Günther Beckstein über Fasching:"Ich brauche keine Drogen"

Er war schon die Patrona Bavariae, Einstein und Martin Luther: Günther Beckstein gilt als Franken-Faschings-Enthusiast. Im Gespräch verrät er viel über seine Identitätswandlungen - ein Geheimnis aber bleibt.

Olaf Przybilla

Günther Beckstein, 67, gilt als Veitshöchheim-Enthusiast. Ein Gespräch mit ihm über merkwürdige Leidenschaften.

Fastnacht in Franken 2010

Veitshöchheim-Enthusiast: Günther Beckstein war schon die Patrona Bavariae, Albert Einstein und Martin Luther (im Bild). Seine Verkleidung beim diesjährigen Franken-Fasching verrät er aber nicht: "Das ist mein Geheimnis. Daran würde selbst der Bundesnachrichtendienst scheitern."

(Foto: ddp)

SZ: Sie sind doch Protestant. Der Fasching ist eine Veranstaltung mit dezidiert katholischen Wurzeln, weshalb er in Franken traditionell im Raum um Würzburg ausgelebt wird. Warum sind Sie so infiziert von diesem Treiben?

Günther Beckstein: Da ist schon was dran. Der nüchterne Protestant verkleidet sich eher ungern, und auch die Fastenzeit ist in den evangelischen Regionen natürlich nicht so verankert wie bei den Katholiken. Bei mir aber hat sich das einfach so entwickelt. Ich freue mich, ich bin da ganz ehrlich, schon das ganze Jahr darauf, endlich einmal aus der Rolle fallen zu dürfen.

SZ: Kann es sein, dass in Ihnen da etwas schlummert, was unbedingt raus muss?

Beckstein: Vermutlich wird das so sein. Wissen Sie, vor allem das Amt als Innenminister - ich war 14 Jahre für die Sicherheit zuständig - erfordert ein Maß an Disziplin, das man sich wohl kaum vorstellen kann, wenn man das nicht selbst mal gemacht hat. Dass man einmal ausbrechen darf aus diesen Zwängen, das war mir ein Bedürfnis. Und so habe ich es beibehalten, auch jetzt als einfacher Abgeordneter.

SZ: Merkwürdig.

Beckstein: Verstehen Sie, ich war für einen Abend Madame Pompadour, sogar etwas länger als nur einen Abend. Für jemanden, der zu preußischem Ethos erzogen wurde, ist das eine fast exotische Erfahrung. Diese Sinnenfreude, das Leichte.

SZ: Sie sagen: Sogar etwas länger.

Beckstein: Die Rückverwandlung zum Menschen Günther Beckstein dauert tatsächlich länger als nur eine Nacht. Im Auto, auf der Fahrt von Veitshöchheim zurück nach Nürnberg-Langwasser, da bin ich noch mehr diese Figur, die Pompadour, der Einstein. Dann kommt das Abschminken, für mich eine sehr eigenartige Erfahrung. In der Nacht bin ich noch nicht wieder der Alte, und ich gestehe, dass es schon Morgen danach gab, an denen ich es immer noch nicht vollständig war.

SZ: Spielen Drogen eine Rolle?

Beckstein: Definitiv nicht. Ich brauche für meine Verwandlung keinen Schluck Alkohol. Es ist einfach diese Begeisterung für den Fasching. Wenn ich mir nur die Tanzdarbietungen ansehe, diese Leistung der jungen Frauen, fabelhaft. Mich versetzt das alles in eine sehr besondere Stimmung.

SZ: Bewundernswert.

Beckstein: Ich weiß, dass das nicht jedem gegeben ist, diese Begeisterung.

SZ: Und diesmal?

Beckstein: In wen ich mich verwandele? Das ist mein Geheimnis. Daran würde selbst der Bundesnachrichtendienst scheitern.

SZ: In einem Gasthof in Regensburg, dem Steidle-Wirt, hängt eine wirklich schöne Fotomontage: Man sieht Oliver Hardy und Stan Laurel, unterm Zylinder wurden die Gesichter von Günther Beckstein und Erwin Huber eingefügt. Wär das nicht mal was: eine Paar-Verkleidung?

Beckstein: Grundsätzlich schon, ich hätte große Lust. Aber mit Erwin Huber ist in der Sache wenig Staat zu machen. Dem Erwin ist mein Enthusiasmus eher fremd. Bei meiner Frau war das anfangs übrigens genauso. Bei ihr hat sich das aber geändert.

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