Anlagebetrug mit erneuerbaren Energien:Der große Bluff

Eiskalt belogen? Die tollen Blockheizkraftwerke der Firma GFE sollen überirdisch gut sein - aber offenbar zu gut, um wahr zu sein. Ein Gutachten erhärtet den Betrugsverdacht.

Uwe Ritzer

Am Donnerstag traf bei der Staatsanwaltschaft in Nürnberg heiß ersehnte Post ein: Ein Gutachten des TÜV Rheinland. Dessen Experten untersuchten im Auftrag der Ermittlungsbehörde einen mit Rapsöl betriebenen Motor von Blockheizkraftwerken (BHKW).

Strompreise steigen auf breiter Front

Da kommt wohl keine Wärme raus. Es gibt Betrugsvorwürfe gegen eine Firma, die ihren Kunden perfekte Blockheizkraftwerke versprach.

(Foto: dpa)

Ihr Gutachten spielt eine wichtige Rolle in einem der mutmaßlich größten Betrugsfälle mit Umwelttechnik in Deutschland. Verantwortliche der Firma GFE sollen mit falschen und überhöhten Renditeversprechen 1000 Anleger in Deutschland, Österreich und der Schweiz um 50 Millionen Euro geprellt haben. Sie soll ihnen BHKW verkauft haben, die angeblich besonders effizient Rapsöl in Strom umwandeln sollten. Letzteres widerlegt nun offenbar das TÜV-Gutachten.

Auf Anfrage machte eine Sprecherin der Nürnberger Staatsanwaltschaft zum Inhalt keine Angaben. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung kommt das TÜV-Gutachten zum Schluss, dass die Motoren in den GFE-BHKW keineswegs die Wundertechnik sind, als die sie bei Anlegern angepriesen wurden. Normalerweise haben solche Motoren einen Wirkungsgrad von etwa 35 Prozent; GFE-Vertreter, ihr Motor schaffe 75 Prozent. Technisch ein Unding, sagen Experten.

Doch selbst wenn nun ein neutrales Gutachten den Bluff beweisen sollte, dürfte das manche Anleger und im GFE-Umfeld tätige Menschen wenig beeindrucken. Durch das Internet wabern krude Verschwörungstheorien. Nicht den mutmaßlichen Betrug, sondern die Ermittlungen halten manche im GFE-Umfeld für den Skandal. Unsägliche Vergleiche mit der NS-Justiz werden gezogen.

Für die Ermittler verdichtet sich derweil der Verdacht eines lange geplanten Betruges mit einem raffinierten Schneeballsystem. Insgesamt wird gegen 17 Beschuldigte ermittelt, sieben GFE-Manager sitzen seit gut zwei Monaten in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl gegen einen achten Beschuldigten wurde außer Kraft gesetzt. "Der dringende Tatverdacht besteht allerdings weiter", sagt Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke.

Ein Manager bekennt sich zum Betrug

Bei den Hauptbeschuldigten stünden "empfindliche Freiheitsstrafen im Raum." Sie schweigen oder weisen die Vorwürfe zurück. Bis auf einen. Ein Ex-GFE-Geschäftsführer räumte bei seiner Vernehmung ein, dass er ab einem bestimmten Zeitpunkt vorigen Sommer erkannt habe, dass es sich bei den BHKW-Geschäften um Betrug handele.

Viele der zentralen Figuren in diesem Fall sind wegen diverser Vermögensdelikte vorbestraft. Zwei der in U-Haft einsitzenden Beschuldigten müssen sich seit Dienstag parallel vor dem Nürnberger Amtsgericht wegen Betruges in 119 Fällen verantworten.

Die Anklage wirft ihnen vor, 2005 mit ihrer Firma Wasser-Riese eine Bank bei Geschäften mit Wasserfiltern um knapp 300.000 Euro betrogen zu haben. Ihnen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Geld nehmen, nichts liefern

Nach SZ-Informationen führen bei den GFE-Ermittlungen Spuren nach Hessen. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt in Zusammenhang mit Geschäften der inzwischen insolventen Firma mySolar 24.

Sie soll Gelder von Anlegern für Photovoltaikanlagen eingesammelt haben, die nie realisiert wurden. Womöglich ein ähnliches Geschäftsmodell wie bei der GFE. Einige GFE-Manager sollen auch bei mySolar 24 mitgemischt und Anleger vermittelt haben.

Mit Spannung wartet man indes in Nürnberg auf eine Entscheidung des Landgerichts. Ihm liegt eine Beschwerde vor, wonach das vorläufige Insolvenzverfahren über die GFE GmbH nicht korrekt beantragt und damit hinfällig sei. Derweil hat die vorläufige Insolvenzverwaltung ihr Gutachten vorgelegt. Demnach wäre genug Masse für das eigentliche Insolvenzverfahren vorhanden.

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