Finanzindustrie:Commerzbank will Tausende Stellen streichen und 200 Filialen schließen

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Logo der Commerzbank (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)
  • Die Commerzbank will rund 4300 Stellen streichen, teilte der Vorstand mit.
  • Außerdem will sie etwa ein Fünftel der Filialen schließen: Von rund 1000 sollen nur etwa 800 bestehen bleiben.

Von Meike Schreiber, Frankurt, Frankfurt

Eigentlich wollte die Commerzbank erst kommende Woche Freitag erklären, wie sie den weiteren Abstieg bekämpfen könnte. An diesem Freitag aber waren angeblich derart viele Details durchgesickert, dass das Institut die Eckpunkte der neuen Strategie bereits per Börsenpflichtmitteilung bekannt geben musste. Tatsächlich sind die Pläne radikal: Die Commerzbank stellt nicht nur ihre polnische Tochter M-Bank zum Verkauf, sondern will zugleich auch die Direktbank-Tochter Comdirect in den Konzern eingliedern und deren Minderheitsaktionären ein Übernahmeangebot machen. Außerdem wird die Bank unter dem Strich voraussichtlich rund 2300 weitere Vollzeitstellen streichen.

Derzeit beschäftigt der Konzern rund 48 600 Mitarbeiter. Zudem plant der Vorstand etwa 200 der 1000 Filialen zu schließen, womit die Commerzbank von ihrer bisherigen Filialstrategie abrückt. Während viele andere Banken seit Jahren zahlreiche Zweigstellen schließen, hatte die Commerzbank unverdrossen auf ein vergleichsweise dichtes Filialnetz gesetzt.

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Eine Entscheidung zu dem "Strategieprogramm Commerzbank 5.0" steht nun zwar noch aus. Nachdem der Vorstand mit der Mitteilung aber Fakten geschaffen hat, wird der Aufsichtsrat kaum noch umhin kommen, den Plänen auf der Sitzung kommende Woche Donnerstag und Freitag zuzustimmen. An der Börse löste die Nachricht indes keine Euphorie aus: Der Aktienkurs der Commerzbank stieg am Nachmittag nur leicht um rund 1,5 Prozent. Jener der Comdirect hingegen schnellte angesichts des Übernahmeangebots um 23 Prozent in die Höhe.

Vermutlich brauchen viele Anleger weitere Details, um sich wieder Commerzbank-Aktien zuzulegen. Schließlich bot die Lage der Bank zuletzt derart wenig Anlass zur Freude, dass sogar der Großaktionär Bund, der seit der Finanzkrise mit noch 15,6 Prozent an der Bank beteiligt ist, einen Berater sucht, um die Strategie von Commerzbank-Chef Martin Zielke zu überprüfen. Zuletzt hatte sich nicht nur die Risikovorsorge für faule Kredite zum Vorjahresquartal verdoppelt.

Die polnische Tochter war für den Konzern immer eine Spielwiese

Auch die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - sanken. Entsprechend war der Aktienkurs im Sommer auf ein Rekordtief gefallen und es war klar: Nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank im Frühjahr musste nun dringend ein neuer Plan her. Zentraler Baustein scheint der Verkauf des 69-Prozent-Anteils an der polnischen Tochter zu sein, die an der Börse derzeit rund 2,1 Milliarden Euro wert ist. Damit will die Bank die "schnellere Umsetzung der Strategie" und die "damit verbundenen Investitionen" finanzieren. Außerdem würde der Verkauf Eigenkapital freisetzen. Zugleich aber verliert die Commerzbank nicht nur einen wichtigen Ertrags- und Gewinnbringer, sondern auch eine sehr innovative Tochter. Die M-Bank war für den Konzern immer eine Spielwiese, um digitale Neuerungen im Privatkundengeschäft auszuprobieren.

Die Mittel aus dem Verkauf sollen nun offenbar in die weitere Digitalisierung des Konzerns fließen. Vorgesehen seien insgesamt Investitionen von rund 1,6 Milliarden Euro. Davon sollen voraussichtlich 750 Millionen Euro auf zusätzliche Investitionen in Digitalisierung, IT-Infrastruktur und Wachstum und weitere 850 Millionen Euro auf den weiteren Stellenabbau und die Anpassung des Filialnetzes entfallen. Unbekannt ist derweil noch, wie die Bank die Übernahme der Minderheitsanteile an der Comdirect finanzieren will. Meike Schreiber

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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