FinCEN-Files

Die Banken, die Politik und das schmutzige Geld.

Was haben die Deutsche Bank, der Cousin von Wladimir Putin und der vermutlich gefährlichste Mafiaboss der Welt gemeinsam?

Sie alle tauchen in einem neuen Leak auf, den FinCEN-Files. Diese geheimen Dokumente aus dem US-Finanzministerium zeigen: Banken und Behörden versagen auf ganzer Linie, wenn es darum geht, Verbrecher am Geldwaschen zu hindern.

Ein Kontrollsystem soll eigentlich verhindern, dass Kriminelle die internationalen Finanzkanäle missbrauchen. Doch in Wahrheit haben gesuchte Mafiosi, sanktionierte Oligarchen und andere fragwürdige Gestalten leichtes Spiel, da das Sicherheitsnetz voller Schlupflöcher und Fehler ist.

Die Behörden sind überfordert und die Banken überraschend hilfreich, wenn es um undurchsichtige Geldtransfers geht.

Hinzu kommt: Verdächtige Transaktionen, die eigentlich innerhalb von wenigen Tagen gemeldet werden müssen, werden oft erst viel später angezeigt. Im Extremfall: erst 18 Jahre später.

Die meisten FinCEN-Dokumente wurden zusammengestellt, um die Frage zu klären, wie nahe das Wahlkampfteam Donald Trumps an Russland war. Die Untersuchung brachte wenig Gewissheit - aber Ex-Wahlkampfleiter Paul Manafort ins Gefängnis. Er hatte heimlich Millionen aus der Ukraine bekommen, und zwar - wie jetzt die FinCEN-Files zeigen - offenbar sogar bis Herbst 2017.

Die FinCEN-Files enthalten zahlreiche Dokumente zu hoch problematischen Geschäften der Deutschen Bank. Sie offenbaren die mutmaßlichen Versäumnisse einer Abteilung, die damals der heutige Vorstandschef Christian Sewing leitete, in einem der größten Skandale der Firmengeschichte.

Internationale Sanktionen regeln genau, für wen Großbanken Geld überweisen dürfen oder eben nicht. Es drohen strenge Strafen. Umstrittene Oligarchen und sogar Kriminelle finden trotzdem immer wieder einen Weg, das internationale Finanzsystem zu nutzen:

Wie die geleakten Dokumente belegen, hat die Deutsche Bank vor einiger Zeit einen früheren Manager des Geldhauses bei den Behörden angezeigt. Seine privaten Aktiengeschäfte kamen den Analysten der Bank verdächtig vor.

Auch im größten Geldwäscheskandal Europas führen neue Spuren zur Deutschen Bank.

Hohe Strafen schrecken viele Banken offenbar nicht ab. So haben laut den FinCEN-Files mehrere Großbanken - darunter die Deutsche Bank, Europas größte Bank: die HSBC, die US-amerikanische BNY Mellon und die britische Standard Chartered - auch dann noch mit fragwürdigen Geschäften weitergemacht, als sie längst Besserung versprochen hatten.

Die britische Großbank Standard Chartered ist laut den FinCEN-Files in einen der größten Sanktionsbrüche der jüngeren Geschichte verwickelt. Sie war einem schillernden Goldhändler offenbar beim Umgehen von Iran-Sanktionen behilflich.

In den FinCEN-Files finden sich auch Spuren zur „Kryptoqueen“ - einer 37-jährigen Deutschen, die Millionen Anleger geprellt haben soll. Weltweit rätseln Ermittler: Wo steckt Ruja Ignatova?