Ägypten:Mubarak im Krankenhaus

Ägyptens gestürzter Präsident ist in eine Klinik in Scharm El-Scheich gebracht worden. Angeblich soll Mubarak bei einem Verhör einen Herzanfall erlitten haben.

Sonja Zekri, Kairo

Der gestürzte ägyptische Präsident Hosni Mubarak hat offenbar bei einer Befragung einen Herzanfall erlitten. Ermittler der Staatsanwaltschaft hätten Mubarak erstmals wegen Vorwürfen der Bestechung und des Machtmissbrauchs vernommen, als dieser die Attacke erlitten habe, berichtete das staatliche Fernsehen am Dienstagabend.

File picture shows Egypt's President Mubarak attending meeting with UAE FM Sheikh Abdullah at presidential palace in Cairo

Im Krankenhaus: Der gestürzte ägyptische Staatschef Mubarak hat offenbar Probleme mit seinem Herzen.

(Foto: REUTERS)

Der 82-Jährige, der im Februar durch Massenproteste gegen seine Regierung zum Rücktritt gezwungen worden war, sei im "International Hospital" im Badeort Scharm El-Scheich auf dem Sinai. Sein Gesundheitszustand sei "mehr oder weniger" stabil, sagte der Krankenhausdirektor.

Spekulationen über den Gesundheitszustand Mubaraks hatte es noch während dessen Amtszeit gegeben. Auch nach seinem Sturz waren immer wieder Gerüchte im Umlauf, Mubarak wolle sich in Deutschland oder Saudi-Arabien behandeln lassen. Der Militärrat, der Ägypten derzeit regiert, hatte ihm allerdings die Ausreise verboten, ebenso wie seinen Söhnen Gamal und Alaa.

Nachdem Hunderttausende am Freitag gegen die schleppende juristische Aufarbeitung der Mubarak-Herrschaft auf dem Tahrir-Platz protestiert hatten und bei der Räumung des Platzes zwei Menschen gestorben waren, hatte die Staatsanwaltschaft am Sonntag den Ex- Präsidenten und seine Söhne Gamal und Alaa zur Vernehmung vorgeladen.

Dabei soll es nicht nur, wie bereits vorher angekündigt, um Korruption gehen - Mubaraks Vermögen wird auf bis zu 70 Milliarden Dollar geschätzt -, sondern auch um die mehr als 800 Opfer der Proteste vor zwei Monaten, die, so der Vorwurf, von Mubaraks Schlägertrupps oder Sicherheitskräften getötet wurden. Auch gegen andere hochrangige Vertreter des Regimes wird inzwischen ermittelt, darunter Ex-Premier Ahmed Nasif und der Vorsitzende des Schura-Rates Safwat al-Scharif.

Mubarak hatte alle Vorwürfe am Sonntag in seinem ersten Auftritt seit dem Ende seiner Herrschaft von sich gewiesen. In einer aufgezeichneten Rede im Satellitensender Al-Arabija sagte er, es schmerze ihn , die "falschen Anschuldigungen" gegen ihn und seine Familie zu hören, die seine Integrität in Zweifel zögen. Am Ende der Rede drohte er allen, die ihn verleumdeten, mit juristischen Schritten.

Die Armee rückte am Dienstagabend mit Schützenpanzerwagen mit aufmontierten Maschinengewehren und hunderten Soldaten auf den Tahrir-Platz vor. Dort hatten sich seit Freitag einige Hundert Demonstranten hinter Stacheldraht und Panzersperren verschanzt und den Platz blockiert. Die Soldaten rollten den Stacheldraht ein, drängten die Protestierenden von der zentralen Verkehrsinsel und gaben den Platz wieder für den Verkehr frei.

Einige Menschen wurden von der Armee abgeführt, darunter auch eine Frau. Das Militär ist durch sein hartes Vorgehen in den letzten Tagen zusehends in die Kritik geraten.

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