Nockherberg:Guttenberg und der GAU

Noch ist wegen der Ereignisse in Japan unklar, ob der Nockherberg stattfindet - die Realität bringt die Organisatoren und Singspiel-Akteure so oder so in Schwierigkeiten.

Astrid Becker

Erdbeben, Tsunami und atomare Katastrophe: Die Ereignisse in Japan gehen auch am Nockherberg nicht spurlos vorüber. Bei der Vorstellung der Singspiel-Besetzung am Dienstag schloss Paulaner-Geschäftsführer Andreas Steinfatt nicht aus, dass das Politiker-Derblecken, das für Mittwoch kommender Woche geplant ist, abgesagt oder verschoben wird.

Paulaner am Nockherberg, 2010

Wird der Nockherberg in diesem Jahr abgesagt? Ausgeschlossen ist das nicht, sagen die Veranstalter.

(Foto: Stephan Rumpf)

Derzeit jedoch laufen die Vorbereitungen noch auf Hochtouren. "Ich glaube, es gibt niemanden, den die Situation in Japan nicht bewegt", sagte Steinfatt. Täglich werde intern über das Thema diskutiert, eine endgültige Entscheidung, die Salvatorprobe ausfallen zu lassen oder zu verschieben, sei indes noch nicht gefallen, erklärte Steinfatt. "Das Ausmaß dieser Riesenkatastrophe ist noch nicht abzusehen." Deshalb könne man im Moment nicht mehr dazu sagen.

Die Macher des Derbleckens arbeiten jedenfalls noch hart an ihren Szenen. Von Nachtschichten berichtet Singspiel-Autor und -Regisseur Alfons Biedermann. Karl-Theodor zu Guttenbergs Abgang von der politischen Bühne nennt er eine unglaubliche Gelegenheit: "Eine Figur so brechen zu sehen, das kriegt man als Drehbuchautor nicht oft." Allerdings bereite ihm Guttenberg auch viel Mehrarbeit: "Letztlich musste ich nun das ganze Buch neu schreiben."

Dabei steht bislang nicht fest, ob der ehemalige Verteidigungsminister überhaupt anreisen wird: "Er ist nach wie vor herzlich eingeladen, aber ob er kommt, wissen wir nicht", sagte Steinfatt.

Im Singspiel werden Guttenberg und auch seine Frau Stephanie eine Rolle spielen. Sie buhlt neben Michelle Obama und Carla Bruni um den München-Oscar, den "Ude 2011", um dessen Verleihung sich das Singspiel drehen wird. Dargestellt wird sie von Stéphanie Berger, einer Schweizer Schauspielerin und Kabarettistin, die Biedermann als "blond, unheimlich schön, mit tollen Beinen" beschreibt, eben eine echte "Ex-Miss Schweiz", die ein wenig Erotik auf den Nockherberg bringen soll.

Ebenfalls neu am Berg ist die Schauspielerin Angela Ascher, die die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer verkörpern wird. Auch Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler wird in diesem Jahr bei der Salvatorprobe nicht ungeschoren davonkommen: Sein Darsteller, Bernhard Wunderlich, ist laut Biedermann "ein begnadeter Rapper", der mit seiner Band "Blumentopf" im Jahr 50 Auftritte absolviert und zudem noch seine Doktorarbeit in Biophysik schreibt. Zusammen mit Corinna Duhr, die wieder Bundeskanzlerin Angela Merkel spielen wird, soll er ein emotionales Stück singen und zwar nach der Musik des Songs "I Love the Way You Lie" von Eminem.

Merkel alias Duhr wird dabei als Rihanna auftreten, der Rösler alias Wunderlich sein Leid klagt. "Das wird ein absoluter Knaller", verspricht Biedermann. Auch ein Lied von "La Beyonce" ("If I Were a Boy") wird zu hören sein. Wer dies singt, verriet der Regisseur noch nicht: "Das Ganze soll ja eine Überraschung sein, die man nicht erwartet."

Neben den Politikern werden jedoch diesmal auch Vertreter des Volkes auf der Bühne vertreten sein - so zum Beispiel der "Wutbürger", den Thomas Müller mimt, und die "Deutsche Aische", dargestellt von Murat Topal. Statt selbstkomponierter Liedern gibt es diesmal Cover-Songs - und Live-Musik. Nockherberg-Komponist Martin Lingnau wird selbst am Flügel Platz nehmen. Engagiert wurde auch die Schlagzeugerin Diana Lueger von der österreichischen Band "Zweitfrau" sowie die bekannte deutsche DJane Miss Leema, die das musikalische Spektrum des Nockherbergs erweitern soll - und dabei unter anderem auch Unterstützung vom Tubaspieler Ferdinand von Seebach bekommen wird.

Neben den neuen Gesichtern werden auch die Klassiker wieder dabei sein: Wolfgang Krebs als Horst Seehofer, Stefan Zinner als Markus Söder, Eva-Maria Höfling als Claudia Roth sowie André Hartmann als Christian Ude, der diesmal jedoch einen weitaus größeren Part als im Vorjahr lernen muss. Schließlich ist er als Ude der Moderator des Abends und soll die Preise übergeben - freilich nur, wenn die Salvatorprobe stattfindet und nicht zu viele Politiker wegen der Ereignisse in Japan absagen. Einer kommt ohnehin nicht: Außenminister Guido Westerwelle. Er wurde nach dem Ärger über die Bußpredigt vom vergangenen Jahr auf eigenen Wunsch gar nicht erst eingeladen.

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