Entscheidung: Uni oder FH:Der feine Unterschied

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Uni oder FH? Vor dieser Frage stehen Studienbewerber jedes Jahr. Die Grenzen verschwimmen dabei in Zeiten von Bachelor und Master immer mehr. Einige Unterschiede gibt es aber immer noch.

An der Fachhochschule studieren Praktiker, die Forscher an der Uni - so denken viele. Ganz so trennscharf sind die Unterschiede aber nicht mehr. Denn im Zuge der Bologna-Reform bilden auch die Unis berufsbezogener aus. Und einige Fachhochschulen machen sich mit anwendungsorientierter Forschung einen Namen. Arbeitgeber achten deshalb nicht mehr so sehr darauf, ob jemand von der Uni oder der FH kommt - die Abschlussnote und die Qualifikationen sind wichtiger.

An der Uni wird geforscht, an der FH geht es um praktische Lehre - ganz so scharf ist diese Trennlinie heute nicht mehr. (Foto: dpa)

Unterschiede gibt es aber auch heute noch: "Studiengänge an Fachhochschulen sind in der Regel immer noch praxisorientierter", sagt Hermann Reuke von der Zentralen Evaluations- und Akkreditierungsagentur (ZEvA) in Hannover. Sie ist eine von mehreren Agenturen in Deutschland, die überprüfen, ob ein neuer Bachelor oder Master den geforderten Standards entspricht. Die Voraussetzungen seien dabei an Uni und FH die gleichen. Studiengänge an Fachhochschulen sähen aber häufiger Praxissemester vor. "Sie sind dann insgesamt nicht sechs, sondern sieben oder acht Semester lang."

Auch die Lehre sieht laut Reuke je nach Hochschultyp häufig anders aus. "An den FHs findet ein stärker seminaristischer Unterricht statt." Die Kursgruppen seien kleiner als an den meisten Unis. "Bei 30 Leuten wird selbst eine Vorlesung interaktiv." Dagegen sitzen an großen Unis in beliebten Fächern wie Betriebswirtschaftslehre oder Germanistik oft Hunderte in der Vorlesung. Studienberater Wolfgang Loggen - früher an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, einer Universität, tätig, heute freiberuflicher Studienberater - empfiehlt deshalb: "Studienbewerber sollten die Lernatmosphäre an einer Uni und einer FH schnuppern." Erst dann könnten sie entscheiden, was ihnen besser gefällt.

"Es gibt kein besser oder schlechter, sondern es ist eine ganz individuelle Entscheidung, ob man zur Uni oder zur FH geht", findet Loggen. Die meisten universitären Studiengänge behandeln Fächer stärker theoretisch. An Fachhochschulen werden dagegen schneller auch praxisorientierte Fragestellungen behandelt. "Grundlagenforschung können wir den Studenten nicht bieten, dafür kommen sie bei uns so früh wie möglich mit der Praxis in Verbindung", erläutert Katharina Jeorgakopulos, Sprecherin der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg, einer FH.

Das geschieht schon alleine durch das Lehrpersonal. Dozenten an Fachhochschulen müssen mindestens fünf Jahre hauptberuflich gearbeitet haben - drei Jahre davon außerhalb der Hochschule. An Universitäten gibt es diese Voraussetzungen nicht. Hier können Doktoranden nach ihrer Promotion direkt eine Lehrtätigkeit beginnen.

Letztendlich kann auch das Studienangebot darüber entscheiden, wo man landet: Wer bietet das Fach an, das mich am meisten interessiert? Im Zuge der Bologna-Reform haben sich die Fächer stark ausdifferenziert. "Wichtig ist es, sich die Studienordnung genau anzuschauen und zu vergleichen: Was verlangen die Studiengänge?" rät Studienberater Wolfgang Loggen. Wer geistes- oder sprachwissenschaftliche Angebote sucht, wird immer noch eher an Universitäten fündig. Zwar bieten Fachhochschulen sozialwissenschaftliche Studiengänge wie "Soziale Arbeit und Pflege" an. Und einige decken kreative Fächer wie "Mediendesign" ab. Aber Geschichte, Französisch oder deutsche Literatur - diese Fächer werden immer noch meist an Unis gelehrt.

© sueddeutsche.de/dpa/Vivien Leue/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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