US-Wahlkampf:Kerry wehrt sich

Das hört der demokratische Präsidentschaftskandidat gar nicht gerne: In Fernsehspots von Kriegsveteranen aus Vietnam wird er als Lügner bezeichnet. Gegen diese Spots hat der Senator nun Beschwerde bei der Bundeswahlkommision eingelegt - und vermutet Amtsinhaber Bush hinter der Aktion.

In den Fernsehspots einer Gruppe von Veteranen, werden Kerry Lügen bei der Darstellung seiner Militärzeit im Vietnamkrieg zur Last gelegt. Das Wahlkampfteam der Demokraten beschuldigte die Gruppe Swift Boat Veterans For Truth, ihre Kampagne rechtswidrig mit Bushs Republikanern abgestimmt zu haben. Kerry warf Bush vor, er lasse "seine schmutzige Arbeit" von Frontgruppen erledigen. Der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, beschuldigte hingegen Kerry, mit falschen und haltlosen Attacken gegen den Präsidenten vorzugehen. Der demokratische Herausforderer habe seine Gelassenheit verloren und sei damit kaum für das höchste Staatsamt geeignet, deutete McClellan an.

US-Wahlkampf: Diese Veteranen unterstützen den Demokraten Kerry.

Diese Veteranen unterstützen den Demokraten Kerry.

(Foto: Foto: rtr)

Für die Wahlkampfführung der Demokraten konterte deren Sprecherin Stephanie Cutter, Kerry sei nicht der Typ von Präsident, der Zweitklässlern Bilderbücher vorlese, während Amerika angegriffen werde - eine Anspielung auf den Schulbesuch Bushs während der Terroranschläge vom 11. September 2001. Die Demokraten brachten außerdem neue Fernsehspots heraus, in denen der ehemalige Luftwaffengeneral Merrill McPeak für Kerry wirbt.

"Netz von Verknüpfungen"

Die US-Tageszeitung New York Times berichtete am Freitag, zwischen der Gruppe der Schnellbootveteranen und der Bush-Familie gebe es ein "Netz von Verknüpfungen", in das auch "ranghohe Politiker aus (Bushs Heimatstaat) Texas" sowie Bushs Berater Karl Rove eingewoben seien. Am Vortag hatte Kerry die US-Regierung aufgefordert, den Fernsehspot der Veteranen zu verurteilen. Die Tatsache, dass der Präsident dies bislang nicht getan habe, sei ein Beleg dafür, dass die Gruppe für ihn die "schmutzige" Wahlkampfarbeit erledigen solle, hatte Kerry in seiner Heimatstadt Boston gesagt.

Das Weiße Haus hatte sich von der Anzeige distanziert, verzichtete aber auf eine ausdrückliche Verurteilung. Der Präsident ziehe Kerrys Erzählungen über seine Kampferfahrungen nicht in Zweifel, sagte Bushs Sprecher dabei.

Der parteilose Präsidentschaftskandidat Ralph Nader erlitt unterdessen einen Rückschlag bei der Zulassung zur Wahl am 2. November. In den Staaten Virginia, Maryland, Illinois und Missouri wurde ihm wegen Fehlern bei der Einreichung von unterstützenden Unterschriften die Aufstellung als dritter Kandidat verwehrt. Der Sprecher des Verbraucherschützers, Kevin Zeese, kündigte juristische Schritte gegen die Beschlüsse der Wahlbehörden an. Im Jahr 2000 hatte Nader als Kandidat der Grünen Partei rund drei Prozent der Stimmen in Maryland und jeweils zwei Prozent in den anderen drei Staaten erhalten. Die Demokraten befürchten, dass die Stimmen für Nader ihrem Kandidaten Kerry im Kampf gegen Bush fehlen könnten.

Rekordhoch bei den Wahlkampfausgaben

Die Ausgaben für die US-Wahlen in diesem Jahr haben ein neues Rekordhoch erreicht. Bis zur Jahresmitte überstiegen die Kosten für die Kampagnen der Kandidaten deutlich die Marken der Vergleichszeiträume in den Wahljahren 2000 und 2002, wie aus Unterlagen der Wahlbehörde hervorgeht. Demnach haben die Präsidentschaftsbewerber sowie Kandidaten für die Kongresswahl und die Parteikomitees trotz verschärfter Vorschriften zur Wahlkampffinanzierung in diesem Wahlzyklus bereits mehr als eine Milliarde Dollar ausgegeben.

Allein Bush listete in einem am Freitag vorgelegten Bericht 209 Millionen Dollar (170 Millionen Euro) auf, die er bis Ende Juli in die Kampagne für seine Wiederwahl investiert haben will. Kerry meldete den Wahlbehörden bis Ende Juli Ausgaben von rund 186 Millionen Dollar (151 Millionen Euro).

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