Bundeswehr wird zum Unternehmen:Werbung für den Wehrdienst

Mit der Umwandlung zur Freiwilligen-Armee muss sich die Bundeswehr dem Wettbewerb um die besten Köpfe stellen. Dazu braucht es auch ein attraktives Firmen-Image. Die jüngsten Horrormeldungen sind da wenig hilfreich.

Peter Blechschmidt

Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit den Qualitäten seiner Mitarbeiter. Das wissen auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und sein Generalinspekteur Volker Wieker. Mit der Umwandlung in eine Freiwilligen-Armee zur Mitte des Jahres muss sich die Bundeswehr verstärkt dem Wettbewerb um die besten Köpfe stellen.

Rekruten beim Gelöbnis in Berlin: Vom 1. Juli an ist die Bundeswehr eine Freiwilligen-Armee - und muss sich dem Wettbewerb um die besten Köpfe stellen. (Foto: dapd)

Dazu braucht es nicht nur viel Geld, sondern auch Ideen und ein attraktives Firmen-Image. Die jüngsten Horrormeldungen - von angeblichen Schikanen auf der Gorch Fock bis zu tödlichen Spielereien mit Waffen - sind alles andere als Werbung für das Unternehmen Bundeswehr.

Der Verteidigungsminister steht in der Pflicht, den vom Kabinett festgesetzten Umfang der künftigen Bundeswehr von 185.000 Mann zu erreichen. Guttenberg kann sich nicht darauf herausreden, dass er ja nur 163.500 Mann für finanzierbar gehalten hat. Er hat der politisch gewollten Zielgröße zugestimmt. Aus dieser Verantwortung kann er sich mit seinen ständigen Mahnungen im Nachhinein, dass die Sparziele des Kabinetts zu ehrgeizig sind, nicht herausstehlen.

Mit mehr Geld allein ist das Personalproblem aber nicht zu lösen. Der Reservistenverband wirbt mit einer Kampagne "Tu was für Dein Land" für freiwilliges Engagement. Dass Dienst in den Streitkräften auch Dienst am Gemeinwohl sein kann, dürfte schwer zu vermitteln sein in einer Gesellschaft, welche die Bundeswehr vor allem als Interventionsarmee im weitgehend abgelehnten Afghanistan-Krieg wahrnimmt. Zu einer Heimstatt für abenteuerlustige Rambos oder irgendwo chancenlos Zurückgebliebene darf die Bundeswehr aber nicht werden. Darauf muss die Gesellschaft als Ganzes achten.

© SZ vom 01.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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