W&V: Gorch Fock und das Werbemotiv Schiff:Nur eine Marke kentert

Viele Firmen werben mit prallen Segeln. Die Gorch-Fock-Affäre ist für sie scheinbar kein Grund für Imagesorgen - doch eine Ausnahme gibt es.

Thomas Nötting

Die Gorch Fock hat ein Image-Problem. Seit Wochen ist die Bark der Deutschen Marine heftigem Gegenwind aus den Medien ausgesetzt. Das Segelschulschiff, das einst stolz den Zehnmarkschein und Briefmarken zierte, ist zum Symbol für die Krise der Bundeswehr geworden.

Zieht die beklagenswerte Lage des Windjammers nun andere mediale Flaggschiffe in den Negativ-Strudel? Schließlich sind Segelboote seit Jahren ein höchst beliebtes Motiv in der Werbung.

Der Datenbank-Spezialist Xtreme zählt allein 28 Kampagnen aus den letzten zwei Jahren, die geblähtes Tuch als Key Visual einsetzen. Am bekanntesten dürfte die Bier-Bark der Brauerei Beck's sein - obwohl das Unternehmen den grünen Dreimaster 2009 ausmusterte.

Aber auch Uhrenhersteller Rolex oder Kreditkartenanbieter American Express lassen Kampagnen mit Kähnen vom Stapel.

Trotz Gorch Fock - in der Werbung alles klar Schiff, lautet das Fazit der von W&V befragten Experten. "Das Motiv des Windjammers steht für Sehnsucht, Eleganz und Abenteuer", sagt Trendforscher Peter Wippermann, "das ist tief verankert." Die Negativschlagzeilen "werden weder kurz- noch langfristig Auswirkungen haben".

"Die Gorch Fock steht für Drill und Härte - und damit sogar konträr zum positiven Markenwert, den Segelschiffe in der Werbung transportieren", findet Brand-Control-Geschäftsführer Harald Jossé. Seine Agentur riet dem Finanzdienstleister Pioneer zum konsequenten Einsatz des Key Visuals Segelschiff. "Das funktioniert hervorragend und steht für Dynamik und Vorankommen."

Jossé sieht "nur eine Marke, die unter der Gorch-Fock-Affäre wirklich gelitten hat: die Marke Guttenberg. Da hilft wohl nur noch ein U-Boot zum Abtauchen".

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