Basketball: NBA-Playoffs:Ferrari im sechsten Gang

In der NBA beginnen die Playoffs: Kann Dirk Nowitzki die erste Runde überstehen? Gibt es Raufereien in New York? Und was treibt eigentlich Shaquille O'Neal? Die wichtigsten Fragen zu den Playoffs.

Jonas Beckenkamp und Jürgen Schmieder

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Dallas Mavericks at Los Angeles Lakers

Quelle: dpa

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1. Dirk Nowitzkis persönliche Saisonbilanz

Ginge es rein nach der Punkteausbeute, liefert Dirk Nowitzki in dieser Saison seine schwächste Spielzeit seit sechs Jahren ab. 22,9 Punkte erzielte der Würzburger im Schnitt pro Spiel, damit liegt er beinahe vier Zähler unter dem Wert seines punktemäßig besten Jahres 2006. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Noch nie in seinen mittlerweile 13 NBA-Jahren agierte der 32-Jährige so effektiv wie in der aktuellen Saison. Fast 52% seiner Würfe finden den Weg in den Korb - dazu trifft Nowitzki nahezu 40% seiner Dreier, was für einen Spieler seiner Größe (2,13 Meter) ziemlich bemerkenswert ist. Außerdem ist der deutsche Nationalspieler nach seinem DBB-freien Sommer 2010 ausgeruhter als in den vergangenen Jahren - und auch seine Knieverletzung, die ihn im Januar außer Gefecht gesetzt hatte, scheint längst auskuriert.

Nur: Wie in jeder Saison ist diese Bilanz wenig wert, wenn die Mavericks in den Playoffs versagen (siehe nächste Seite).

Jared Dudley, Dirk Nowitzki, Shawn Marion

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2. Die Titelchancen der Mavericks

Nowitzki und seine Dallas Mavericks absolvierten den regulären Teil der Saison wieder einmal auf überzeugende Weise, doch das ist seit vielen Jahren so - für den Titel hat es dennoch nie gereicht. In der näheren Vergangenheit schied das Team meist ziemlich früh aus den Playoffs aus. Auch dieses Mal spricht einiges gegen die "Mavs": Zum Saisonende häuften sich die Verletzungen im Team, es setzte einen kleinen Durchhänger mit vier Pleiten in Serie und die Stimmung innerhalb der Mannschaft drohte zu kippen. Am Ende fing sich die Mannschaft wieder und muss nun gegen die Portland Trailblazers antreten - eine Mannschaft, die den Ruf, äußerst körperbetont zu agieren, was den Mavericks nun gar nicht liegt. Die Trailblazers sind also in der ersten Runde ein guter Maßstab für die Mavericks, die nun zeigen müssen, dass sie aus den vergangenen Jahren ihre Lehren gezogen haben.

Boston Celtics gegen New York Knicks

Quelle: imago sportfotodienst

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3. Rivalen unter sich

Wer Ellbogen fliegen und harte Jungs kämpfen sehen will, dem sei die Erstrunden-Begegnung der Boston Celtics gegen die New York Knicks ans Herz gelegt. Beide Städte an der Ostküste der USA verbindet seit jeher eine gesunde Hassliebe und ebenso verhält es sich mit den zugehörigen Basketballteams. Bereits während der Saison trafen beide Mannschaften mehrfach aufeinander - kuschelig ging es dabei nie zur Sache. Pikant am Rande: Während den Altmeistern Ray Allen, Paul Pierce und Kevin Garnett von den Celtics nach zuvor starken Auftritten zum Saisonende die Puste auszugehen schien, legten die Knicks um ihren prominenten Zugang Carmelo Anthony (hinten) einen überzeugenden Endspurt hin - und das ohne ihren Dauerdunker Amar'e Stoudemire, der nach einer Verletzung pünktlich zu den Playoffs wieder fit ist.

Miami Heat Wade and LeBron James defend Boston Celtics Paul Pierce during their NBA basketball game in Miami.

Quelle: REUTERS

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4. Einen Gang höher schalten

82 Spiele lang dauert die reguläre NBA-Saison - beinahe jeden zweiten Abend absolvieren die Teams eine Partie in einer anderen Stadt. Kein Wunder, dass da auch mal der Akku leer ist und die Motivation nicht immer für die ganz großen Taten in der Defensive reicht. Anders in den Playoffs: Hier wird gekämpft, gezerrt, gestoßen und sich auf das Parkett geworfen, als gäbe es kein Morgen. Das Spiel verändert seinen Charakter radikal. "Es ist eine komplett andere Sportart", sagte Michael Jordan einst über die Playoffs. "In der regulären Saison fährst Du langsam mit einem Truck, in den Playoffs rast Du permanent mit einem Ferrari im roten Bereich." Die meisten Trainer verkleinern ihre Wechsel-Rotation, so dass statt zehn zumeist nur noch sieben bis acht Akteure zum Einsatz kommen - Chancen auf viel Spielzeit haben nur diejenigen, die sich für ihre Mannschaft zerreißen und jedem Ball hinterherhechten.

Miami Heat v New Jersey Nets

Quelle: AFP

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5. Vorfahrt für Abwehr!

Eine weitere Weisheit neben jener, in den Playoffs einen Gang höher schalten zu müssen, ist jene, dass die Offensivspieler Partien gewinnen, die Defensive jedoch die Meisterschaft. Deshalb gelten vor allem jene Teams als favorisiert, die den Gegnern wenige Punkte erlauben - die Boston Celtics ließen in der regulären Spielzeit gerade einmal 91,13 Punkte zu, die Chicago Bulls 91,31. Die New York Knicks dagegen, Gegner der Celtics in der ersten Runde, mussten 105,73 Punkte pro Spiel zulassen.

New Jersey Nets v Chicago Bulls

Quelle: AFP

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6. Achte auf den Punkte-Unterschied

Eine vielfach unterschätzte Statistik kramte die New York Times in den vergangenen Tagen hervor. Daraus geht hervor, dass in etwa sieben von zehn Spielzeiten jene Mannschaften am Ende im Finale standen, die in der regulären Saison die beste Punkte-Differenz vorweisen konnten. In dieser Saison sind das die Miami Heat (+7,46), die Chicago Bulls (+7,31), die Los Angeles Lakers (+6,11) und die San Antonio Spurs (+5,70). Die Dallas Mavericks übrigens kommen auf einen Schnitt von +4,23. Es gibt auch Teams, die mit einer negativen Bilanz in die Playoffs gehen - die Indiana Pacers etwa mit einem Schnitt von -1,08.

Matt Bonner

Quelle: imago sportfotodienst

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7. Ungewöhnliche Helden

Bis zu sieben Mal können sich zwei Teams im Rahmen einer Serie gegenüberstehen, ehe feststeht, wer die nächste Runde erreicht. Zeit genug, um den Gegner zu studieren, Stärken und Schwächen zu analysieren und den jeweiligen Ausnahmespieler des Rivalen mit geeigneten Sonderbewachern zu ärgern. So erlangen immer wieder Profis besondere Bedeutung, die vorher keiner so recht auf dem Zettel hatte: die Defensiv-Klette (wie z.B. Ron Artest von den LA Lakers), den treffsicheren Bankspieler (wie z.B. Nowitzkis Teamkollege Jason Terry) oder den eiskalten Dreierspezialisten. Matt Bonner von den San Antonio Spurs (im Bild beim Wurf) ist so einer. Playoff-Zeit ist eben auch Spezialisten-Zeit.

Chicago Bulls at New York Knicks

Quelle: dpa

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8. Formstärke

Wie gut die Chancen einer Mannschaft in den Playoffs stehen, lässt sich auch an der Formkurve der letzten zehn Spiele in der regulären Saison ablesen. Ginge es nach diesem Maßstab, könnte es einige Überraschungen geben - das beweisen die Statistiken der vergangenen Spielzeiten. Das derzeit wohl "heißeste" Team sind die Chicago Bulls um ihren Aufbauspieler Derrick Rose (im Bild). Der 22-Jährige war der wohl beste Akteur dieser NBA-Saison, seine Explosivität und sein Spielverständnis sprengen sämtliche Rahmen, weshalb man in der "Windy City" viele Jahre nach der Ära von Michael Jordan, Scottie Pippen und Dennis Rodman wieder vom Titel träumt. Doch auch die Oklahoma City Thunder (um Kevin Durant, den besten Punktesammler des Jahres), die Miami Heat (mit LeBron James und Dwyane Wade) und auch die Knicks zeigten zum Saisonende, dass sie bereit für die Playoffs sind.

Oklahoma City Thunder at Los Angeles Lakers

Quelle: dpa

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9. Formschwäche

Beileibe nicht alle vermeintlichen Favoriten sind derzeit gut drauf. Das größte Fragezeichen unter den Spitzenteams sind wieder einmal die Los Angeles Lakers. Als die Saison auf die Zielgerade ging, hagelte es wie im Jahr zuvor Niederlagen für Kobe Bryant und seine kalifornischen Kollegen. Im März und auch im April verloren die Lakers gleich mehrere Partien hintereinander - zuletzt verletzte sich auch noch ihr Center Andrew Bynum am Knie. Auch bei Dirk Nowitzki und den Mavericks lief in den vergangenen zwei Wochen längst nicht alles rund (zudem fehlt weiterhin der verletzte Flügelspieler Caron Butler) und wenn die Boston Celtics und die Atlanta Hawks nicht bald zurück zu ihrer Form finden, könnten es für diese Vereine eine relativ kurze Playoff-Zeit werden.

Boston Celtics center Shaquille O'Neal dunks the ball against the Detroit Pistons in the second quarter of their NBA basketball game in Boston

Quelle: REUTERS

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10. Wo ist der große Mann?

Bei den Boston Celtics stellt man sich diese Frage, seit der Klub Center Kendrick Perkins nach Oklahoma abgegeben hat. Shaquille O'Neal, der große alte Mann des Basketballs, sollte noch einmal auf der großen Bühne auftreten und die großen alten Männer der Celtics zum 18. Titel führen. Nur: O'Neal ist meist verletzt. Sein Trainer Doc Rivers hat nun angekündigt, dass "Shaq" in der ersten Playoff-Runde gegen die New Yorks Knicks antreten und in der möglichen zweiten Runde in guter Form sein könnte. Außer Rivers glaubt daran jedoch kaum jemand. Es könnte auch so ablaufen: Die Celtics verlieren in der ersten Runde - und O'Neal sieht von der Ersatzbank aus zu. Es wäre kein schönes Karriereende für den 39-Jährigen.

© sueddeutsche.de/jbe/jüsc
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