Problemtochter Opel:General Motors verliert die Geduld

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Es wird ungemütlich für Opel-Chef Nick Reilly: Während die Konzernmutter General Motors wieder Gewinn macht, schreibt die europäische Tochter weiter enorme Verluste. Bereits in dieser Woche bekommt Reilly Besuch aus Detroit.

General Motors geht es wieder deutlich besser, doch längst nicht alle Probleme sind überwunden: Beim zweitgrößten Autokonzern der Welt laufen nach der zwischenzeitlichen Insolvenz und dem erfolgreichen Börsengang vom vergangenen November die Geschäft rund, doch in Europa sieht es düster aus.

Opel-Chef Nick Reilly sieht sich keiner leichten Aufgabe gegenüber: Bei vergleichsweise hohen Produktionskosten will er die Tochter des US-Automobilkonzerns General Motors in die Gewinnzone steuern. (Foto: dapd)

Bei der Vorlage der Bilanz in der vergangenen Woche konnte der einst defizitäre US-Autokonzern zwar stolz verkünden, dass er im vergangenen Jahr 4,7 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) verdient hat, doch die Europa-Tochter Opel fuhr erneut einen satten Verlust von 1,3 Milliarden Euro ein.

Das soll sich ändern - GM-Konzernchef Dan Akerson richtet nach einem Bericht des Wall Street Journal inzwischen einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit auf die Sorgentochter in Rüsselsheim. Mit dem neuen Chef für das globale Marketing, Joel Ewanick, wolle er noch diese Woche nach Europa reisen, um sich über den Stand der Restrukturierungsbemühungen zu informieren.

Wie die US-Finanzzeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise zudem meldet, setzt GM nun verstärkt auf Kooperationspartner in Europa. Denn durch die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern hoffen die Konzernlenker in Detroit, die hohen Produktions- und Entwicklungskosten bei Opel senken zu können. Für die Suche nach Kooperationspartnern seien auch Unternehmensberatungen wie etwa AlixPartners eingeschaltet worden, so das Wall Street Journal.

Das, was für andere Unternehmen eine pure Selbstverständlichkeit ist - die Rückkehr in die schwarzen Zahlen - gilt bei Opel inzwischen als ambitioniertes Unterfangen. Denn seit Jahren wird der deutsche Traditionshersteller restrukturiert, ohne dass eine nachhaltige Rückkehr in die Gewinnzone geglückt ist: Seit 1999 hat Opel Verluste von mehr als neun Milliarden Euro angehäuft, und auch jetzt erscheinen schwarze Zahlen in weiter Ferne zu liegen: Erst 2012 will Opel wieder Gewinne einfahren, für das laufende Jahr hat GM-Europachef Nick Reilly lediglich eine "schwarze Null vor Sondereffekten" angekündigt.

Mehr als nur ein Verlustbringer

Doch Opels Rolle im weltweiten GM-Reich geht über die eines reinen Verlustbringers weit hinaus - das Know-how der deutschen Ingenieure spielt für den Konzern eine wichtige Rolle: Viele GM-Fahrzeuge, die auf dem US-Markt erfolgreich sind, haben ihre Wurzeln in Rüsselsheim. Der Nutzen, den der gesamte Konzern aus der technologischen Kompetenz bei Opel ziehen kann, war daher ausschlaggebend für die umstrittene Entscheidung GMs, das Rüsselsheimer Unternehmen doch nicht an den kanadisch-österreichischen Automobilzulieferer Magna zu verkaufen.

Opels Kernproblem besteht in den nach wie vor beträchtlichen Produktionskosten, die höher liegen als bei den Konkurrenten Ford und Volkswagen: Während es GM Europe in den vergangenen fünf Jahren nie geschafft hat, einen operativen Gewinn pro Fahrzeug zu erwirtschaften, kam Ford Europa nach einer Berechnung des Wall Street Journal seit 2006 bei jedem verkauften Auto wenigstens auf einen kleinen Gewinn. Bei Volkswagen liegen die Produktionskosten tiefer als bei Opel, dennoch verkaufen sich der Golf oder der Polo zu höheren Preisen als der Astra oder der Corsa.

Um aus diesem Dilemma herauszukommen, baute GM in Europa 8300 Stellen ab und schloss das Werk in Antwerpen. Der Plan, das alternde Werk in Bochum stillzulegen, wurde aber ad acta gelegt - im Gegenzug stimmten die Gewerkschaften Gehaltsabsenkungen zu.

Jüngste Flotte in Europa

Gleichzeitig erhöhte Opel die Schlagzahl bei der Entwicklung neuer Modelle - allein 2011 sollen fünf neue Fahrzeuge auf den Markt kommen; Opel hat damit die jüngste Flotte aller europäischen Hersteller. Nachdem mit dem Insignia die letzte große Neuentwicklung am Markt gut angenommen worden war, hoffen die Rüsselsheimer bei den neuen Modellen nun an der Preisschraube drehen zu können.

Typischerweise steigen mit dem Verkauf neu entwickelter Fahrzeuge Nachfrage und die durchschnittlichen Preise, doch ob dies reicht, in einem weiterhin schwierigen und gesättigten Markt zu bestehen, wird sich für GM Europe erst noch weisen.

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