Im Gespräch: Okwui Enwezor:Denk ich an New York

"Man sollte intellektuelle und ökonomische Ressourcen teilen": Der frisch gekürte Direktor des Hauses der Kunst will mit den weltbesten Museen kooperieren - und spricht über Münchens Leichtigkeit.

E. Vogel

Okwui Enwezor erzählt im Gespräch mit der SZ von seiner Entscheidung für München und ersten Plänen für seine Zeit an der Spitze des Hauses der Kunst.

Okwui Enwezor wird neuer Chef im Haus der Kunst

Der designierte Direktor des Münchner Hauses der Kunst, Okwui Enwezor, posiert am Mittwoch vor dem Bild "Naomi" der Kuenstlerin Marlene Dumas aus dem Jahr 1995. Das Bild ist aktuell im Haus der Kunst zu sehen, wo der noch in New York lebende Nigerianer demnächst die Nachfolge von Chris Dercon antritt.

(Foto: dapd)

SZ: Mit welchem Programm werden Sie im Haus der Kunst Ihr Amt antreten?

Okwui Enwezor: Es existiert im Moment noch kein fertiges Programm. Erst wenn ich die Mitarbeiter des Hauses getroffen habe, werden wir gemeinsam eine Philosophie entwickeln, was die kommenden fünf Jahre geschehen soll. Ich will sehen: Was funktioniert hier, was passt hier rein, was kommt hier an? Ich will keine Impresario sein. Aber ich kann Ihnen jetzt schon versprechen: Es wird eine vielfältige Mischung werden. Und das Programm wird international werden. Ich will die Trennung von Gattungen vermeiden, will herausragende und innovative Künstler präsentieren.

SZ: Werden Sie mit anderen Museen und Institutionen kooperieren?

Enwezor: Natürlich strebe ich Kooperationen an, schon aus pragmatischen Gründen. Das Haus besitzt keine eigene Sammlung. Und man sollte intellektuelle und ökonomische Ressourcen teilen.

SZ: Mit wem würden Sie gerne kooperieren?

Enwezor: Ich denke an die Whitechapel Gallery in London, das MACBA in Barcelona, das Guggenheim oder auch das MoMA in New York.

SZ: Wie wollen Sie auf die nationalsozialistische Architektur des Hauses reagieren? Ihrem Vorgänger Chris Dercon war das ja sehr wichtig.

Enwezor: Ich interessiere mich zwar historisch gesehen für diese Zeit, aber ich werde in meiner künstlerischen Arbeit keinen programmatischen Fokus darauf legen.

SZ: Sie treten Ihr Amt am 1. Oktober an. Werden Sie vorher auch schon in München sein?

Enwezor: Ich habe vor, ab Mai hier Anker zu werfen. Ich werde so oft hier sein, dass ich eine Bleibe brauchen werde, auch wenn das vielleicht noch nicht der vollständige Umzug sein wird.

SZ: Wie gut kennen Sie München?

Enwezor: Ich habe München 2001 kennengelernt, als ich die Ausstellung in der Villa Stuck kuratierte. Es ist eine sehr komfortable Stadt, anders als Berlin oder Frankfurt. Ich mag die Leichtigkeit und das Selbstbewusstsein, das München hat.

SZ: Wie haben Sie die bayerischen Politiker in diesen Tagen der Entscheidung kennengelernt?

Enwezor: Die letzten Tage waren unglaublich! Ich bin sehr großzügig, persönlich und zuvorkommend von allen Beteiligten behandelt worden.

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