Confed-Cup in Südafrika:Spanien, die Yankees und die Wolke

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Mit dem 0:2 gegen die USA vergibt Spanien nach 35 Spielen ohne Niederlage die Chance auf den nächsten Rekord - muss sich aber keine allzu großen Sorgen machen.

Sebastian Winter

Ausgeträumt. Europameister Spanien ist im Halbfinale des Confed-Cups an den USA mit 0:2 gescheitert. "Die Yankees haben uns von der Wolke geholt" titelte die spanische Sportzeitung Marca nach der Schmach gegen den starken Außenseiter, der nun im Finale auf Brasilien oder Südafrika trifft.

Spaniens Verteidiger Sergio Ramos kann nicht fassen, dass die Siegesserie seiner Mannschaft gegen die USA gerissen ist. (Foto: Foto: dpa)

Seit Jahren hatte es sich Spanien auf ebendieser Wolke gemütlich gemacht, seit dem 16. November 2006. Damals hatte Spanien sein letztes Länderspiel verloren: einen Freundschaftskick gegen Rumänien mit 0:1. Seither blieb die Mannschaft von Vicente del Bosque in 35 Partien ohne Niederlage - gekrönt durch den Europameister-Titel 2008 gegen Deutschland. Nur Brasilien hatte es zwischen 1993 und 1996 auf diese Zahl gebracht. Vor dem Spiel gegen die USA war Spanien also nur noch einen Schritt davon entfernt, einen weiteren großen Rekord zu brechen: Schon nach dem Vorrundensieg gegen Südafrika hatten die Iberer mit dem 15. Länderspielsieg in Folge einen Weltrekord aufgestellt.

"Die Rekorde sind eine Extra-Motivation", hatte Spaniens Trainer del Bosque gesagt und zugleich vor dem Halbfinale auf die Euphoriebremse getreten: "Wir müssen die USA ernst nehmen, auch wenn alle schon vom Finale gegen Brasilien träumen." Großmundig hatte Stürmer Fernando Torres nach dem 2:0-Sieg gegen Südafrika verkündet, dass es wichtig gewesen sei, Geschichte zu schreiben, und hinzugefügt: "Jetzt wollen wir mehr."

Es ist nicht mehr geworden für Spanien, das bis zur Europameisterschaft im vergangenen Jahr vor fast jedem großen Turnier Geheimfavorit war und dann scheiterte. Das bis 2008 im Gegensatz zu Deutschland nicht gerade als Turniermannschaft gegolten hatte, allein der EM-Titel 1964 (die Endrunde wurde allerdings nur mit vier Teams ausgetragen) und der Olympiasieg 1992 gegen Polen ragten heraus. Doch in den vergangenen Jahren haben Luis Aragonés und sein Nachfolger Vicente del Bosque das spanische Nationalteam zu einer starken Einheit geformt, die von Einzelkönnern wie Ramos, Xavi, Fàbregas, Villa, Xabi Alonso oder Torres geführt wird.

Dass der Favorit gegen den Außenseiter USA ziemlich chancenlos war, ist eine bittere Erkenntnis, sie muss den Spaniern aber auch nicht zu viele Sorgen machen. Zum einen hatte es während des Confed-Cups viel Wirbel im spanischen Team um einen seiner Stars gegeben. Der Poker um Torjäger David Villa, der von seinem Klub FC Valencia noch immer keine Freigabe für einen Wechsel zu Real Madrid bekommt, förderte die Vorbereitung von Europameister Spanien auf das Halbfinale gegen die USA nicht gerade. Immerhin hatte Valencia sogar einen Abgesandten geschickt, den Villa gar nicht erst empfangen wollte.

Zum anderen sollte der Confed-Cup, die Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2010, nicht auf eine Stufe mit den wirklich wichtigen Turnieren gestellt werden. Letztlich ist er nichts weiter als ein Schaulaufen der Mannschaften und - weit wichtiger noch - ein Test für den Veranstalter. Dass große Fußballnationen auf dieser Bühne schon öfter gestolpert sind, zeigte schon die Generalprobe für die WM in Japan und Südkorea, als Australien Brasilien im Halbfinale mit 1:0 bezwang. Brasilien wurde 2002 nach einem Sieg über Deutschland Weltmeister. "Natürlich war uns klar, dass wir irgendwann ein Spiel verlieren und unsere Siegesserie enden würde. Wir müssen unseren Hut vor den USA ziehen", sagte Xabi Alonso ehrlich nach dem Ausscheiden.

Bundestrainer Joachim Löw hatte sich das Spiel auch angesehen, er bewertete den 2:0-Sieg des US-Teams gegen Fußball-Europameister Spanien im ersten Halbfinale des Confederations Cup in Südafrika als "große Überraschung". "Die amerikanische Mannschaft war sehr gut organisiert und hat mit riesigem Engagement gespielt", meinte Löw.

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