Tunesien: Haftbefehl gegen Ben Ali:Die Rache der Opfer

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Er hat so viele Leichen im Keller: Jetzt wird Tunesiens Ex-Diktator Ben Ali international gesucht. In seinem Exil in Saudi-Arabien wird es schwer werden - vor allem für seine verschwenderische Ehefrau.

Rudolph Chimelli

Ben Ali schien als noch nicht ganz Ex-Präsident begriffen zu haben, dass er nicht in Tunesien bleiben konnte, wenn ihm die Macht entglitten war. Beim Vorwurf des Diebstahls und der Devisenvergehen im großen Stil, den die Justiz seiner Heimat jetzt in einem Haftbefehl erhebt, braucht es nicht zu bleiben, wenn eine Revolution erst einmal im Gange ist. Ein Gewaltherrscher, der so viele Leichen im Keller hat wie er, muss mit der Rache seiner Opfer rechnen. Bevor ihm der Fluchtweg verschlossen war, nahm Ben Ali in letzter Stunde ein Flugzeug.

Gejagt von den eigenen Landsleuten: Tunesiens Ex-Diktator Ben Ali mit Ehefrau Leila Trabelsi. (Foto: AP)

Dass der Haftbefehl je vollstreckt wird, ist unwahrscheinlich. Es widerspräche den Gesetzen arabischer Gastfreundschaft, einen Flüchtling auszuliefern. Die Saudis hatten schon unappetitlichen Figuren wie dem ugandischen Diktator Idi Amin Asyl gewährt. Diese Sicherheit hätte Ben Ali freilich nicht in Kanada, wo seine Tochter mit ihrem Mann, einem anderen Meisterdieb, Unterschlupf fand.

Die Vorstellung, wenn sich der Staub über dem Palais von Karthago gelegt habe, werde vielleicht ein Umzug in aller Stille möglich, muss überdacht werden. Angenehm ist der goldene Käfig von Riad ohnehin nicht.

Es ist bereits ein Witz, dass der Verfolger der Islamisten ausgerechnet bei den Wahabiten Zuflucht suchen muss. Noch dazu erwarten die Saudis von Staatsgästen, dass sie die Moschee besuchen. Ihre Frauen tragen dabei Vollschleier. Jemand wie Leila Trabelsi könnte darunter noch mehr leiden als unter Geldverlust.

Der Zugriff auf ihr Auslandsvermögen dürfte für die Ben Alis durch den Haftbefehl schwieriger werden. Die Nachfolger in Tunis, die Ben Ali bereits von der Staatspartei ausgeschlossen haben, gehen damit weiter auf Distanz.

© SZ vom 27.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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