Prozess um den Tod von Michael Jackson:Doktor unter Druck

Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray gerät bei den Untersuchungen zu den Todesumständen des Popstars immer stärker in Bedrängnis. Der Vorwurf: Der Mediziner soll Beweismaterial verschwinden lassen haben.

Michael Jacksons Leibarzt soll im Moment des Todes des Popstars Medikamente beiseite geschafft haben. Einer von Jacksons Bodyguards sagte vor Gericht, Dr. Conrad Murray habe nur mit einer Hand den Sterbenden zu reanimieren versucht. Mit der anderen Hand habe der Mediziner "verzweifelt" Ampullen zusammengesucht und sie in einen Beutel gestopft, zitierte die Los Angeles Times den Leibwächter Alberto Alvarez. Dann habe Murray ihn gebeten, einen Infusionsbeutel vom Ständer zu nehmen, berichtete Alvarez weiter. Darin habe sich eine "milchige Substanz" befunden. Der Beutel sei in einer anderen Tasche verschwunden.

Michael Jacksons Arzt Dr.Murray vor Gericht

Michael Jacksons Arzt  Conrad Murray steht vor Gericht - noch wird verhandelt, ob es zu einem Prozess gegen ihn kommt.

(Foto: dpa)

Demnach wies Murray ihn erst in dem Moment an, den Notruf zu wählen, als die Medikamente weggesteckt waren. Alvarez war eigenen Angaben zufolge der erste, der dazu kam, als der Arzt um Jacksons Leben kämpfte. Er sagte vor dem Richter, dass der Musiker auf dem Bett lag, Mund und Augen weit offen. Als Alvarez fragte, was los sei, habe Murray nur gerufen: "Er hat eine Überreaktion! Er hat eine Überreaktion!".

Unmittelbar hinter ihm sei Jacksons Tochter Paris, damals elf, in den Raum gekommen, sagte Alvarez dem Bericht zufolge weiter. Sie habe "Daddy!" gerufen und dann sofort angefangen zu weinen. Nachdem er das Kind herausgebracht habe, habe Murray ihm Fläschchen und Ampullen gegeben, die er aus Jacksons Zimmer in den Flur bringen sollte.

Die Anhörung soll klären, ob gegen Murray ein Prozess wegen fahrlässiger Tötung eröffnet werden kann. Der 57-Jährige soll Jackson ein Narkosemittel gegen Schlafstörungen gespritzt haben, obwohl das nur für Patienten gedacht sei, die operiert werden sollten. Der Herzspezialist bestreitet das, die Dosis sei viel zu gering gewesen. Am Dienstag hatten bereits andere Mitarbeiter Jacksons den Arzt schwer belastet.

Richter Michael Pastor muss nach der auf bis zu zwei Wochen veranschlagten Anhörung mit etwa 35 Zeugen entscheiden, ob genügend Beweise vorliegen, um Murray den Prozess zu machen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt vor, keine angemessene medizinische Ausrüstung verwendet und nicht rechtzeitig einen Notarzt verständigt zu haben.

Der 57-jährige Murray soll Jackson in den Wochen vor seinem Tod am 25. Juni 2009 jeden Abend das starke Beruhigungsmittel Propofol gespritzt haben, damit er während der Vorbereitungsphase für seine geplanten Comeback-Konzerte in London gut schlafen konnte. Die Autopsie ergab später, dass der 50-Jährige an einer Überdosis des Mittels starb.

Murray räumt zwar ein, Jackson Propofol verabreicht zu haben, weist aber jede Schuld am Tod des Popstars von sich. Bei einem Schuldspruch drohen ihm bis zu vier Jahre Haft.

Einige von Jacksons Familie, darunter Mutter Katherine und die Schwestern Janet und LaToya, verfolgten die Anhörung.

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