: Brot, Wurst, Käse, Bier, Honig, Gemüse und Kaffee. Schweisfurth hofft, dass dem royalen Paar genügend Zeit bleibt, um einige der Schmankerl zu kosten. Sobald sich die Royals auf den Weg zurück in ihre britische Heimat gemacht haben, wird daraus ein öffentliches Hoffest. Und wer mag, kann dann sogar auf den Spuren eines echten Prinzen wandeln und an einer Führung teilnehmen.

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