Exmatrikulation langsamer Studenten:Jetzt aber schnell!

Die Universität Köln droht Studenten, die in den auslaufenden Magister- und Diplom-Angeboten stecken, mit der Exmatrikulation - wenn sie sich nicht beeilen.

Ralf Steinbacher

Signalrot warnt das Stopp-Zeichen auf der Internetseite der Kölner Studentenvertretung: "Mehr als 1600 Studierende sind akut von der Zwangsexmatrikulation bedroht." Wer nicht bis zum 31. März sein Vordiplom oder im Magisterstudium seine Zwischenprüfung abgelegt habe, der fliege von der Uni. Hintergrund ist die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem, das im Zuge des Bologna-Prozesses die bisherigen Studiengänge in einigen Jahren komplett ersetzt haben soll. An dem Termin sei nicht zu rütteln, sagt ein Sprecher der Uni. Die meisten Studenten könnten ja in einen Bachelor-Studiengang wechseln.

Vorlesung Universität Köln

Wer noch einen Magister- oder Diplom-Abschluss anstrebt, sollte sich beeilen. Die Zeit drängt.

(Foto: dpa)

Der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) hingegen fordert, die Umstellung dürfe nicht zu Lasten auch nur eines Studenten gehen. Nun prüft das Wissenschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen (NRW), ob die Kölner Regelung vertretbar ist.

Als 1999 Politiker aus 29 Ländern in Bologna das Abkommen unterzeichneten, das Bildungsabschlüsse europaweit vergleichbar machen soll, stellten sie sich vor, dass 2010 das gestufte Bachelor- und Mastersystem die bestehende Studienstruktur abgelöst haben würde.

Doch etliche Diplom- oder Magisterstudenten werden noch Jahre bis zu ihrem Abschluss brauchen. In Bayern und in Baden-Württemberg konnten sich Studienanfänger letztmals vor dem Wintersemester 2009/2010 in einen Diplomstudiengang einschreiben. Die Hochschulen müssen es diesen Studierenden nun natürlich ermöglichen, noch ihren Abschluss zu machen.

Ende der Übergangszeit

In NRW dürfte früher Schluss sein. Im Hochschulgesetz des Landes wurde festgeschrieben, dass zum und vom Wintersemester 2007/08 an keine Erstsemester in alten Studiengängen mehr zugelassen werden. Eine Verordnung regelt, wie lange die auslaufenden Studiengänge noch angeboten werden müssen. NRW hat dabei auf die Regelstudienzeit noch vier Semester draufgesattelt. Die Universität Köln habe nun bei der Zwischenprüfung offensichtlich einen ersten Meilenstein eingezogen, schreibt das NRW-Wissenschaftsministerium auf Anfrage. Inwieweit dies vertretbar sei, könne erst geprüft werden, wenn weitere Details bekannt seien.

Politiker und Uni-Verwaltungen wissen, wie problematisch die Umstellung der Studiengänge ist. Über Jahre hinweg mussten und müssen doppelte Strukturen bereitgestellt und parallele Lehrveranstaltungen angeboten werden. Der Aufwand war und ist erheblich. In dieser Übergangszeit können Studenten auch freiwillig vom Diplom- in den Bachelor-Studiengang wechseln. Um das zu ermöglichen, haben die Universitäten in ihren Studien- und Prüfungsordnungen festgelegt, wie viele der sogenannte Credits im Bachelor-Studiengang eine bestandene Prüfung nach altem Muster wert sind.

Die meisten der jetzt an der Universität Köln betroffenen Studenten könnten in einen Bachelor-Studiengang wechseln, der zumindest in der Regel das bisherige Fächerspektrum anbiete, teilt ein Uni-Sprecher mit. Tatsächlich von der Exmatrikulation bedroht seien etwa 60 Studierende. Die Uni prüfe nun, für welchen Studenten eine Härtefallregelung in Frage komme, weil zum Beispiel ein Familienangehöriger gepflegt worden sei. Es gebe allerdings auch Betroffene, die seit 15, 20 oder gar 50 Semestern eingeschrieben seien. Dann sei auch die Beendigung des Studiums eine Option.

Nun bestreitet der linke AStA nicht, dass die Uni jedem Betroffenen viel Zeit zur Zwischenprüfung eingeräumt habe. Das spiele aber keine Rolle. Nicht einer solle wegen der Umstellung exmatrikuliert werden, nicht einer gezwungen werden, in einen Bachelor-Studiengang zu wechseln.

Die ersten Briefe mit der Exmatrikulation werden in dieser Woche erwartet.

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