Die Umfragewerte sind denkbar schlecht für US-Präsident Barack Obama und seine Demokraten: Die Republikaner könnten bei der Kongresswahl in zwei Wochen die Mehrheit bekommen. Obama aber wehrt sich und setzt auf medienwirksame Auftritte. Mit Schauspieler George Clooney besprach er die Lage im Sudan, einen Tag später stellte er sich in einer einstündigen, unter anderem von MTV übertragenen Live-Sendung den Fragen der jungen Wähler. Aber die machten es ihm nicht einfach.
Die schlechte Wirtschaftslage der USA, die Lage der Homosexuellen und das Thema Immigration - viele Brennpunkte der US-Politik wurden während der Sendung angesprochen, an der die Zuschauer unter anderem mit Twitter-Posts teilnehmen konnten.
Wieso er die "Don't ask, don't tell"-Politik für homosexuelle Armeeangehörige nicht beende, nach der schwule und lesbische Soldaten ihre sexuelle Orientierung nicht öffentlich machen dürfen, wollte zum Beispiel eine junge Frau wissen. Ein College-Absolvent beschwerte sich darüber, dass die Arbeitslosenquote in den USA immer noch ansteige, und eine Studentin bemängelte, die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ethnien in den USA hätten sich seit Obamas Amtsantritt sogar verschlechtert.
"Was ist da passiert?", wollte sie wissen, und Obama gab sich redlich Mühe mit seinen Erkärungen, wies zum Beispiel darauf hin, dass er sich bereits im Kongress für eine Abschaffung der "Don't ask, don't tell"-Politik einsetze, die meisten Arbeitslosen vor seinem Amtsantritt ihre Jobs verloren hätten und Ressentiments gegenüber Zuwanderen regelmäßig während ökonomisch schwierigen Situationen zunähmen.
Als ihm per Twitter die Frage gestellt wurde, ob Schwule ihre Sexualität wählen könnten, erklärte Obama, dass er das nicht glaube. "Ich denke, alle Menschen werden mit einer bestimmten Veranlagung geboren."
Wie viele Zuschauer Obama überzeugen konnte, blieb am Ende offen. "Meine größte Furcht ist, dass Obama wiedergewählt wird", hieß es auf einer Facebook-Botschaft, die der Sender einblendete. Obama reagierte gelassen: "Wir sind alle Amerikaner..."
Trotzdem wird ihn gerade die junge Generation in den nächsten Wochen wohl weiter beschäftigen. Denn während ihn 2008 nicht zuletzt deren Stimmen ins Weiße Haus brachten, sieht die Jugend dem Urnengang am 2. November eher mit Desinteresse entgegen.