Jens Söring: Lebenslang im Gefängnis:"Wut, es ist einfach Wut"

Jens Söring soll 1985 die Eltern seiner damaligen Freundin getötet haben. Mehr als die Hälfte seines Lebens sitzt er deswegen in den USA im Gefängnis. Ein Gespräch über seine letzte Hoffnung und panische Angst.

Karin Steinberger

Mitten im Nichts steht das Buckingham-Correctional Center, 1038 Insassen, hohe Mauern, Stacheldraht, sehr angsteinflößend. Walkie-Talkies krächzen, Vollzugsbeamte tasten, Gittertüren gehen auf und fallen scheppernd zu. Jens Söring sieht blass aus, zerbrechlich, seine Hand ist trocken, das Gesicht alterslos. Er soll 1985 in Lynchburg die Eltern seiner damaligen Freundin getötet haben. Mehr als die Hälfte seines Lebens sitzt er deswegen im Gefängnis. Er sagt, er war es nicht. Und zählt die Tage.

Jens Söring: Lebenslang im Gefängnis: Jens Söring wurde zu zweimal lebenslänglich verurteilt: Es ist ein Fall ohne Augenzeugen, ohne Fingerabdrücke, es gibt Ungereimtheiten, Verfahrensfehler, befangene Richter.

Jens Söring wurde zu zweimal lebenslänglich verurteilt: Es ist ein Fall ohne Augenzeugen, ohne Fingerabdrücke, es gibt Ungereimtheiten, Verfahrensfehler, befangene Richter.

(Foto: Karin Steinberger)

SZ: Ich wollte Ihnen eigentlich ein Stück Baumrinde mitbringen aus der Welt da draußen. Es ist aber leider verboten.

Jens Söring: Klar ist das verboten. Vor kurzem wollte mir jemand ein Herbstblatt im Brief schicken. Das wurde sofort zurückgeschickt.

Vor vier Jahren sagten Sie, dass Sie in Ihrem Leben noch einmal einen Baum berühren wollen. Ist das noch wichtig?

So akut ist das gerade nicht. 2010 war das zweitschlimmste Jahr meines Lebens. Das schlimmste war vom 30. März 1985, das war der Tag, an dem die Haysoms ermordet wurden, bis zum 30. April 1986, als wir verhaftet wurden. Damals habe ich den furchtbarsten Fehler meines Lebens gemacht. Ich hätte irgendjemanden um Hilfe bitten müssen, das habe ich nicht getan. Für diesen Fehler bin ich jetzt fast 25 Jahre im Gefängnis.

Wie lange genau? Zählen Sie noch?

An dem Tag, an dem dieses Interview veröffentlicht wird, werden es 24 Jahre, acht Monate und 22 Tage sein. Ich zähle jeden Tag. Durch die DNS-Beweise ist ja auch alles wieder akut geworden.

42 DNS-Spuren gibt es zu Ihrem Fall, keine konnte Ihnen zugeordnet werden. Im Prozess damals hieß es immer, Sie hätten sich am Tatort verletzt.

Es ist, als ob man 42 Mal russisches Roulette spielt. Wenn jemand schuldig wäre - und dann 42 Mal kein Treffer? Das ist kein Beweis meiner Unschuld, aber es ist schwer zu sagen, der war es, wenn es 42 Mal nicht geknallt hat. Im ,,Hund von Baskerville'' war der entscheidende Hinweis, dass der Hund nicht bellt. Bei mir hat die DNS 42 Mal nicht gebellt. Das lässt Hoffnung aufflammen. Und Wut.

Wut auf wen?

Ich habe die ersten 14 Jahre meiner Haft damit verbracht, hauptberuflich und rund um die Uhr und mit großer Energie mich selbst zu hassen. Damals habe ich noch gehofft, irgendwann hilft mir ein Gericht. Als 2001 die letzte Berufung vom US-Supreme-Court abgewiesen wurde, habe ich meditiert, zehn Jahre lang. Die Entwicklung war weg von der Wut auf mich, hin zu einer Trauer über das, was ich Menschen angetan habe.

Und jetzt?

Jetzt ist es Wut auf das Justizsystem. Am 2. Oktober 2009 habe ich die DNS-Testergebnisse bekommen, ich hätte bis 2. Dezember 2009 Klage einreichen können. Im Oktober hat der Gouverneur von Virginia, Timothy Kaine, gesagt, dass ich nach Deutschland überstellt werde, am 12. Januar 2010 bat er US-Generalstaatsanwalt Eric Holder offiziell darum. Deswegen habe ich keine Klage eingereicht. Aber am 19.Januar hat der neue Gouverneur Robert McDonnell als eine seiner ersten Amtshandlungen meine Überstellung zurückgezogen. Ein Gouverneur nimmt den Gnadenakt seines Vorgängers rückwirkend zurück. Ich war nicht darauf vorbereitet, so etwas ist noch nie vorgekommen. Ich habe nicht nur die Chance auf Haftüberstellung verloren, sondern auch die Chance, die DNS-Sache vor Gericht zu bringen. Das ist für mich kaum auszuhalten.

Und jetzt? Wie gehen Sie damit um?

Wut, es ist einfach Wut.

"Ich arbeite wie verrückt daran, mich freizukämpfen"

Was macht man mit dieser Wut?

Ich arbeite wie verrückt daran, mich hier noch freizukämpfen. Ich fange um 6.20Uhr an und höre um 19.50 Uhr auf.

Freikämpfen, aber wie denn?

Ich arbeite daran, dass man in Deutschland von mir erfährt. Das ist meine letzte Chance. Ich werde ein Gnadengesuch bei Gouverneur McDonnell einreichen, aber ich habe da keine Illusionen. Ich bitte nicht darum, meine Unschuld anzuerkennen, ich bitte um Abschiebung.

Die Menschen in Virginia hassen Sie, die wollen die ,,deutsche Bestie'' für immer in ihrem Gefängnis schmoren sehen.

Ja, Rache ist die einzige Definition von Gerechtigkeit, die in diesem Land anerkannt wird. Es ist politisch unmöglich, Gnade zu zeigen. Dieser Hass in meinem Fall, die Intensität der Gefühle, das hat wohl damit zu tun, dass ich Fremder bin.

Sie können also entspannen, Sie bleiben in der Hölle.

Ich hatte wahnsinnig große Hoffnungen. Wenn man so viel Zeit im Gefängnis verbracht hat, weiß man nicht mehr, wie die Welt da draußen funktioniert. Das Internet, habe ich nie gesehen, iPod, nie gesehen, ich habe noch nie ein Handy benutzt, ich habe noch nie eine Arbeit verrichtet, ich habe keine Ausbildung. Ich hatte Angst.

Kann man sich in Gefangenschaft auf die Freiheit vorbereiten?

Ich habe versucht herauszufinden, welche Möglichkeiten ich habe. Ein Studium hätte zu viel Zeit gebraucht. Ich suchte eine Arbeit, bei der man keine Ausbildung braucht. Ich wollte mir meinen Lebensunterhalt verdienen, und zwar möglichst bald. Ich habe nicht mehr viel Zeit. Aufholen geht nicht mehr, Happy End auch nicht. Das wusste ich.

Sie haben nie das Grab Ihrer Mutter gesehen, nie das wiedervereinigte Deutschland. Sie bereiten sich auf eine Welt vor, die Sie nicht kennen.

Ja, aber ich kann mich jetzt sowieso entspannen, ich bleibe ja. Ich kämpfe wieder um meine Freiheit, das mache ich seit zweieinhalb Jahrzehnten, das ist eine Disziplin, die ich gut beherrsche.

"Auf dem Niveau ist das: der Söring und die Klos"

2010 war so schlimm, weil Sie Hoffnung hatten, oder?

Die erste Hälfte des Jahres war schlimm, weil ich Hoffnung hatte, die zweite Hälfte, weil ich keine Hoffnung mehr hatte. Es gibt fast keine Möglichkeit mehr, dass ich hier rauskomme. Es wäre nur noch möglich, dass Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Amerikareise meinen Fall aufgreift. Oder Innenminister Thomas de Maizière. Eine Sache, die mich verrückt macht, sind die Wikileaks-Enthüllungen, da haben die Amerikaner Staaten alles Mögliche angeboten, wenn sie Guantanamo-Häftlinge aufnehmen. Da wurde richtig geschachert. Ich bin eine kleine Nummer, das wäre doch nicht schwer gewesen: Wir nehmen zwei - und bekommen dafür den Söring.

Da bereitet man sich auf das Leben vor - und dann bleibt man doch gefangen. Das hier ist ein sehr beklemmender Ort.

Es ist so, als ob man vom Krebs geheilt wird, und dann kommt einer und injiziert einem eine neue Ladung Krebs. McDonnell hat zwei Sachen gemacht am ersten Arbeitstag. Er hat meine Haftüberstellung zurückgenommen - und die Schließung der öffentlichen Klos auf der Autobahn. Auf dem Niveau ist das: der Söring und die Klos. Der wollte seinem Vorgänger eins auswischen. Es hatte keine Bedeutung für ihn. Er hat einmal gesagt, ich bin überzeugt, dass Söring rehabilitiert ist. Darum geht es ihm gar nicht.

Und Sie haben mal gesagt: Schreiben hat mich vor dem Verrücktwerden gerettet. Welches Verrücktwerden ist das?

Selbstmord. Ich kann es nicht mehr aushalten, hier zu leben. Das ist kein Leben, das ist eine Existenz. Es hat nichts mit den Haftbedingungen zu tun, sondern damit, dass man keine Hoffnung hat. Ich weiß, in zwei Jahrzehnten werde ich in einer Zelle sitzen, die sieht genauso aus wie die, in der ich jetzt sitze. Ich werde nur damit fertig, weil ich kämpfe. Wenn das nicht mehr möglich ist, gibt es keinen Grund mehr, etwas zu tun. Das sehe ich an meinen Mitgefangenen, die nicht aus dem Bett rauskommen. Es gibt keinen Grund mehr aufzustehen.

Kann man in Gefangenschaft zu einem besseren Menschen werden?

Ja klar. Die meisten hier kommen von ganz unten, die haben an sich gearbeitet, viel mehr als ich. Ich war Hochbegabtenstipendiat, habe sechs Bücher geschrieben, ich habe nur getan, was ich sowieso getan hätte, wenn ich in der Welt gewesen wäre. Raus kommen sie trotzdem nie. Also geben sie auf. Einer ist seit 41 Jahren da, jetzt ist er geisteskrank. Er stellt sich an, holt sich die Pillen, wird ruhiggestellt. Ein anderer schreit jeden Tag seine Frau an. Die Frau, die er vor 30 Jahren umgebracht hat. Man kippt um und taucht ein in den Wahnsinn.

Selbst wenn Sie die Tat begangen hätten, wären Sie in Deutschland schon lange frei. Will man da nicht schreien vor Wut?

Im Gefängnis ist es gefährlich, Emotionen zu zeigen. Wir sind die höflichsten Menschen der Welt. Jede kleinste Beleidigung kann sofort zu Gewalt führen. Deswegen entschuldigt man sich ständig. Nie echte Emotionen zeigen, niemals.

Ist das jetzt Ihr Knastgesicht?

Ja. Man verlernt es, Gefühle zu zeigen. Ich gieße alle meine Gefühle ins Schreiben, alles. Vor kurzem gab es eine Schlägerei bei uns. Es ging darum, ob man das Fenster aufmachen soll oder nicht. Die Situation ist explodiert, die Wärter kamen mit Pfefferspray und Schutzschildern mit Elektrostrips, damit werden die Leute elektrisiert. Schlimme Sache.

Ein Fenster?

Ja, wir alle stehen immer kurz davor, zu explodieren. Das ist die Hoffnungslosigkeit. Aber das Leben ist mir wegen der verdammten DNS-Beweise jetzt wieder wichtiger. Was jeder Mensch braucht, ist das Gefühl, dass das eigene Leben etwas bedeutet. Viktor Frankl hat über seine Erlebnisse im KZ geschrieben, da steht, es ist das Wichtigste, einen Sinn zu haben.

KZ-Literatur im Knast? Seit wann lesen Sie das? Seit Sie im Gefängnis sind?

Vor dem Gefängnis gab es ja fast nicht für mich. Mein Leben hat mit 18 aufgehört. Mit 19 war ich im Gefängnis. Ich kann mich kaum noch dran erinnern, was das Leben war. Es gibt nur ein paar Erinnerungen.

Welche Erinnerungen?

Reiterhof in Niedersachsen, da war ich drei Sommer als Kind. Da gab es Pferde. Und Mädchen. Was will der Mensch mehr. Ich kann mich an ein Feld erinnern, da kam der Wind rüber, das Gelb ging so in Wellen. Es war wunderschön. Es war ein Gefühl, als sei alles miteinander verbunden, als fließe es von einem weg und gleichzeitig in einen hinein. Ich kann mich an einzelne Pferde erinnern.

Warum lachen Sie?

Weil ich mich auch an einzelne Mädchen erinnern kann. Schließlich bin ich ja hier wegen eines Mädchens. In den Neunzigern habe ich diese Fernsehsendung gesehen: ,,Mad about you'', mit Helen Hunt. Zu dem Zeitpunkt schien das Leben noch greifbar, weil ich eine sehr gute Anwältin hatte. Damals schien so ein Leben noch möglich. Jetzt nicht mehr.

"Intelligenz ist die wichtigste Waffe"

Wissen Sie, wie lange Nelson Mandela im Gefängnis war?

27 Jahre.

Er war 71, als er rauskam und war sich sicher, dass jetzt ein neues Leben anfängt.

Aber ich und er, die Situationen sind nicht zu vergleichen. Er kam mit 44 ins Gefängnis, er hatte davor ein Leben, er war ein fertiger Mensch, er hatte was erreicht. Das wirklich Entscheidende ist die Hoffnung. Die hatte er, ich nicht.

Kein Land hat so viele eigene Bürger eingesperrt wie die USA.

Darüber habe ich sechs Bücher geschrieben. Im zweiten Buch dachte ich noch, dass sie uns alle freilassen müssen, weil es finanziell nicht mehr geht. Das war der größte gedankliche Fehler meines Lebens. Die haben kein Geld, um Salz auf die Straßen zu streuen, wenn es schneit, aber sie behalten uns. So verrückt sind die. Was uns angetan wird, ist eine verzögerte Form von Hinrichtung. Wir werden alle in Gewahrsam des Staates sterben.

Sie sind irgendwie nicht gealtert. Als sei die Zeit an Ihnen vorbeigegangen.

Es ist nicht nur das Äußere, das sich nicht verändert hat. Ich halte meine Entscheidung, Elizabeth nicht auf den elektrischen Stuhl zu schicken, immer noch für richtig. Nur wie ich das gemacht habe, das war falsch. Ach ja, und ich kann heute viel mehr Klimmzüge machen.

Das ist Selbstschutz, oder? Sie sind das geborene Opfer.

Klar, Weißer, Ausländer, klein und nicht besonders muskulös.

Und ein Schlaumeier.

Ein schrecklich schlimmer. Aber Intelligenz ist die wichtigste Waffe, die ich habe. Sie ist die größte Hilfe beim Überleben. Viele hier haben meine Texte gelesen, sie verstehen, dass ich auch für ihre Freiheit kämpfe. Das gibt mir Schutz.

In all den Jahren ist nie etwas passiert?

Ich wurde in 25 Jahren kein einziges Mal in einen Kampf verwickelt, keine Vergewaltigung, kein Regelverstoß. 1991 bin ich beinahe vergewaltigt worden. Danach habe ich wie wahnsinnig trainiert. Und ich habe für andere schriftliche Beschwerden und Berufungsschriften geschrieben. Ich habe jetzt eine feste Position in der Hackordnung. Aber das größte Geheimnis ist: keine Angst haben.

Ich möchte Ihnen ein paar Worte sagen, was lösen sie in Ihnen aus: Langeweile.

Kenne ich nicht. Ich bin der einzige Gefangene, der wünscht, er hätte mehr Zeit.

Steak, rot und saftig.

Ich kann mich nicht erinnern. Natürlich weiß ich, was ein Steak ist, ich sehe es im Fernsehen. Aber es löst nichts mehr aus. Es gibt keine Verbindung mehr. 25 Jahre Knastfraß, ich schmecke nichts mehr. Man vergisst es, Gott sei Dank.

"Panische Angst davor, zu überleben"

Liebe.

Das ist natürlich eine riesengroße Sehnsucht für mich. Ich bin ja hier aus missverstandener und falsch ausgelebter Liebe. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, ob so etwas noch mal für mich möglich ist. Ist es möglich, solche Gefühle zu haben, ohne dass ich sofort doppelt lebenslänglich bekomme? Für mich war immer eine direkte Verbindung zwischen Liebe und elektrischem Stuhl. Liebe. Nach 25 Jahren, was bleiben mir da noch für Möglichkeiten?

Es gibt Lieben, die fangen mit 75 an.

Ich möchte nicht mit 75 anfangen. Ich kann jetzt schon nicht mehr. Ich bin in der overtime. Wie nennt man das?

Verlängerung...

Ich bin in der Verlängerung, in der Nachspielzeit. Ich kämpfe weiter, ich spiele wie verrückt, aber ich bin schon lange über die Grenze hinaus. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich wie ein Mensch bin, der gestorben ist, aber die Leiche zuckt noch, weil man elektrische Paddel draufsteckt. Er zuckt, aber im Grunde ist er tot. Als die Haftüberstellung erfolgreich zu sein schien, dachte ich, vielleicht stehe ich nochmal auf. Dann war ich wieder tot. Ich habe viel über Selbstmord nachgedacht. Die große Angst, die ich habe, ist, dass ich dabei versage.

Dass Sie versagen? Beim Selbstmord?

Dass ich die Scheiße auch noch überlebe. Mir wäre völlig egal, wie viel Schmerz damit verbunden ist. Ich habe nur eine panische Angst davor, zu überleben.

Können Sie auch mal weinen?

Ich habe damit aufgehört, ich weiß nicht, warum. Früher habe ich einmal im Jahr geweint. Das ist übrigens eine Studie der University of Michigan, da steht, dass 1,3 Prozent der Gefängnisinsassen unschuldig sind. Das sind allein in Virginia 468.

Was bringen Ihnen diese Fakten?

Nichts, ich habe nur noch dieses Interview. Wie wichtig es für mich ist, habe ich gemerkt, als ich gewartet habe. Kommt sie oder kommt sie nicht?

Hat Ihnen keiner gesagt, was passiert ist?

Nö.

Ich hatte einen falschen BH an.

Zu viel Metall, oder? Es gibt einen Laden, der lebt vom Gefängnisgeschäft. Vor kurzem war es so, dass man keine Jeans anhaben durfte, wenn man hier rein wollte.

Keine Jeans?

Ja, jedes Wochenende haben hier unzählige Leute Polyesterhosen gekauft. So ist das hier. Es hat mit Kontrolle zu tun.

Ich bin froh, dass es geklappt hat.

Ja, danke. Auch für die Gelegenheit, endlich wieder Deutsch sprechen zu dürfen.

Jens Söring wird 1966 als ältestes Kind eines deutschen Diplomaten in Thailand geboren. An der University of Virginia in den USA lernt er 1984 Elizabeth Haysom kennen. Er denkt, es ist die große Liebe. Als Elizabeths Eltern am 30. März 1985 in Lynchburg, Virginia, ermordet werden, verdächtigt die Polizei die angeblich von den Eltern missbrauchte Tochter und Söring. Am 30.April 1986 werden sie in London verhaftet. Söring glaubt, dass er durch den Vater diplomatische Immunität genießt und gesteht, angeblich, um Elizabeth vor dem elektrischen Stuhl zu retten. Später widerruft er. Vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte kann er vor seiner Auslieferung in die USA das Todesurteil verhindern. Haysom wird zu 90 Jahren verurteilt, Söring zu zweimal lebenslänglich. Es ist ein Fall ohne Augenzeugen, ohne Fingerabdrücke, es gibt Ungereimtheiten, Verfahrensfehler, befangene Richter. Weitere Informationen unter www.jenssoering.com

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