Frankreich:Le Pen im Zwischenhoch

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Laut Umfragen liegt die Rechtsextreme Marine Le Pen in Frankreich vorn. Dies bestätigt nur, was man längst weiß: dass Staatspräsident Sarkozy unbeliebt ist und die Front National viele Protestwähler anzieht. Anlass zu echter Sorge besteht nicht.

M. Kläsgen

Die Umfrage, wonach die Rechtsextreme Marine Le Pen vorn läge, wenn Frankreich heute einen Präsidenten wählen würde, ist zwar nicht wertlos, aber überbewerten sollte man sie nicht. Sie geht davon aus, dass für die Sozialisten Martine Aubry antritt. Ihre Partei muss den Kandidaten aber erst noch küren.

Marine Le Pen FILE - In this Jan. 16, 2011 file photo, leader of France's National Front party Marine Le Pen delivers a speech during a party convention in Tours, France. A poll shows Sunday March 6, 2011 that Marine Le Pen, the daughter of France's longtime far-right leader who now heads his National Front party, would gain more votes than President Nicolas Sarkozy if elections were held this weekend. The online poll of 1,618 people by Harris Interactive shows Le Pen with 23 percent of the vote and both the conservative Sarkozy and Socialist leader Martine Aubry with 21 percent. (AP Photo/Jacques Brinon) (Foto: AP)

Andere Umfragen belegen, dass im Moment Dominique Strauss-Kahn mit Abstand am höchsten in der Gunst der Wähler steht. Tritt er an, verändert sich das Szenario von Grund auf. Allerdings würde es für ihn unter Umständen schwieriger, die Vorwahlen der Sozialisten zu überstehen als die Präsidentschaftswahlen. Die Umfrage bestätigt lediglich nur, was man längst weiß: dass Staatspräsident Sarkozy unbeliebt ist und die Front National viele Protestwähler anzieht.

Um die spannende Frage hinter Le Pens rasantem Aufstieg zu beantworten, ist es noch zu früh: Macht Sarkozy am Ende Le Pen absichtlich stark, indem er ihre Themen bedient, weil er den Zweikampf mit ihr sucht, wissend, dass er gegen Strauss-Kahn keine Chance hat?

Es gibt bisher nur Indizien hierfür, aber keine Beweise. Es wäre ein Pakt mit dem Teufel, moralisch verwerflich, aber todsicher erfolgreich. Wie 2002 würden im zweiten Wahlgang selbst Linke den konservativen Kandidaten wählen, nur um die Rechte zu verhindern.

Zu wissen, dass Marine Le Pen keine Chance hat, selbst wenn sie in einem Jahr die beliebteste Politikerin sein sollte, ist zwar einerseits beruhigend. Andererseits wirft das Fragen über die Gerechtigkeit des Mehrheitswahlrecht mit zwei Wahlgängen auf. Es sorgt zwar für Stabilität, geht aber auf Kosten der Repräsentativität. Fragen freilich, die außer Le Pen kaum einen interessieren.kläs

© SZ vom 23.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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