Zeugungsunfähig und zuckerkrank:Männer von Weichmachern bedroht

Der Bauch wird immer dicker, der Mann dahinter immer kränker. Schuld daran können bestimmte Substanzen in Kunststoffen sein.

Rosemarie Plötzeneder

Weichmacher wie Phthalate verleihen PVC und anderen Kunststoffen ihre elastischen Eigenschaften, dienen als Trägersubstanz in Kosmetika und sind Hilfsstoffe in Arzneimittel.

Und: Sie erhöhen das Risiko für Männer, zeugungsunfähig, dick und zuckerkrank zu werden.

Phthalate stehen schon seit längerem unter Verdacht, dass sie zumindest mitverantwortlich für die verminderte Spermienqualität der Männer in den Industrienationen sind.

Der Weg dazu führt über das männliche Geschlechtshormon.

Niedrige Testosteronwerte scheinen aber auch die Ursache für die Zunahme an Bauchfettgewebe und dadurch verantwortlich für Vorstufen von Diabetes zu sein, berichtet Richard Steinhult von der University of Rochester in der Fachzeitschrift Environmental Health Perspectives (2007; online first).

Dass ein Zusammenhang besteht zwischen Phthalaten im Körper und Übergewicht, konnte der Mediziner nun durch die Auswertung von Messergebnisse an 1451 Männern in den USA nachweisen.

Männer mit den höchsten Phthalat-Werten im Urin waren um den Bauch dicker und wiesen häufiger eine Insulin-Resistenz auf, so der Autor.

Falls sich der Verdacht erhärtet, dass Weichmacher an Übergewicht und den damit verbundenen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Schuld sind, scheint ein Problem auf uns zuzukommen.

Der Studie zufolge konnten bereits zwischen 1999 und 2002 bei über 75 Prozent der US-Bevölkerungen ein Phthalat-Spiegel im Urin gemessen werden. Die Messmethoden sind inzwischen schon so verfeinert, dass vermutlich bei jedem Deutschen Weichmacher im Körper nachgewiesen werden können, so die Einschätzung von Thomas Göen, Chemiker am Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen.

Phthalate wirken als sogenannte äußere Weichmacher, die mit den Kunststoffen keine Verbindung eingehen. Dadurch lösen sie sich auch relativ leicht wieder heraus.

So etwa können diese Substanzen aus Verpackungsmaterialien in Lebensmittel gelangen und vom Menschen aufgenommen werden.

Über allgemeine Umweltbelastungen nehmen auch Tiere die Weichmacher in sich auf, wodurch die Phthalate in die Nahrungsmittelkette gelangen.

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