"Alm-Aktionsplan" gegen Wolf:Söder und die Hütehunde

Ein Wolf treibt am Wendelstein die Bauern zur Verzweiflung. Weil das Tier jedoch streng geschützt ist, sollen die Landwirte nun mehr Geld bekommen, wenn eines ihrer Tiere gerissen wird. Doch der Plan ist umstritten.

C. Sebald

Nun ergreift Umweltminister Markus Söder (CSU) in Sachen Wolf die Initiative. Am Montag hat er den Bayrischzeller Bauern seinen neuen "Alm-Aktionsplan" vorgestellt. Darin sind alle Maßnahmen gebündelt, die ein Miteinander zwischen dem Wolf, der seit einem Jahr in der Region am Wendelstein umherstreift und etliche Schafe, Hirsche und Rehe gerissen hat, und der Almwirtschaft ermöglichen sollen. Die Bauern, die zuvor monatelang auf das Gespräch mit Söder gewartet hatten, kritisieren den Plan. Sie fordern, dass die bayerischen Berge "wolfsfrei" bleiben.

Mehr Geld für Almbauern

Seit einem Jahr ist ein Wolf in der Wendelsteinregion unterwegs.

(Foto: dpa)

Es ist erst gute drei Wochen her, dass sich der Wolf an einer Wildfütterung bei Bayrischzell wieder zwei Stück Hirschwild geholt hat. An Weihnachten ist der Räuber sogar in ein Gatter eingebrochen, in dem mehr als 50 Stück Rotwild überwintern. Erst tötete er ein Hirschkalb, wenige Tage später ein Alttier. Die Förster haben nun Notausgänge in das Gatter eingebaut, damit sich das Wild bei neuerlichen Angriffen in Sicherheit bringen kann. Denn eins ist klar. Der Wolf darf keinesfalls getötet werden. Er ist sowohl nach dem Bundesnaturschutzgesetz wie nach EU-Recht strengstens geschützt. Bund und Freistaat müssen sogar dafür sorgen, dass sich hier wieder eine lebensfähige Population ausbreiten kann.

Damit sich nun im Frühjahr die Almbauern keine Sorgen um ihre Schafe machen müssen, will Söder in den Herdenschutz investieren. Er plant den Einsatz von Hütehunden ebenso wie mobile Einzäunungen und die Zusammenfassung kleiner Herden zu einer großen, damit die Tiere leichter geschützt werden können. Tötet der Wolf dennoch welche, will der Minister den Bauern doppelt so viel Entschädigung zahlen wie bisher. Außerdem wird ein "regionaler Wolfsbeauftragter" bestellt und die Aufklärung der Bevölkerung verstärkt.

Trotz alledem hat der Wolf für die Bauern keinen Platz in Bayerns Bergwelt. Kommt er dennoch zurück, "wird es zu einer schleichenden Verdrängung der Almwirtschaft kommen", heißt es in einer Stellungnahme des Almwirtschaftlichen Vereins. Aber nicht nur das. Wenn immer mehr Almen geschlossen werden, leide die Artenvielfalt in den Bergen massiv. Wer das nicht wolle, müsse die Rückkehr der Wölfe verhindern und den Bayrischzeller Wolf "aus der Natur entnehmen".

Aber auch der Wolfsexperte und Artenschützer Ulrich Wotschikowsky, der sich sehr wohl Wölfe in Bayerns Bergen vorstellen kann, geht mit Söders Plan hart ins Gericht. Wotschikowsky gehört einer Arbeitsgruppe an, die im Auftrag des Umweltministeriums Konzepte für die Rückkehr des Wolfes aber auch anderer einst ausgerotteter Raubtiere erarbeitet. "Söders Plan ist aus der Hüfte geschossen", sagt Wotschikowsky. "Warum zum Beispiel brauchen wir einen weiteren Wolfsbeauftragten, wo wir schon einen haben? Die kommen sich nur ins Gehege, die schwierige Lage in Bayrischzell wird dadurch um keinen Deut besser."

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