Italien: Urteil nach Brandkatastrophe:Sechzehneinhalb Jahre Haft für Thyssen-Manager

Sieben Arbeiter waren 2007 bei einem Feuer im Turiner ThyssenKrupp-Werk ums Leben gekommen. Nun hat ein italienisches Gericht den deutschen Firmenleiter wegen Totschlags mit bedingtem Vorsatz verurteilt.

Drei Jahre nach einem verheerenden Brand in einem italienischen ThyssenKrupp-Werk mit sieben Toten ist ein deutscher Spitzenmanager der Firma zu 16 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Ein Geschworenengericht in Turin sprach den Firmenleiter des Totschlags mit bedingtem Vorsatz in erster Instanz schuldig, wie italienische Medien berichteten. Die Verteidigung kündigte an, in Berufung zu gehen.

Italien: Urteil nach Brandkatastrophe: Im Dezember 2007 war im Turiner ThyssenKrupp-Werk ein Feuer ausgebrochen - sieben Arbeiter kamen bei dem Brand ums Leben.

Im Dezember 2007 war im Turiner ThyssenKrupp-Werk ein Feuer ausgebrochen - sieben Arbeiter kamen bei dem Brand ums Leben.

(Foto: AP)

Neben dem Deutschen waren fünf weitere Manager der ThyssenKrupp-Tochter AST wegen des folgenschweren Brandes im Dezember 2007 der fahrlässigen Tötung angeklagt. Erstmals in der italienischen Justizgeschichte wurde aber ein Firmenleiter nach einem tödlichen Arbeitsunfall wegen Totschlags mit bedingtem Vorsatz verurteilt. Auch die übrigen fünf Angeklagten erhielten hohe Freiheitsstrafen von 13 Jahren und sechs Monaten sowie von zehn Jahren und zehn Monaten. Mit dem Strafmaß für den Firmenchef und die meisten Angeklagten folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

"Bewusste Fahrlässigkeit" des Unternehmens

Nach der Brandkatastrophe war herausgekommen, dass die Sicherheitsvorkehrungen in dem Werk völlig unzureichend und die Feuerlöscher unbrauchbar gewesen waren. Die Anklage sprach von einer "bewussten Fahrlässigkeit", denn das Unternehmen hätte in den Brandschutz investieren müssen, dies aber nicht getan und damit auch die Gefahr eines Feuers hingenommen. Die Flammentragödie hatte die in Italien bereits heftige Diskussion um Sicherheit am Arbeitsplatz verstärkt und auch anti-deutsche Ressentiments freigesetzt.

Die sieben Arbeiter waren damals bei lebendigem Leib in einer "ungewöhnlichen Flammenwelle verbrannt", wie es der einzige überlebende Augenzeuge des Infernos beschrieb.

Gewerkschafter und Angehörige der Opfer werteten das Urteil als einen großen Sieg der Gerechtigkeit. Sie feierten vor allem die Tatsache, dass der Vorstandschef des Edelstahlunternehmens nicht allein wegen fahrlässiger Tötung zur Rechenschaft gezogen wird.

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