Ickinger Frühling:Ganz junger Nachwuchs lauscht jungen Talenten

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E.T.A. Hoffmann ist Namensgeber des jungen Trios. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Trio E.T.A. begeistert die Zuhörerschaft in Icking mit Stil, Verve und einem rasanten Finale. Im Publikum sind auch einige Teenager, die sich von den Profis etwas abschauen möchten.

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Icking

"Ich freue mich, dass wir so einen wunderbaren Frühlingstag haben und Sie trotzdem gekommen sind", scherzt Bettina Gaebel, Vorsitzende des Vereins Klangwelt Klassik, am Samstag zur Eröffnung des 8. Internationalen Kammermusik-Festivals in der Aula des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums. Jung und Alt sind am Wochenende zu den Konzerten des Ickinger Frühlings 2023 gekommen. Am Samstag geben sich Klaviertrios die Klinke in die Hand, am Sonntag Streichquartette.

Unter den Zuhörern ist zum Beispiel auch Ferdinand. Der Elfjährige besucht derzeit im Ickinger Gymnasium die 6. Klasse und hat es am Klavier nach fünf Jahren Unterricht schon bis zu Mozarts "Türkischem Marsch" gebracht. Jetzt ist er mit Eltern und Großvater zum Nachmittagskonzert des Trios E.T.A gekommen. Das beginnt mit Sergej Rachmaninows Klaviertrio Nr. 1 so leise im geforderten Pianissimo, dass es sogleich die Ohren zu spitzen gilt. Ein unkonventioneller Anfang, ist doch Rachmaninow eher bekannt als Meister des "Pompösen". Einer, der in Zeiten, als der Zwölfton-Avantgardist Arnold Schönberg, die Tonalität auflöste, noch der Romantik anhing. Aber sein "Trio élégiaque" von 1891 scheint genau das Richtige zu sein für die drei jungen Interpreten des Trios E.T.A., die das Idol des Komponisten, Kapellmeisters, Zeichners und romantischen Dichters E.T.A. Hoffmann in ihrem Namen tragen.

Die drei 23, 25 und 27 Jahre alten Musiker wurden erst vergangenen Januar zum "SWR2 New Talent 2023" gewählt. Stuttgart ist der Treffpunkt, an dem Geigerin Elene Meipariani aus Hamburg, Cellist Till Schuler aus Freiburg und Pianist Till Hoffmann zu Trio-Proben zusammenkommen. Ihr zweites Programmstück, Joseph Haydns C-Dur Trio op. 86 zeigt, welche Klasse sich die drei Nachwuchsmusiker erarbeitet haben. Sie interpretieren den Wiener Klassiker stilvoll in seiner elegant verschmitzten Hintersinnigkeit. Und die Lebendigkeit der Musizierenden steht dabei so im Vordergrund, dass die Musik das Publikum unmittelbar berührt.

Klangwelt-Leiterin Bettina Gaebel hat den Ickinger Frühling eröffnet. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Trio E.T.A passt perfekt ins Konzept des Ickinger Frühlings. "Wir haben ja die letzten Jahre vornehmlich Streichquartette gehabt", sagt Bettina Gaebel, die Vorsitzende des Vereins Klangwelt Klassik, der den Ickinger Frühling organisiert. Aber nun, so Gaebel, setzten sie und ihr Team auf eine kammermusikalische Öffnung. Das mag auch bedingt sein durch das Streichquartett-Zentrum Bad Tölz, wie es Susanne und Christoph Kessler vom dortigen Verein Klangerlebnis gerade entwickeln. Da ist es klug, wenn die Ickinger ein davon abweichendes kammermusikalisches Profil haben. Abgesehen von der Beliebtheit, die der Ickinger Frühling bei den Zuhörerinnen und Zuhörern ohnehin hat. Zwischen den Konzerten trifft man sich bei angeregten Gesprächen in einem der Klassenzimmer des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums. Dort sind die Bänke zu Quadraten zusammengestellt und mit weißen Tischtüchern bedeckt. In Achter-Gruppen sitzen die Musikfans hier und plaudern bei Kaffee und Kuchen.

Die siebenjährige Milla ist mit ihrer Großmutter gekommen. Beethovens "Für Elise" spielt sie gerade auf dem Klavier. Nach einer Weile läuft Büffet-Meister Alexander mit einem Gong durch Gang und Räume und bittet wieder in die Aula. Dort nimmt sich das Trio E.T.A, das übrigens gerade als Bewerber für den diesjährigen ARD-Musikwettbewerb angenommen wurde, Johannes Brahms' renommiertes Trio H-Dur op. 8 vor. Mit Verve gestaltet das Ensemble das Allegro con brio. Mit perlendem Portato meistert der Pianist die Übergangslinien zu den Themen. Delikat und mit Esprit interpretieren alle drei Musiker das anschließende Scherzo und finden im folgenden Adagio die Ruhe für die wunderbaren Gesangslinien. Nach dem rasanten Finale bekommt das Trio begeisterten Applaus und spielt noch einen Mendelssohn als Zugabe.

Auf der Galerie am Fenster haben die Jungen gesessen, wie etwa Ferdinand. Und haben von dort oben genau gesehen und gehört, wie sie das machen, die zehn Jahre älteren Profis. Auf die Frage, ob er auch wie der Pianist Till Hoffmann die Noten aus einem Laptop herauslese, damit er kein Problem mit dem Umblättern habe, meint der Elfjährige: "Nein, ich habe noch Noten aus Papier."

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