Schienen-Fernverkehr:Konkurrenz für die Deutsche Bahn

Das Monopol auf den Schienen bröckelt: Fernzüge der Firma Locomore befahren ab Mitte 2011 die Strecke zwischen Köln und Hamburg. Die Bahn strukturiert unterdessen ein Ressort um.

Daniela Kuhr

Nach langem Ringen ist der Weg nun frei: Von Mitte nächsten Jahres an wird das private Bahnunternehmen Locomore Rail der Deutschen Bahn (DB) Konkurrenz im Fernverkehr machen. "Wir werden dreimal täglich die Strecke Köln-Hamburg in beide Richtungen befahren", sagte Locomore-Geschäftsführer Derek Ladewig am Mittwoch zur Süddeutschen Zeitung. Der Rahmenvertrag mit der Netztochter der DB sei bereits unterschrieben. "Er erlaubt uns, die Strecke bis Dezember 2015 zu fahren", sagte Ladewig. Damit hatte der zweite Anlauf des Berliner Unternehmens Erfolg.

Schienen-Fernverkehr: Auf den Schienen zwischen Hamburg und Köln werden bald nicht mehr nur die Züge der Deutschen Bahn fahren.

Auf den Schienen zwischen Hamburg und Köln werden bald nicht mehr nur die Züge der Deutschen Bahn fahren.

(Foto: AP)

Eigentlich hätte der Hamburg-Köln-Express nach dem Willen von Locomore bereits seit August dieses Jahres fahren sollen. Doch die Trassenvergabe klappte nicht, sodass das Unternehmen die bereits erfolgte Ankündigung im April zurückziehen musste. "Wir sind sehr guter Dinge, dass diesmal alles klappt", sagte Ladewig. Anders als im Regionalverkehr hat die DB im Fernverkehr bislang so gut wie keine Konkurrenz. Nur das französische Unternehmen Veolia betreibt mit den Interconnex-Zügen zwischen Leipzig, Berlin und Rostock Fernverkehr.

Bis zum Starttermin will der Hamburg-Köln-Express drei ehemalige Intercity-Wagen aus Österreich aufarbeiten und modernisieren lassen. "Wir werden preisgünstig und sehr komfortabel sein", sagte Ladewig. Neben Locomore gehört auch der amerikanische Investor Railroad Development Cooperation (RDC) aus Pittsburgh zu den Gesellschaftern des Hamburg-Köln-Expresses.

Derweil gab die DB am Mittwoch offiziell bekannt, dass sie das Ressort Personenverkehr von 2011 an neu strukturiert. Wie die SZ bereits berichtete, sollen die bislang getrennten Geschäftsfelder DB Regio und DB Stadtverkehr im neuen gemeinsamen Geschäftsfeld DB Regio vereinigt werden. Damit reagiert der Konzern auf die Veränderungen, die sich aus der Übernahme des britischen Transportunternehmens Arriva ergeben haben.

Durch den Zukauf von Arriva sei der Personenverkehr der DB "ein großes Stück gewachsen", schreibt Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg in einem Brief an die Mitarbeiter. "Um diese Veränderung auch organisatorisch abzubilden, wird sich der Personenverkehr künftig in die Geschäftsfelder Fernverkehr, Nahverkehr international, Nahverkehr national und Vertrieb gliedern." Für die Bereiche Fernverkehr und Vertrieb ändere sich nichts. "Die internationalen Nahverkehrsaktivitäten werden bei DB Bahn Arriva gebündelt." Das deutsche Nahverkehrsgeschäft werde unter dem Dach von DB Bahn Regio vereinigt.

Innerhalb von DB Regio wird Vorstandschef Frank Sennhenn für den Bereich Schiene und Michael Hahn als neuer Vorstand für das Busgeschäft zuständig sein. Der bisherige Chef von DB Stadtverkehr Hermann Graf von der Schulenburg verlässt den Konzern.

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