Coca-Cola-Rezeptur:Zu viel Zucker in der Dose

Was denn nun? Auf der Rückseite von Coca-Cola-Dosen wird ein etwas höherer Zuckeranteil angegeben als bei anderen Gefäßen der ultrasüßen Limonade. Der Konzern hat auf SZ-Anfrage nachgerechnet - und eine mathematische Antwort parat.

Johannes Aumüller

Die exakte Rezeptur von Coca-Cola gehört zusammen mit den Aufstellungen von Bayern-Trainer Louis van Gaal und dem heutigen Ort des Bernsteinzimmers zu den größten offenen Rätseln dieser Welt. Doch während die Louis-van-Gaal-Aufstellungen immerhin Louis van Gaal und den heutigen Ort des Bernsteinzimmers immerhin Stefan Aust kennen, ist bei der Coca-Cola-Rezeptur zweifelhaft, ob der Hersteller eigentlich selbst weiß, was genau er in welcher Dosis in seine Süßbrause mischt.

DOSENPRODUKTION SCHMALBACH-LUBECA HAßLOCH

Auf den 0,33-Liter-Dosen steht, dass in ihr 36 Gramm Zucker stecken - dabei sind es nur 35 Gramm.

(Foto: DPA/DPAWEB)

Der Gegenstand, der zu dieser Frage berechtigt, ist die Sleek Can - die schmale Dose, die man von der Form her von Energydrinks kennt, aber als Coca-Cola-Produkt eher selten kauft. Exakt 0,33 Liter passen in dieses Gefäß. Weil der Konzern auf seiner Homepage angibt, pro 100 Milliliter Cola exakt 10,6 Gramm Zucker zu verwenden, müsste eine dieser Dosen folglich 34,98 Gramm Zucker beinhalten, aufgerundet also 35 Gramm.

Doch wer in einem Lebensmittelgeschäft eine solche Dose Coca-Cola kauft und auf der Rückseite die Nährwertangaben studiert, ist erstaunt: Denn dort steht, dass in der Büchse 36 Gramm Zucker stecken. Das würde umgerechnet ja nicht 10,6, sondern stolze 10,9 Gramm Zucker pro 100 Milliliter bedeuten, was bei einem durchschnittlichen Coca-Cola-Konsum von 40 Litern pro Jahr stolze 120 Gramm ausmacht. Oder anders gesagt: zirka 40 Stück Würfelzucker. Oder noch anders gesagt: gut drei Sleek Cans.

Doch alle leidenschaftlichen Cola-Trinker, die nun darüber sinnieren, ob ihnen beim Konsum dieser schmalen Dose nicht schon immer ein gewisser geschmacklicher Unterschied zum Litergefäß aufgefallen war, und alle Eltern, die sich nun den Vorwurf machen, dass sie ihren Kindern aus gesundheitlichen Gründen besser eine Pep-Flasche hätten kaufen sollen, können beruhigt sein. Denn bei der Cola ist nicht immer das drin, was draufsteht.

Konfrontiert mit dem sueddeutsche.de-Hinweis, erklärt eine Sprecherin des Konzerns: "Es handelt sich um einen Rundungsfehler, der nicht nur die Sleek Can betraf, sondern alle Produkte mit einer Füllmenge von 0,33 Litern. Aber dieser Fehler ist im Hause auch schon erkannt worden."

Nun ja, von 34,98 Gramm auf 36 Gramm zu kommen, ist natürlich schon ein ziemlich interessanter Rundungsfehler. Aber vielleicht hatte derjenige, der die Zahl in die Datenbank eintippte, versehentlich ja mit 333 Millilitern statt mit 330 Millilitern gerechnet - dann wäre das exakte mathematische Ergebnis 35,3 und der Rundungsfehler schon eher erklärbar.

Jedenfalls gibt es die falsch bedruckten Coca-Cola-Produkte nun nicht mehr lange. Auf den Glasflaschen mit dieser Füllmenge sei der Fehler schon korrigiert, heißt es; bei den Dosen dauere es noch etwas, weil das Unternehmen diese vor der Abfüllung in hoher Stückzahl vorbereitet und produziert. Wer zu jener Spezies gehört, die nicht seltene und kuriose Briefmarken, sondern lieber seltene und kuriose Getränkedosen sammelt, sollte also schnell zugreifen.

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