Dopingfall Contador:Die nächste Farce ist abzusehen

Der Rad-Weltverband hat den Dopingfall Contador an Spaniens Behörden abgegeben. Dass der Profi dort verurteilt wird, käme einer Sensation gleich. Für die Tour 2011 verheißt das nichts Gutes.

Andreas Burkert

Bald drei Monate sind vergangen, seitdem der spanische Radkletterer Alberto Contador bei der Tour de France positiv auf Clenbuterol getestet worden ist. Öffentlich ist der Fall seit rund acht Wochen, der Weltverband UCI räumte den nächsten Tiefschlag für sein Genre erst nach Medienrecherchen ein.

Alberto Contador

Alberto Contador.

(Foto: AP)

Dass die UCI jetzt überhaupt die spanischen Kameraden um ein Verfahren gegen den Tour-Sieger bittet, ist an sich schon bemerkenswert. Doch der internationale Druck ist zu groß geworden in diesem Gaunerstück, das offenkundig verschwiegen werden sollte. Mit der formal korrekten Weiterreichung des Falls nach Spanien ist der UCI aber kein Befreiungsschlag geglückt. Sie spielt wieder nur auf Zeit.

Es käme jedenfalls einer Sensation gleich, sollte Contador in seiner Heimat mit zwei Jahren Sperre belegt werden. Denn in Madrid geben sie sich ja nicht mal Mühe, Distanz zu ihrem Helden vorzutäuschen. Contador saß schon auf dem Schoß des begeisterungsfähigen Sportministers Lissavetzky, als sein Name in Dokumenten der Guardia Civil zum Dopingnetzwerk des Blutarztes Fuentes als A.C. auftauchte.

Diese Dokumente spielten in Spanien aber keine Rolle, der komplette Skandal blieb ungelöst. Als Fans und Claqueure hatten sich Staatsdiener und Funktionäre bereits im Dopingfall des Landsmannes Valverde erwiesen: Bis zuletzt hielt man ihm die Treue - obwohl der Sportbetrug über DNS-Abgleiche und Fuentes-Akten längst belegt war.

Und so ist naheliegend, dass abermals erst der Internationale Sportgerichtshof (Cas) ein seriöses Urteil über Contador sprechen wird. Die UCI und die Welt-Antidopingagentur, deren Experten sich für ein Verfahren aussprachen, würden wohl Revision einlegen, ließen die Spanier Contador davonkommen. Der wiederum würde Berufung einlegen, sprächen ihn seine Bewunderer wider Erwarten schuldig.

Im Clenbuterol-Fall des deutschen Tischtennisspielers Ovtcharov blieb bisher ein Einspruch aus; der These der chinesischen Fleischvergiftung, wird, gestützt durch Haarproben, Glauben geschenkt. Im Fall Contador, dessen Verteidigung sich bislang auf ein - von der UCI vermitteltes - Gefälligkeitsgutachten beschränkt, liegt die Sache anders.

Denn in seiner Probe fanden sich angeblich auch markante Werte von Weichmachern, ein Hinweis auf Eigenblutdoping. Und im Radsport ist, wie so vieles aus dem Giftschrank, Clenbuterol sehr wohl ein Thema: Zuletzt wurde ein Australier wegen Clenbuterol-Besitzes für zwei Jahre gesperrt, bei einer Razzia auf Gran Canaria fanden Ermittler auch das Kälbermastmittel, das im Körper Fett verbrennt und den Muskelaufbau fördert.

Fakten, Indizien - dem Radsport dürfte das mal wieder nicht reichen für eine glaubwürdige Sanktion, und was letztlich aus Contador wird, bleibt einstweilen ungewiss. Absehbar ist: Der Tour 2011 droht die nächste Farce.

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