USA: Streit um die Geldpolitik:Der Falke vom Dienst

Ein Mahner, der die amerikanische Geldpolitik für unverantwortlich locker hält: Thomas Hoenig führt die Opposition gegen Fed-Chef Ben Bernanke in der US-Notenbank an.

Nikolaus Piper, New York

Die Prognose ist nicht sonderlich kühn: An diesem Mittwoch wird der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve seine Politik der Geldmengenausweitung wieder aufnehmen - ein Vorgang, den man gemeinhin mit "Geld drucken" übersetzt.

USA: Streit um die Geldpolitik: Thomas Hoenig, Präsident der Federal Reserve Bank of Kansas City: Der Notenbanker ist gegen die lockere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve und wird im Offenmarktausschuss wahrscheinlich sogar dagegen votieren.

Thomas Hoenig, Präsident der Federal Reserve Bank of Kansas City: Der Notenbanker ist gegen die lockere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve und wird im Offenmarktausschuss wahrscheinlich sogar dagegen votieren.

(Foto: Federal Reserve Bank of Kansas City)

Ein Mitglied des Ausschusses allerdings wird die Entscheidung der Fed mit Unbehagen verfolgen und wahrscheinlich sogar gegen sie stimmen. Es ist Thomas Hoenig, Präsident der Federal Reserve Bank of Kansas City. Der 64-Jährige gilt als Falke in dem Ausschuss - ein Ökonom, dessen Ruf sich darauf gründet, früher als andere vor Inflation zu warnen.

Deutlich wurde dies bei der jüngsten Sitzung im September, als die Mehrheit des Offenmarktausschusses erklärte, die Fed werde noch für "ausgedehnte Zeit" an der Politik niedrigster Zinsen festhalten.

Beißende Kritik an Greenspan und Bernanke

Hoenig hatte damals als einziger mit "Nein" votiert und dies auch ungewöhnlich ausführlich begründet. "Das gegenwärtige hohe Niveau der Arbeitslosigkeit ist nicht durch hohe Zinsen verursacht", sagte der Notenbanker laut Protokoll, "sondern durch eine lange Periode außerordentlich niedriger Zinsen zu Beginn des Jahrzehnts, die zur Immobilienblase, deren Platzen und der anschließenden Rezession geführt haben."

Dies war nicht nur eine beißende Kritik am früheren Notenbank-Chef Alan Greenspan, sondern auch an dessen Nachfolger Ben Bernanke, der Greenspans Kurs stets mitgetragen hatte. Hoenig plädierte dafür, den Leitzins von derzeit null bis 0,25 Prozent auf 1,0 Prozent zu erhöhen und dann die weitere Entwicklung abzuwarten.

Thomas Hoenig ist ein Kind des Mittleren Westens und hat seine Heimat nie für längere Zeit verlassen. Er wurde in Fort Madison geboren, einem Kaff in der Südwestecke des Bundesstaats Iowa.

Sein Studium begann er in Atchison (Kansas) und schloss als Ökonom an der Staatsuniversität von Iowa ab. Bereits 1973 heuerte er bei der Federal Reserve Bank in Kansas City in der Abteilung für Bankenaufsicht an. Sein Aufstieg war langsam, aber stetig und endete 1991 mit der Ernennung zum Präsidenten der Kansas City Fed.

Dienstältestes Mitglied im Offenmarktausschuss

Er ist damit inzwischen das dienstälteste Mitglied des Offenmarktausschusses - und verdient wesentlich mehr als US-Notenbankchef Bernanke. Laut Fed-Statistik erhält Hoenig 374.000 Dollar im Jahr, Bernanke 199.700 Dollar. Der Grund: die amerikanischen Landeszentralbanken sind formal private Institutionen, die US-Fed ist dagegen eine Behörde, deren Gehälter gesetzlich gedeckelt werden.

Hoenigs Einfluss ergibt sich aus seiner langen Amtszeit, seinen eindeutigen Positionen zur Inflation, aber auch aus seiner Rolle als Gastgeber des "Ökonomischen Symposiums" der Kansas City Fed, zu dem alljährlich im August die Elite der internationalen Geldpolitik nach Jackson Hole (Wyoming) kommt.

Vor zwei Wochen machte Hoenig seine Opposition zu Bernanke noch einmal in aller Schärfe deutlich. Die Politik der Geldmengenausweitung könne zu "Fehlallokation" und "Ungleichgewichten" führen und sogar die Unabhängigkeit der Fed gefährden, sagte er bei einer Rede in Denver.

Man dürfe jetzt nicht die Fehler der Rezessionen von 1991 und 2001 wiederholen. Die lockere Geldpolitik damals habe die folgenden Spekulationsblasen verursacht. "Wenn wir die Zinsen erneut zu lange zu niedrig lassen, werden wir höchstwahrscheinlich dieselben Konsequenzen erleiden", warnte Hoenig.

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