W&V: Trendforschung:Suche nach Megatrends

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"Die Bedeutung von Social Media und Facebook wird überschätzt": Ein Institut für Zukunftsforschung will Unternehmen helfen, Zukunft planbar zu machen.

Christof Wadlinger

Die Zukunft lässt sich zwar nicht voraussagen. "Sie lässt sich aber planbar machen", sagt Eike Wenzel. Um der Wirtschaft sowie Unternehmen dabei zu helfen und ihnen die Entwicklungen der nächsten zehn Jahre zu vermitteln, hat der Trendforscher und frühere Mitarbeiter beim Zukunftsinstitut von Matthias Horx kürzlich in Heidelberg sein ITZ Institut für Trend- und Zukunftsforschung gegründet - die erste derartige Einrichtung, die an einer Hochschule angesiedelt sei und wissenschaftlich fundiert vorgehe, betont Wenzel.

Wichtig ist dem Medienwissenschaftler Eike Wenzel bei seiner Arbeit die Abgrenzung vorübergehender Moden. In diesem Bereich siedelt er derzeit Social Media und Facebook an. "Die Bedeutung wird überschätzt", so Wenzel. (Foto: Gülay Keskin)

Als Partner fungiert zwar keine der Elite-Universitäten in Baden-Württemberg, immerhin aber die Hochschule Heilbronn. Geplant ist dort mittelfristig sogar ein eigener Studiengang zum Thema. Mit seiner Nähe zur Wissenschaft will Wenzel sich von Anbietern wie dem Zukunftsinstitut, dem Trendbüro von Peter Wippermann oder der Stiftung für Zukunftsfragen von Horst Opaschowski abgrenzen. "Da fehlt es bei der Ermittlung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse oft an nachvollziehbaren Methoden und Modellen", klagt Wenzel.

Zudem handle es sich häufig um Marketingberatung und die Bestätigung der ohnehin vorhandenen Strategien der Kunden. Das ITZ will dagegen eigenständig jährlich mehrere unabhängige Untersuchungen wie etwa Lebensstilstudien durchführen. Daraus werden alle Lebensbereiche umfassende Megatrends wie die Neo-Ökologie abgeleitet, woraus beispielsweise Zielgruppen wie die bereits von Wenzel ausgemachten Lohas resultieren. Basierend auf den Studien hofft der ITZ-Chef auf Forschungsaufträge zu Details und Einzelfragen.

Als Unterstützung hat das ITZ sich zudem den führenden Marktforscher ins Boot geholt. "Wir sind offizieller Partner der GfK", sagt Wenzel - nicht jedoch deren ausgelagerte Trenderkundungsabteilung. Die Kooperation ermögliche nicht zuletzt Zugriff auf deren Datenbestände. Um an wichtigen Märkten präsent zu sein, unterhält ITZ-Mitgesellschafter Dirk Schimmel, hauptberuflich Chef der Beratungsagentur Ethos, ein Büro in Hamburg. Als weiterer Standort soll München dazukommen.

Für Aufmerksamkeit sorgt Wenzel über Seminare und den monatlichen Infodienst Zukunftsletter, den er für den Bonner VNR-Verlag mit Inhalten füllt. Die ITZ-Website zukunftpassiert.de will er tagesaktuell bestücken und zum führenden Trendforschungsportal ausbauen. Soeben erschien auch beim Heyne-Verlag sein Trendforschungsbuch für die breite Öffentlichkeit.

Wichtig ist Wenzel bei seiner Arbeit die Abgrenzung nachhaltiger Entwicklungen von vorübergehenden Moden, aufgeregten Hypes und anderen Zeitgeisterscheinungen. In diesem Bereich siedelt er derzeit Social Media und Facebook an. "Die Bedeutung wird überschätzt", so Wenzel. Man könne damit Aufmerksamkeit erzeugen, aber keinen Bewusstseinswandel. Ohnehin sei nur ein sehr kleiner Teil der Onliner dort wirklich selbst aktiv tätig.

Die Eignung als Umfeld für Marketing sei daher auch nur eingeschränkt gegeben. An klassischen Medien kommt die Werbung nicht vorbei, findet Wenzel. Dass die Bürger Radio, TV oder Zeitungen sich aber auch über das Internet zugänglich machen, sei wieder ein anderes Thema.

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