Nach der Tornado-Serie in den USA:Angst vor der Flut

Das Ausmaß der Tornado-Katastrophe im Süden der USA ist noch nicht absehbar, Rettungskräfte bergen mehr als 300 Tote. Da droht schon das nächste Desaster.

Nach den Tornados im Süden der USA droht den Anwohnern des Mississippi jetzt auch noch eine Flutkatastrophe. Die Behörden von Louisiana und Mississippi sprachen eine Warnung aus und begannen mit Sicherungsmaßnahmen. In beiden Staaten herrscht der Notstand.

Nach der Tornado-Serie in den USA: In Schutt und Asche: der Ort Forest Lake in Alabama.

In Schutt und Asche: der Ort Forest Lake in Alabama.

(Foto: AFP)

Das verheerende Ausmaß der Horror-Tornados wird immer deutlicher: Bis zum Samstag bargen Helfer 340 Tote aus den verwüsteten Gebieten. Suchtrupps hatten nur noch wenig Hoffnung, Überlebende unter den Trümmern zu finden.

Das Schicksal Hunderter Menschen blieb ungewiss. "Die Rettungsarbeiten sind beendet", sagte der Gouverneur von Alabama, Robert Bentley, in Birmingham. "Wir haben mit den Aufräumarbeiten begonnen." Der Nationale Wetterdienst sprach von der zweitgrößten Tornadokatastrophe in der Geschichte des Landes. Zuvor hieß es, es handele sich um die wohl schlimmste Tornado-Serie in den USA seit 80 Jahren.

Präsident Barack Obama war bei einem Besuch in der Katastrophenregion sichtlich erschüttert und sagte schnelle Hilfe für den Wiederaufbau zu. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte den USA in einem Kondolenzschreiben ihr Mitgefühl aus. "Ich habe noch nie eine derartige Verwüstung gesehen", sagte Obama in der besonders schwer zerstörten Stadt Tuscaloosa in Alabama. "Wir werden sicherstellen, dass ihr nicht vergessen werdet."

Die Regierung in Washington könne zwar nicht jene zurückbringen, die ihr Leben verloren hätten, "sie sind an Gottes Seite". Aber eines könne man tun: "Wir werden diesen Gemeinden beim Wiederaufbau helfen." Obama kam auch mit dem Gouverneur von Alabama, Robert Bentley, zusammen. Allein in diesem Bundesstaat starben weit über 200 Menschen. Bentley betonte, die Schäden seien so enorm, dass es wahrscheinlich noch Tage dauern werde, bis das Ausmaß der Katastrophe abzuschätzen sei.

Mehr als 10.000 Menschen sind obdachlos, 1700 wurden verletzt. Auch in fünf weiteren Bundesstaaten gab es Todesopfer. Fast eine Million Haushalte waren ohne Strom. Nahe Athens, ebenfalls in Alabama, wurde ein Atommeiler durch den Sturm von der Stromversorgung abgeschnitten. Die drei Reaktoren schalteten sich automatisch ab. "Alle Systeme haben wie vorgesehen funktioniert", sagte ein Sprecher. "Das übliche Vorgehen zur Abkühlung der Anlage läuft."

Der Autobauer Daimler stoppte seine Produktion im US-Werk in Tuscaloosa für den Rest der Woche. "Bei uns sind keine Mitarbeiter zu Schaden gekommen", sagte Finanzvorstand Bodo Uebber am Freitag.

Streckenweise fegten die Wirbelstürme mit mehr als 300 Stundenkilometern über das Land. Meteorologen zählten allein in den letzten Tagen mehr als 150 Tornados. Damit wird der April 2011 wohl der April mit den meisten Tornados seit Jahrzehnten. Die meisten Wirbelstürme bislang wurden im April 1974 gezählt: 267. "Angesichts der Zahl der Tornados und der Schäden ist diese Katastrophe die schlimmste seit 1974", sagte Meteorologe Harold Brooks vom Nationalen Labor zur Erforschung schwerer Stürme in Norman (US-Staat Oklahoma). Damals starben 310 Menschen.

Die Unwetter vom Mittwoch sei am ehesten vergleichbar mit einem am 21. März 1932, als 332 Menschen durch Tornados starben, 268 allein in Alabama, sagte Brooks der Washington Post. Das Zentrum der Katastrophe war Tuscaloosa: Ein riesiger Tornado fegte mit einer Breite von 1,5 Kilometern über die Stadt. "Es war ein Monster", sagte ein Augenzeuge. Innerhalb von Minuten machte der Wirbelsturm ganze Straßenzüge dem Erdboden gleich. Autos wurden durch die Luft gewirbelt. "Es ist ein Chaos", sagte eine Überlebende.

In Alabama, Mississippi und Georgia wurde der Notstand ausgerufen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: