Im Kino: "Battle Los Angeles":Platt gewalzt

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Du musst jetzt tapfer sein wie ein kleiner Marine: Im Film "Battle Los Angeles" greifen Raumschiffe Amerika an. Der Kampf zwischen Gut und Böse lässt keinen Platz für Ambivalenz.

Jan Füchtjohann

Das konnte man den Japanern wirklich nicht zumuten: Der Start von "World Invasion: Battle Los Angeles" wurde dort auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach Erdbeben, Flutwelle und Atomunglück braucht das Land nicht auch noch einen gewaltigen, auf die Erde niedergehenden Meteorschauer - der sich kurz vor dem Aufprall als Schwadron Raumschiffe herausstellt. Die Aliens wollen unser Wasser und dafür müssen sie die Menschheit ausrotten.

Die Aliens wollen unser Wasser und dafür müssen sie die Menschheit ausrotten: So beginnt ein Kampf gegen einen Gegner mit gruseligen Augen. (Foto: AP)

So beginnt ein Kampf gegen einen Gegner, der gruselige Augen hat, eine seltsame Sprache spricht und Phantasieuniformen aus dem Fundus der Filmgeschichte trägt. Nein, nicht gegen Muammar al-Gaddafi. Die Situation ist politisch eindeutiger. Und darum kann der Kampf auch weniger verdruckst geführt werden. "Battle LA" wirkt wie ein Rekrutierungsvideo für das U.S. Marine Corps. Man sieht, wie der Afghanistan-gestählte Staff Sergeant Michael Nantz (Aaron Eckhart) ein sympathisches Rudel junger Frontschweine an den fiesesten Ort führt, den sie je gesehen haben: Santa Monica. Nach diesem heroischen Einsatz ist der Trupp bereit, allein gegen das Kommando-Raumschiff der Aliens vorzurücken. Die anderen Städte - Tokio, Rio de Janeiro, New York, Hongkong, London, Paris, Barcelona, Hamburg und Sydney - müssen noch auf Helden aus dem begleitenden Computerspiel warten.

Allerdings haben deutlich bessere Filme wie "District 9" längst auf das zentrale Problem bei diesen Erzählungen vom "Krieg der Welten" hingewiesen. Sie bilden nämlich eine etwas unbehagliche Synthese aus den beiden großen Paradigmen, die sich im Zweiten Weltkrieg gegenüberstanden. Einerseits geht es um den Kampf der Alliierten, die sich gegen einen unaufhaltsamen Aggressor verbünden: Jung und Alt, Schwarz und Weiß, Mann und Frau kennen nun nur noch den Kampf für die gerechte Sache. Die Lizenz, dafür vorbehaltlos zu töten - das ist wiederum die böse alte Nazi-Phantasie.

Das macht "Battle LA" ziemlich enttäuschend. Der Film sehnt sich nach einer Eindeutigkeit, die Kriege schon lange nicht mehr haben und in Wahrheit niemals hatten. Der wirklichen Situation in Afghanistan oder Libyen entsprechen allenfalls ein paar Szenen am Anfang: Als noch niemand genau weiß, gegen wen man da eigentlich kämpft.Dann wird das alles platt gewalzt. "Marines Don't Quit" und "For Home, Country and Family" heißen Stücke aus dem bombastischen Soundtrack. "Du musst jetzt tapfer sein wie ein kleiner Marine", sagt der Sergeant zu einem Kind. Jede Ambivalenz wird dem Film ausgetrieben.

Bis auf eine. Denn der Spaß am Zerstören, die Freude am Kollateralschaden - darin ist dann doch eine kleine Zusatzbotschaft versteckt.L.A. ist eine Stadt der geplatzten Träume: Auf jeden Filmschaffenden, der hier den Durchbruch geschafft hat, kommen tausend Frustrierte. Insofern zeigt dieser Film also doch einen gerechten Krieg. "Für mich", so gab ein an ihm Beteiligter zu Protokoll, "ist mit diesem Auftrag ein echter Traum wahr geworden - ich durfte Los Angeles zerstören."

BATTLE: LOS ANGELES, USA2011 - Regie: Jonathan Liebesman. Buch. Christopher Berolini. Mit: Aaron Eckhart, Michelle Rodriguez. Sony, 116 Minuten.

© SZ vom 16.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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