Telekom kauft TV-Rechte für EM:Millionen Zuschauer werden sich umgewöhnen müssen

Deutsche Telekom

Wer alle 51 EM-Spiele schauen möchte, könnte 2024 auf die Telekom angewiesen sein.

(Foto: Oliver Berg/dpa)
  • Laut Medienberichten soll sich die Telekom die Übertragungsrechte für die Fußball-Europameisterschaft 2024 gesichert haben.
  • Für die Telekom wäre das ein entscheidender Schritt, um Zuschauer an sich zu binden.

Von Benedikt Müller

Wenn im Sommer 2024 die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland stattfindet, werden sich Millionen Zuschauer umgewöhnen müssen. Allem Anschein nach wird sich kein klassischer Fernsehsender die Übertragungsrechte aller EM-Spiele sichern, sondern die Deutsche Telekom mit ihrem kostenpflichtigen Internetfernsehen Magenta TV. Im Konzern geht man davon aus, in der kommenden Woche entsprechende Verträge mit dem europäischen Fußballverband Uefa zu besiegeln. Zuerst hatten Frankfurter Allgemeine Zeitung und Bild in Berufung auf Uefa-Kreise darüber berichtet. Die Telekom wollte dies am Freitag nicht kommentieren.

Zumindest die wichtigsten Spiele müssen allerdings in einem "frei empfangbaren und allgemein zugänglichen Fernsehprogramm" gesendet werden. So regelt es der Rundfunkstaatsvertrag. Demnach gelten alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie das Eröffnungsspiel, die Halbfinals und das Endspiel als Ereignisse "von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung". Die Telekom verhandele daher bereits mit Fernsehsendern, die einzelne Spiele mit einer sogenannten Sub-Lizenz übertragen könnten, heißt es in informierten Kreisen. So könnte der Konzern die hohen Kosten der Übertragungsrechte wenigstens zum Teil wieder reinholen. Wer alle 51 EM-Spiele schauen möchte, könnte auf die Telekom angewiesen sein.

ARD und ZDF wollten sich am Freitag nicht äußern. Für die EM 2020 zahlten beide Sender für die TV-Rechte geschätzte 150 Millionen Euro. Insgesamt zeigen die öffentlich-rechtlichen Sender immer weniger Live-Fußball. Die Champions League läuft auf Dazn und Sky, die EM-Qualifikationsspiele des Nationalteams bei RTL.

Für den neuen TV-Chef ist die Plattform eine "wichtige Säule unserer Wachstumsstrategie"

Für die Telekom wären die EM-Übertragungsrechte der bislang größte Coup in der Geschichte ihrer TV-Angebote. Zuletzt zählte der Konzern gut 3,4 Millionen Fernsehkunden. Statt etwa Kabel-TV zu nutzen, streamen diese Kunden über ihren Festnetzanschluss herkömmliche Fernsehsender und exklusive "Magenta"-Inhalte. Dafür hat sich die Telekom bereits Übertragungsrechte für Serien, aber etwa auch für die diesjährige Basketball-WM, die Deutsche Eishockeyliga oder die dritte Fußballliga gekauft. Der Konzern versucht damit, seinen Kunden Telefon und Internet, Fernsehen und Mobilfunk aus einer Hand zu verkaufen. Die Nutzer solcher sogenannter Bündeltarife wechseln erfahrungsgemäß seltener den Anbieter als etwa reine Telefonkunden.

Erst am Dienstag hatte die Telekom mit Michael Schuld einen neuen Chef ihres Fernsehgeschäfts bekanntgegeben. Er bezeichnete die TV-Plattform als "wichtige Säule unserer Wachstumsstrategie". Tatsächlich ist die Zahl der Telekom-Fernsehkunden binnen Jahresfrist zwar um gut sieben Prozent gestiegen. Allerdings wollte der Konzern schon längst fünf Millionen TV-Nutzer hierzulande gewonnen haben. Nun plant die Telekom offenbar den großen Wurf, um dieses Ziel doch noch zu erreichen.

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