HSH Nordbank zeigt Reue:"Roth wurde falsch behandelt"

Das HSH-Nordbank-Spitzelaffären-Opfer Frank Roth kann sich vollständig rehabilitiert fühlen. Das Institut räumte gravierendes Fehlverhalten gegenüber seinem früheren Vorstandsmitglied ein.

Kristina Läsker, Hamburg

Die HSH Nordbank hat im Fall des Rauswurfs ihres Vorstandsmitglieds Frank Roth ein umfassendes Fehlverhalten eingeräumt. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass Herr Roth grob, falsch und schlecht behandelt worden ist", sagte Klaus Landry, Rechtskoordinator der Bank.

Frank Roth, 2010

Frank Roth, ehemaliger Vorstand der HSH Nordbank kann mit der Auszahlung Gehalt- und Schadenersatzansprüchen rechnen.

(Foto: Robert Haas)

Die HSH hatte Roth im April 2009 wegen Geheimnisverrats hinausgeworfen und sich von ihm distanziert. Am Mittwoch erfolgte die verbale Kehrtwende - nach monatelangem Kurs der Missachtung. Aus heutiger Sicht habe "kein triftiger Kündigungsgrund" vorgelegen, sagte Landry.

Die Bank hat den Hamburger Rechtsanwalt Landry hinzugezogen, damit er nach den vielen Affären weiteren Schaden abwendet. Landry kündigte Entschädigungen für Roth an, also die Auszahlung von Gehalts- und Schadenersatzansprüchen. "Herr Roth hat einen Anspruch darauf, rehabilitiert zu werden, und das wird die Bank auch tun." Ob sich Aufsichtsratschef Hilmar Kopper entschuldigen werde, ließ er offen. Kopper hatte Roth vor längerem geschrieben, für eine Einigung bestehe weder "rechtlich noch moralisch Anlass".

Gezielt am Rauswurf gearbeitet

Roth, 51, war nach nur elfmonatiger Amtszeit fristlos gefeuert worden. Die Bank hatte ihm vorgeworfen, streng vertrauliche Strategiepapiere an Dritte verschickt zu haben. In diesem Sommer waren Hinweise aufgetaucht, wonach die Bank unter Leitung von Dirk Jens Nonnenmacher gezielt am Rauswurf von Roth gearbeitet haben und den Vorwurf des Geheimnisverrats vorschob.

Nach einem - inzwischen widerrufenen - Gesprächsprotokoll soll die HSH der Sicherheitsfirma Prevent AG den Auftrag übertragen haben, Roth zu überwachen. Laut diesem strafgerichtlich nicht verwertbarem Protokoll soll Roths Büro verwanzt und in dessen Namen sollen Dokumente versandt worden sein.

Anfang der Woche hatte Roth im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung die damaligen Vorgänge geschildert. "Es war ein Albtraum", so Roth. In der Bank habe ein Klima der Angst geherrscht. Der jetzt vor der Abberufung stehende Nonnenmacher scheine "eine Berufs-Bösgläubigkeit" zu haben: Er unterstelle Verhandlungspartnern immer das denkbar Schlimmste. Für Sicherheitsfirmen wie Prevent "scheint Nonnenmacher wohl ein idealer Kunde gewesen zu sein".

Staatsanwaltschaft stellte Recherchen ein

Auch die Staatsanwaltschaft Kiel hatte kürzlich ihre Recherchen gegen Roth mangels Beweisen eingestellt und ermittelt nun wegen falscher Verdächtigungen. Im Visier der Fahnder stehen Führungskräfte der HSH, darunter der freigestellte Chef-Justiziar der Bank, Wolfgang Gößmann.

Dieser soll laut Landry im Frühjahr 2009 mit einem externen Anwalt dem Vorstand die fristlose Kündigung Roths nahegelegt haben. Die Bank erwägt daher, rechtliche Schritte gegen Gößmann einzuleiten, falls dieser sogar aktiv an den Bespitzelungen beteiligt gewesen sei. "Wir werden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kiel abwarten", so Landry. Gößmann widersprach solchen Vorwürfen durch seinen Anwalt Gernot Lehr: "Unserem Mandanten ist von diesem Sachverhalt nichts bekannt und er war an diesen angeblichen Sachverhalten in keiner Weise beteiligt."

Landry kündigte an, dass die Bank erwäge, auch gegen Prevent vorzugehen. Etwaige Ansprüche beziehen sich aber auf eine andere Affäre. So waren Hinweise aufgetaucht, wonach Prevent für die HSH in der Türkei hohe Amtsträger bestochen haben könnte. Prevent selbst beteuert, nie zu illegalen Maßnahmen gegriffen zu haben. Die Bank habe indes alle Beziehungen zu Prevent eingestellt, so Landry. Seit Sommer zahle die HSH keine Rechnungen mehr; insgesamt 800.000 Euro hat die Bank einbehalten.

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